Porsche SE: Einstieg in Rüstungskonzern wegen Schwäche von Porsche AG und VW?

Als der Sportwagenbauer Porsche vor rund drei Jahren seine Pläne für einen Börsengang vorstellte, gab es ein konkretes Ziel. Der Schritt sollte nicht nur den Volkswagen-Konzern und das eigene Unternehmen stärken, sondern auch die Dachgesellschaft Porsche SE (PSE), hinter der die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch stehen.  Als Kernbeteiligungen hält diese die Mehrheit der VW-Stammaktien und 25 Prozent plus eine Aktie der Porsche-Stammaktien.

Doch das Kalkül ging bisher nicht auf, wie sich an den Kursen aller drei Unternehmen ablesen lässt. Die Aktien der Porsche AG sind im Vergleich zum Ausgabekurs von 82,50 Euro auf aktuell rund 53 Euro gefallen. Auch der Volkswagen-Konzern konnte nicht wirklich profitieren.

In Erwartung des Börsengangs und wegen des Corona-Booms erreichte die Aktie im Mai 2021 ein Hoch von rund 240 Euro, heute sind es nur noch knapp über 100 Euro. Noch schlimmer erging es der Porsche SE. Vom Hoch im Juni 2021 mit über 98 Euro ging es steil bergab auf aktuell rund 38 Euro.
 

Klar ist: Nur wenn beide Kernbeteiligungen florieren, dann geht es auch der Porsche SE prächtig. Das war 2024 aber nicht der Fall. Sowohl der VW-Konzern wie auch Porsche verzeichneten einen deutlichen Gewinnrückgang, der Kapitalmarktwert beider Unternehmen schrumpfte.

Wie bereits veröffentlicht, betrug für die Porsche SE der Nettoverlust wegen hoher Wertminderungen vergangenes Jahr 20,0 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte die PSE noch 5,1 Milliarden Euro Gewinn gemacht.

Vorstandschef Hans-Dieter Pötsch sprach von "sehr herausfordernden" Rahmenbedingungen bei den Kernbeteiligungen, die das Ergebnis beeinflusst hätten. Diese rein bilanziellen Wertberichtigungen haben aber auf die Liquidität und auf die Konzern-Nettoverschuldung der PSE keinen Einfluss.

Das angepasste Konzernergebnis belief sich auf 3,2 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 5,7 Milliarden Euro. Es basiert auf der Bewertung von Anteilen an VW und Porsche. Die Porsche SE will in Zukunft Wertberichtigungen quartalsweise vornehmen.

Pötsch verwies auf die eingeleiteten Sparprogramme bei VW und Porsche, mit denen die Renditeziele der Unternehmen wieder erreicht werden sollen: "Durch deren fokussierte Umsetzung sehen wir ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial bei den Kernbeteiligungen und der Porsche SE."

Man sehe sich auch langfristig in der Rolle des Ankeraktionärs bei beiden Unternehmen. Für das Jahr 2025 bleibt die Holding aber vorsichtig und geht  von einem angepassten Konzernergebnis nach Steuern zwischen 2,4 Milliarden Euro und 4,4 Milliarden Euro aus.

Um die Abhängigkeit von VW und Porsche zu reduzieren, plant die PSE laut Pötsch eine weitere Kernbeteiligung. "Wir verfügen über zwei Milliarden Euro Brutto-Liquidität", sagte er zum möglichen finanziellen Rahmen des Investments. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollte Pötsch nicht sagen.

Finanzvorstand Johannes Lattwein deutete an, dass dies nicht notwendigerweise ein Automobilhersteller sein müsse, aber ein verwandter Bereich. "Wir kommen aus der Welt der Mobilität und Industrietechnik." Man schaue sich aber beispielsweise auch den Bereich der Verteidigungstechnik genauer an.

Dabei seien "Partnerkonstellationen" denkbar, so Pötsch, es müsse sich nicht um eine Komplettübernahme handeln. Wichtig sei, dass ein zusätzlicher Dividendenzufluss generiert werde.

Im vergangenen Jahr war die Porsche SE beispielsweise mit einem zweistelligen Millionenbetrag beim Fernbus-Unternehmen Flixbus eingestiegen. Hinzu kam eine Beteiligung an Quantum Systems, einem führenden Hersteller von kompakten Drohnen für sensorgestützte Datenerfassung.

Auch beim kanadischen Unternehmen Waabi ist die Porsche SE engagiert. Waabi entwickelt eine AI-basierte Lösung für autonom fahrende Lkw. Insgesamt ist die PSE an 15 kleineren Technologie-Unternehmen in Nordamerika, Europa und Israel sowie an Fonds beteiligt.

Trotz des Riesenverlusts will die Porsche SE eine Dividende zahlen. Allerdings soll die Ausschüttung je im Dax notierter Vorzugsaktie von 2,56 Euro ein Jahr zuvor auf 1,91 Euro sinken. Die Summe der Auszahlungen beläuft sich auf 584 Millionen Euro. Die Reduzierung sei auf den verminderten Zufluss von Dividenden der Volkswagen AG zurückzuführen.

Zuständig für Beteiligungsmanagement ist  Lutz Meschke. Während er seinen Posten bei der Porsche AG überraschend aufgeben musste, sitzt er bei der Porsche SE weiter fest im Sattel. Sein Vertrag läuft noch bis Ende des Jahrzehnts. 

"Ich werde mich nun noch intensiver auf diese Aufgabe konzentrieren", sagte Meschke auf Nachfrage. Ziel sei es, die PSE als "globale Investitionsplattform zu positionieren". Meschke habe das Portfolio sehr erfolgreich ausgebaut und verfüge über ein großes Netzwerk, so Pötsch.