Von den in diesem Jahr geplanten Schließungen der Continental-Tochter ContiTech in Deutschland sind rund 580 Mitarbeiter betroffen.
Die Produktion von Transportbandsystemen in Bad Blankenburg soll eingestellt und das Werk geschlossen werden.
Der Continental-Unternehmensbereich ContiTech plant noch in diesem Jahr drei Standorte zu schließen. Betroffen sind davon die Produktionen in Bad Blankenburg (Thüringen), Stolzenau (Niedersachsen) und Moers (Nordrhein-Westfalen).
Zudem soll der Werkzeugbau am Doppelstandort Frohburg und Geithain (Sachsen) eingestellt werden. Des Weiteren sollen die Aktivitäten des künftig eigenständigen Geschäftsfeldes Original Equipment Solutions (OESL) am Standort Hamburg verkleinert werden.
Im Zuge der geplanten Verselbstständigung des Conti-Unternehmensbereichs Automotive soll außerdem eine Produktionslinie vom ContiTech-Standort Hannover-Vahrenwald an einen Automotive-Standort verlagert werden. Insgesamt sind im Unternehmensbereich ContiTech voraussichtlich rund 580 Arbeitsplätze betroffen. Diese addieren sich zu den 7150 Stellen, deren Abbau der Continental-Konzern vor rund einem Jahr angekündigt hatte.
Im Dezember hatte Conti zudem beschlossen, Teile des Unternehmensbereichs ContiTech zu verkaufen. Der Verkaufsprozess für das Geschäft mit Gummiprodukten für Fahrzeughersteller (Original Equipment Solutions, kurz OESL soll im ersten Quartal des Jahres 2025 starten. Die Sparte ContiTech soll sich stärker auf ihre Industriekunden konzentrieren.
„Mit den geplanten Maßnahmen reagieren wir auf eine veränderte Marktsituation, die in einigen Kundenbranchen von starken und anhaltenden Nachfragerückgängen geprägt ist. Insbesondere die Entwicklungen in der Automobilwirtschaft und beim Braunkohleabbau in Europa stellen uns vor Herausforderungen“, erklärte Philip Nelles, Mitglied des Conti-Vorstands und Leiter des Unternehmensbereichs ContiTech.
Ziel sei es, die geplanten Maßnahmen so sozialverantwortlich wie möglich zu gestalten „und insbesondere möglichst vielen Beschäftigten einen Wechsel in andere Unternehmensteile zu ermöglichen“.
ContiTech ist auf Produkte und Systeme aus den Materialien Kautschuk, Kunststoff, Metall und Gewebe fokussiert. Seit Anfang 2024 arbeitet der Unternehmensbereich in einer neuen Organisationsstruktur, um das Industriegeschäft auszubauen.
Bad Blankenburg: Die Produktion von Transportbandsystemen in Bad Blankenburg soll eingestellt und das Werk geschlossen werden. Von der geplanten Schließung sind 185 Arbeitsplätze betroffen. Damit reagiert ContiTech auf eine schwächere Nachfrage, die aus dem Braunkohleausstieg in Europa resultiert.
Stolzenau: Das Werk in Stolzenau soll geschlossen werden. Alle 110 Arbeitsplätze am Standort sind davon betroffen. Dort werden Laderaumabdeckungen für die Automobilindustrie produziert. Laut ContiTech ist die Nachfrage stark zurückgegangen. Ein Verkauf wurde nach Unternehmensangaben geprüft, die Gespräche dazu hätten aber zu keinem positiven Ergebnis geführt. Auch eine Verlagerung der Produktion an andere Standorte sei erwogen worden, konnte aber nicht wirtschaftlich umgesetzt werden.
Philip Nelles, Mitglied des Conti-Vorstands und Leiter des Unternehmensbereichs ContiTech: "Insbesondere die Entwicklungen in der Automobilwirtschaft und beim Braunkohleabbau in Europa stellen uns vor Herausforderungen."
Moers: Von der geplanten Schließung sind alle 47 Arbeitsplätze betroffen. Der Standort leidet unter einem anhaltend rückläufigen Geschäft mit Spezialgurten. Bei diesen Spezialgurten handelt es sich um ein Nischenprodukt, das weder von einem anderen Standort noch einer anderen Region übernommen werden kann, erklärte das Unternehmen. Deshalb habe sich ContiTech dazu entschlossen, dieses Produkt aus seinem Portfolio zu nehmen.
Geithain und Frohburg: Beide Standorte verzeichnen nach ContiTech-Angaben seit Jahren einen Rückgang der Nachfrage nach Blasformwerkzeugen ohne Aussicht auf signifikante Besserung. „Eine Anpassung des Produktportfolios konnte trotz erheblicher Anstrengungen nicht wirtschaftlich dargestellt werden“, heißt es beim Zulieferer. Daher sollen die Werke in Geithain und Frohburg geschlossen werden. Alle 58 Arbeitsplätze an diesen Standorten sind von der geplanten Schließung betroffen.
Hannover: Aktuell fertigt der Conti-Unternehmensbereich ContiTech im Rahmen einer bereichsübergreifenden Zusammenarbeit für den Bereich Automotive Luftfederbälge für Pkw-Luftfedern am Standort Hannover-Vahrenwald. Im Zuge der geplanten Abspaltung des Unternehmensbereichs Automotive von Conti soll die Produktion von PKW-Luftfedern künftig eigenständig durch den Unternehmensbereich Automotive durchgeführt werden.
Daher soll die Produktion im Werk Hannover-Vahrenwald voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2026 auslaufen und in das Automotive-Werk Jičín in Tschechien überführt werden. Insgesamt sind von der Verlagerung 126 Arbeitsplätze betroffen. Das Werk Vahrenwald bleibe ein zentraler Standort in der Gesamtbetriebsstrategie von ContiTech, heißt es weiter.
Hamburg: Am Standort Hamburg sollen die Aktivitäten des künftig eigenständigen Geschäftsfeldes Original Equipment Solutions (OESL) verkleinert werden. Die TechCenter-Aktivitäten, wie Prototyping- und Testing-Aktivitäten, werden nach Hannoversch Münden, dem Hauptlaborstandort für die zukünftig eigenständige OESL, verlagert. So will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge Synergien mit dort bereits bestehenden oder neu entstehenden Strukturen nutzen. Von den 107 Arbeitsplätzen der OESL in Hamburg sind 53 von Abbau betroffen.
ContiTech beschäftigt weltweit etwa 39.000 Mitarbeiter in 37 Ländern und Märkten. In Deutschland verfügt ContiTech über 22 Standorte mit insgesamt rund 11.000 Mitarbeitern.
