Unterschiedliche strategische Ansichten haben nach Darstellung des Ex-Stellantis-Chefs zu seinem plötzlichen Ausscheiden geführt. Für seinen Geschmack wurde aber wohl auch zu viel diskutiert.
Carlos Tavares: Der Ex-Stellantis-Chef hat sich zu seinem Rücktritt geäußert.
Die Nachricht hat die Autobranche Anfang Dezember kalt erwischt: Carlos Tavares tritt abrupt von seinem Amt als Stellantis-CEO zurück. Seitdem ist viel über die Hintergründe spekuliert worden. Jetzt hat sich Tavares erstmals zu dem Vorgang geäußert.
Der portugiesischen Zeitung "Expresso" sagte Tavares, es habe interne Meinungsverschiedenheiten gegeben. Dabei sei es um die strategische Ausrichtung des Konzerns gegangen. Seinen Abschied bezeichnete er dennoch als "einvernehmlich".
Tiefer ins Detail ging Tavares nicht in dem Interview, das seit seiner Veröffentlichung unter anderem von der Nachrichtenagentur Reuters aufgegriffen wurde. Die Entscheidung zum Rücktritt sei schließlich in Absprache mit Verwaltungsratspräsident John Elkann getroffen worden.
Schon zuvor war berichtet worden, dass es am Ende von Tavares gesetzte Ziele waren – etwa bei den Kosten und im Umgang mit Zulieferern –, die zum Zerwürfnis führten. Einige Vorstandsmitglieder bewerteten sie demnach als unrealistisch und sogar schädlich.
Intern hatte Tavares zum Schluss kaum noch Verbündete, wie die Automobilwoche berichtete. Den Aufsichtsrat soll er bei einer Krisensitzung gewarnt haben, sich nicht in seine Angelegenheiten einzumischen. Unter anderem soll es dabei um die schärferen CO2-Vorschriften in der EU gegangen sein.
"Ein Unternehmen mit 250.000 Mitarbeitern, einem Umsatz von 190 Milliarden Euro und 15 Marken, die es weltweit vertreibt, kann nicht mit einem Mangel an Übereinstimmung geführt werden", sagte Tavares nun bei "Expresso".
Das plötzliche Ende seiner Zeit an der Konzernspitze verletze ihn "ganz und gar nicht". Wenn er die Zeit zurückdrehen könne, würde er wieder so handeln und entscheiden, wie er es getan habe. Sein Vertrag wäre bis zum Frühjahr 2026 gültig gewesen.
Die Autoindustrie steuere auf eine "darwinistische" Phase zu – ein Bild, das er schon öfter genutzt hatte. "Wenn man sich einem Sturm gegenübersieht, muss man das Boot entsprechend den Wellen lenken", sagte Tavares: "Man kann nicht darüber diskutieren, wie man ihnen am besten begegnet." (mer)
