Die IAA im September in Frankfurt hatte bereits ein untrügliches Zeichen gesetzt: Nie zuvor in der Geschichte präsentierten die Hersteller so viele Elektroautos wie in diesem Jahr.
Ganz freiwillig allerdings passiert die Umstellung auf den elektrischen Antrieb nicht. Der Grund liegt in Brüssel: Die EU Kommission verlangt vom Jahr 2020 an für die in Europa neu zugelassenen Autos einen durchschnittlichen CO2-Flottenausstoß von 95 Gramm pro Kilometer. Wer diesen Wert nicht schafft, zahlt bald empfindliche Geldstrafen. Sie können mehrere Hundert Millionen Euro, je nach Absatzvolumen bisweilen auch über eine Milliarde betragen.
Elektroautos sind derzeit der effektivste Weg, die CO2-Werte zu reduzieren. Denn im nächsten Jahr gehen die Stromer in die Bilanz noch mit dem Faktor zwei ein. Heißt: Ein E-Fahrzeug (Emission: null Gramm CO2 pro Kilometer) gleicht zwei große SUVs mit jeweils 190 Gramm pro Kilometer aus. Aber es gilt nicht, was schick poliert im Schaufenster steht, nur die Anzahl der Neuzulassungen zählt – die Stromer müssen gekauft werden. Daran aber scheitert es oft.
E-Autos sind in der Kleinwagen- und Kompaktklasse doppelt so teuer wie ihre konventionellen Pendants mit Verbrennungsmotoren. Esverwundert nicht, dass in Deutschland weniger als zwei Prozent aller zugelassenen Neuwagen einen elektrischen Antrieb haben. Zudem scheuen viele Kunden den Wechsel, weil sie zu Hause nicht laden können, die Infrastruktur an Stromsäulen noch zu dünn ist oder weil sie Angst haben, die Kapazität der Batterie könnte für das Fahrprofil im Alltag nicht ausreichen.
All diese Vorbehalte will zumindest eine Marke so schnell wie möglich vom Tisch wischen: Volkswagen. Mit dem ID.3 fahren die Wolfsburger die massentaugliche Elektronummer. Erste Exemplare (1st Edition) gehen noch 2019 in die Auslieferung, richtig durchstarten will VW dann 2020.
Das Modell in Golf-Größe bildet nicht nur den Auftakt zu einer ganzen ID-Familie. Die eigens dafür entwickelte MEB-Architektur bedient auch die Töchter Audi, Seat und Škoda. Sie leiten ihre jeweiligen Derivate daraus ab. Audi den Q4 e-tron, Seat den El-Born, Škoda ein Crossover mit noch unbekanntem Namen. Vermutlich gehen nur die Modelle von Seat und Škoda noch 2020 in den Markt, der Audi ist erst 2021 dran.
Zuvor werden die Ingolstädter ihren heißesten Stromer auf die Straße bringen: den e-tron GT. Die elegante Sportlimousine teilt sich die 800-Volt-Architektur mit dem Porsche Taycan und dürfte potenzielle Tesla-Model-S-Kunden in
arge Konflikte bringen.