Tesla-Werk Grünheide: Was ist dran an den Gerüchten um ein neues Modell?

Die Liste an negativen Tesla-Schlagzeilen ist lang, die Eskapaden des unkonventionellen Chefs beschädigen zunehmend das Image der Marke. Aus Sorge um die "Sicherheit von Besuchern, Ausstellern und Mitarbeitern“ hat jetzt die Vancouver International Auto Show den Hersteller kurzfristig ausgeladen. Musk hatte die kanadische Bevölkerung im Februar mit einem Posting gegen sich aufgebracht, in dem er Kanada als "keinen echten Staat“ bezeichnete.

Aber auch da, wo Musk nicht persönlich in Erscheinung tritt, brodelt es. Jüngst wurde im deutschen Werk in Grünheide ein Streit zwischen IG Metall und Tesla öffentlich ausgetragen, wonach der Autobauer Krankschreibungen anzweifelt.

Wenige Tage darauf hat die Gewerkschaft jetzt nachgelegt: Über 3000 Mitarbeiter haben eine Petition für bessere Arbeitsbedingungen unterschrieben. Die IG Metall kritisiert schon länger die hohe Arbeitsbelastung, unter anderem bedingt durch chronische Unterbesetzung, und fordert die Einführung bezahlter Kurzpausen.

In Anbetracht der derzeit schleppenden Verkäufe dürfte die Schlagzahl im Werk zwar etwas niedriger sein. Das könnte sich aber durch ein weiteres Modell ändern. Seit Kurzem geistert das Gerücht durch die Tesla-Community, der Hersteller wolle in Berlin auch das Cybercab bauen.

Elon Musk hat vergangenes Jahr seine Vision eines Robotaxis vorgestellt und will das selbstfahrende Shuttle ohne Lenkrad und Pedale für rund 30.000 Dollar auf den Markt bringen. Als Basis dafür soll dem Vernehmen nach ein verkürztes Model Y dienen, das als rund 20 Prozent günstigere SUV-Alternative nächstes Jahr auf den Markt kommen könnte.

Ganz abwegig scheint der Plan nicht. Tesla tüftelt schon lange an einem Einstiegsmodell, ein "reguläres 25.000-Dollar-Auto“ hatte Elon Musk im vergangenen Herbst aber als „sinnlos“ und „albern“ abgetan. In Anbetracht der schlechten Zahlen ist ein Billig-Model-Y denkbar und käme wie gerufen.

Das Modell dann als Basis für das Cybercab zu nutzen, ist wirtschaftlich sinnvoll; die Studie mit Flügeltüren ist zum angepeilten Preis kaum umsetzbar. Allerdings: Bis das Realität werden wird, könnte Elon Musk seine Pläne noch ein paar Mal ändern.

Zumal das Cybercab hierzulande so schnell keine Zulassung erhalten wird. An den Start gehen wird das Robotaxi in den USA. Ein Import des Fahrzeugs nach Amerika erscheint angesichts der zu erwartenden Zöllen unwahrscheinlich. Genauso wie die Überlegung, aus Deutschland heraus andere Märkte zu bedienen. Vorreiter beim autonomen Fahren ist China, dort hat Tesla ein eigenes Werk.

Nicht selten aber tauchen Gerüchte über vermeintliche, neue Tesla-Highlights immer dann auf, wenn die Nachrichtenlage schlecht ist. Denkbar also, dass es sich dabei um eine Nebelkerze handelt. Zumindest ist aus unternehmensnahen Kreisen zu hören, dass man von den Plänen für Grünheide nichts wisse.