"Es gibt noch eine große Lücke." Das hatte Stellantis-Chef Carlos Tavares nach der Übernahme von Opel 2017 geantwortet, als er nach der Effizienz der Opel-Werke im Vergleich zu den PSA-Fabriken gefragt wurde. Diese Lücke ist deutlich geschrumpft – dank eines umfangreichen Umbaus des Rüsselsheimer Opel-Stammwerks. Es ist nun fit für das Elektro-Zeitalter und fit für die EMP2-Plattform. Noch im Sommer startet die Serienproduktion des DS4, später im Jahr wird der neue Astra folgen.
Dank der neuen Modelle wird Opel ab Herbst wieder zwei Schichten in Rüsselsheim fahren – und damit 300 neue Stellen schaffen. Wesentliche Anregungen für den Umbau kamen aus den französischen PSA-Werken. "Das war ein Kraftakt, wie ich ihn in meiner beruflichen Laufbahn noch nie erlebt habe", sagte Werkleiter Michael Lewald bei einem Besuch der Automobilwoche. Und er fügte hinzu: "Wenn ich hier irgendwann gehe, dann ist mein Anspruch, dass dieses Werk eine Zukunft hat. Und die hat es jetzt."
Einer der größten Stellhebel zur Effizienzsteigerung sei der Vergleich mit Werken mit effizienteren Prozessen im Konzern. Das hatte Opel-Chef Michael Lohscheller 2017 an der Seite von Tavares stehend erklärt. Dieses Benchmarking ließ zahlreiche gravierende Schwächen zutage treten. Zu weitläufig, zu wenig automatisiert, zu energiehungrig, zu arbeitsaufwendig – Hunderte von Stellschrauben identifizierten die Produktionsexperten. Das Opel-Werk sah alt aus.
Diese ineffizienten Zeiten dürften jetzt der Vergangenheit angehören. Stellantis investierte in Rüsselsheim einen "signifikanten Millionenbetrag" – genauere Angaben, auch zum Ausmaß der Effizienzverbesserungen, macht das Unternehmen nicht. Der Startschuss zur Generalsanierung fiel schon im Sommer 2020. Derzeit gibt es noch ein paar kleinere Baustellen, dann wird die hoch flexible, von PSA entwickelte Plattform EMP2 ("Efficient Modular Platform") bruchlos produziert werden können. Insgesamt wurde eine Fläche von 7000 Quadratmetern umgebaut – das entspricht fast einem Werksneubau. 1100 Menschen waren monatelang an dem "Kraftakt" beteiligt. Unter anderem wurden im Karosseriebau 400 neue Roboter installiert, womit nun insgesamt 1178 in Rüsselsheim werkeln.
Völlig neu konzipiert wurde die "Hochzeit" in der Endmontage. Die Ingenieure schafften es, auf nur einer Linie alle Modelle zu bauen – neben dem neuen Astra auf der EMP2-Plattform auch den "alten" Insignia auf seiner GM-Plattform. Nur bei der "Hochzeit" müssen beide Modellreihen getrennt laufen.