BMW überrascht in Schanghai mit KI-Entscheidung

Die Shanghai Auto Show steht bei BMW ganz im Zeichen des neuen Anzeige- und Bedienkonzepts Panoramic iDrive. Und was sich zunächst wenig spektakulär anhört – schließlich hatte der Panoramic iDrive bereits vergangenen Herbst in Las Vegas Weltpremiere –, hat es in Wirklichkeit in sich.

Denn was die Münchener in Schanghai zeigen, ist eine speziell für den chinesischen Markt entwickelte Version und steht damit als ein weiteres Beispiel für den Anspruch, durch eine hochgradige Lokalisierung die Bedürfnisse der Kundschaft in China zu erfüllen. "Made in China, made for China": So nennt Oliver Zipse das Vorgehen bei einer Presseveranstaltung in Schanghai.

Für die China-Version des Panoramic iDrive hat BMW sein Betriebssystem Operating System X mit lokalen Technologiepartnern gezielt auf die Bedürfnisse chinesischer Nutzer zugeschnitten. Wichtige chinesische Partner sind der Internetriese Alibaba und der Technologiekonzern Huawei.

Und fast schon beiläufig verkündete Zipse dann auch noch eine Überraschung: Künftig kooperiert der Hersteller in China mit dem KI-Start-up und Sprachmodell-Entwickler DeepSeek.

Zipse betonte, dass China entscheidende Fortschritte in der KI-Technologie gemacht habe und BMW seine lokalen Partnerschaften stärke, um diese Innovationen in Fahrzeuge für den chinesischen Markt zu integrieren.

Die jetzt geschlossene Vereinbarung mit DeepSeek stellt für den Premiumhersteller eine bedeutende Weiterentwicklung seiner digitalen Plattform für den chinesischen Markt dar, wo Software-definierte Funktionen mehr als in jedem anderen Weltmarkt ein entscheidendes Kaufkriterium sind.

Darüber hinaus bedeutet "China for China" für BMW auch die eigenständige Entwicklung von Software in dem Land, wo der Konzern in Shenyang sein größtes Forschungs- und Entwicklungszentrum außerhalb Deutschlands unterhält und auch die Modelle der Neuen Klasse produziert.

Die Markteinführung des iX3, des ersten Modells der Neuen Klasse in China, ist für Mitte 2026 geplant.

Was es mit dem Panoramic iDrive aus China für China auf sich hat, erläuterte BMW-Designchef Adrian van Hooydonk. Kernelemente des Konzepts sind das neue BMW Panoramic Vision – ein Head-up-Display für die Projektion von Inhalten über die komplette Breite der Windschutzscheibe – sowie das Betriebssystem BMW Operating System X.

Die Software der chinesischen Version besteht zu etwa 70 Prozent aus lokal entwickeltem und angepasstem Quellcode. Das System bietet eine breite Palette digitaler Funktionen, darunter den KI-gestützten BMW Intelligent Personal Assistant für China.

Das Large Language Model (LLM) etwa, ein integraler Bestandteil des Intelligent Personal Assistant, ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Technologie-Pionier Alibaba. Im Laufe des Jahres will BMW den Intelligent Personal Assistant schrittweise um KI-Funktionen von DeepSeek erweitern.

Wie van Hooydonk ausführte, kann der digitale Assistent nicht nur Sprachbefehle ausführen, sondern auch aktiv in den Dialog mit Fahrzeuginsassen treten und Situationen kontextbasiert analysieren.

Inwieweit die Kooperation mit DeepSeek auch eine Rolle bei der Weiterentwicklung zum autonomen Fahren spielt, ist nicht ganz klar. Ein logischer nächster Schritt wäre es.

Denn China hat strenge Regeln in Bezug auf KI und Datensicherheit und verlangt von ausländischen Unternehmen die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern, um die Daten- und Cybersicherheitsgesetze einzuhalten. Ein Thema, das durch den von den USA angezettelten Zollkrieg weiter an Brisanz gewonnen hat.

DeepSeek hat im vergangenen Dezember in der Techwelt für Furore gesorgt, als es ein quelloffenes KI-Modell präsentierte, das vermeintlich leistungsstärker ist als die von OpenAI oder Meta – und das bei deutlich geringeren Entwicklungskosten.