Abgasprobleme: Ford ruft 769.000 Diesel zurück

Es hatte sich abgezeichnet: Auf Ford kommt ein gewaltiger Rückruf zu. Insgesamt 768.927 Fahrzeuge, davon 164.168 in Deutschland müssen in die Werkstätten. Das hat das Kraftfahrt Bundesamt (KBA) angeordnet.

Ursache sind Probleme mit dem Dieselpartikelfilter, die dazu führen können, dass die zulässigen Partikelemissionen in den Abgasen überschritten werden. Das kann zur Folge haben, dass Fahrzeuge die Abgasuntersuchung (AU) im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Hauptuntersuchung (HU) nicht bestehen. Das zählt als "erheblicher Mangel" und das Auto erhält keine neue Plakette.

Folgende Modelle der Baujahre von 2014 bis 2023 sind laut KBA vom Rückruf betroffen: B-Max, C-Max, Eco Sport, Fiesta, Focus, Galaxy, Grand C-Max, Kuga, Mondeo, Ranger, S-Max, Tourneo Connect, Tourneo Courier, Transit Connect und Transit Courier.

Dass Ford Probleme mit seinen Dieseln hat, ist lang bekannt. Im Juli 2023 war für Euro-6-Diesel bei der Abgasuntersuchung ein neues, genaueres Messverfahren eingeführt worden, die so genannte Partikelmessung.

Bereits Ende August 2023 berichtete die Automobilwoche unter Berufung auf Prüfdienst-Insider erstmals, dass Ford-Diesel überdurchschnittlich häufig am neuen Messverfahren scheitern.

Ende Oktober 2024 dann bestätigte das KBA Ermittlungen gegen mehrere Marken "wegen des Verdachts der Nichteinhaltung der Vorschriften bezüglich der Dauerhaltbarkeit emissionsmindernder Einrichtungen" und erklärte, dass ein Hersteller bereits eine Rückrufmaßnahme vorgestellt habe, die das KBA nun bewerte.

Wie sich nun zeigt, handelte es sich hierbei offenbar um Ford. Auf Nachfrage erklärte Ford, bei "einigen" der vom Rückruf betroffenen Fahrzeuge könne "ein unerwarteter Defekt des Dieselpartikelfilters (DPF) auftreten, der die Funktion der Abgasnachbehandlung negativ beeinflussen und zu höheren Partikelemissionen führen kann."

Und weiter: "Ford wird die Kalibrierungssoftware der betroffenen Modelle aktualisieren und bei Bedarf defekte DPF austauschen, um die langfristige Funktion der Abgasnachbehandlung sicherzustellen."

Zudem habe man die Garantie für die ab Werk verbauten Partikelfilter auf 10 Jahre oder 160.000 Kilometer ausgedehnt und für Service-Austauschteile auf drei Jahre.

Beim ADAC geht man davon aus, dass die angekündigten Maßnahmen die erwünschte Wirkung zeigen. "Das angekündigte Softwareupdate sollte das Problem nun dauerhaft lösen", erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage. Der Rückruf sei eine "gute Nachricht" für die Autofahrer.

Der Automobilclub geht davon aus, dass "sich zu hohe Temperaturen beim Freibrennen des Filters ("Regenerationverfahren") auf die Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit des Partikelfilters ausgewirkt bzw. diesen geschädigt haben."

Wie groß das Problem bei der Abgasuntersuchung ist, zeigt eine Auswertung des belgischen Branchenverbands für die Autoinspektion und Prüfung des Führerscheins (GOCA), die der Automobilwoche im Oktober zugespielt wurde.

Demnach bestehen in Belgien deutlich mehr als zehn Prozent der Dieselfahrzeuge von Ford die dortige Abgasmessung nicht. Beim Ford Fiesta liegt die Durchfallquote sogar bei rund 60 Prozent, beim Ford Focus bei über 40 Prozent. Der Durchschnitt aller Fahrzeuge liegt bei 7,47 Prozent.

Die Durchfallquote in Deutschland liegt bei 4,18 Prozent. Die vom KBA festgestellte maximale Durchfallquote eines Herstellers in Deutschland (mutmaßlich Ford) liegt bei 6,1 Prozent.

Ursache für den Unterschied zu Belgien ist vor allem, dass dort auch Euro-5-Diesel der Partikelmessung unterzogen werden. Daneben gilt in Belgien ein Grenzwert von einer Million Partikel pro Kubikzentimeter, ab der die Untersuchung nicht bestanden ist.

In Deutschland sind es nur 250.000. Betrachtet man nur Euro-6-Diesel und legt den strengeren Grenzwert von 250.000 Partikel an, kommt Belgien mit einer Durchfallquote von 4,97 Prozent knapp auf das deutsche Niveau.

Die Kosten, die auf Ford für den Rückruf nun zukommen, könnten im dreistelligen Millionenbereich liegen. Das legt eine Analyse des ADAC nahe. Der Automobilclub hatte bereits im Herbst eine Analyse zu den Ursachen der Auffälligkeiten von Ford-Dieseln bei der Abgasuntersuchung vorgenommen.

Dabei hat er die Reparaturkosten für den Tausch eines Partikelfilters auf bis zu 3.000 Euro beziffert. Und ein Tausch beschädigter Partikelfilter zählt ausdrücklich zu den von Ford und KBA genannten Maßnahmen.

Als erste Maßnahme will Ford nun alle betroffenen Kunden anschreiben und das weitere Vorgehen erklären. Zudem fordert der Hersteller alle Besitzer eines Ford Kuga mit 2,0 L EcoBlue-Dieselmotor auf, einen Termin bei einem Ford-Partner zu vereinbaren, um ein Softwareupdate vornehmen zu lassen.

Dabei werde auch der Partikelfilter geprüft und bei Schäden getauscht. Danach sollen die anderen betroffenen Fahrzeuge "zeitnah" folgen.

Kunden, die den Partikelfilter bereits vor dem Rückruf auf eigene Kosten gewechselt haben, können laut ADAC unter Berufung auf Ford mit einer Kostenübernahme rechnen, sofern Garantiebedingungen wie etwa die Einhaltung von Wartungsintervallen erfüllt wurden.

Hier erwarte man aber eine "eine möglichst kulante Regelung", so die ADAC-Sprecherin. Auch wenn Garantie- und Kulanzvoraussetzungen nicht vollständig eingehalten worden seien und kein lückenloses Serviceheft vorhanden sei, setze man auf eine faire Abwicklung.