Audi plant Produktion des e-tron GT virtuell

Mit der Produk­tion des e-tron GT, die Ende 2020 starten soll, will Audi die Fertigungsplanung auf eine neue Stufe der Digitalisierung heben. Erstmals realisiert der Automobilhersteller eine rein virtuelle Erprobung aller Montage- und Logistikprozesse, die ganz ohne Prototypen auskommt. Die Ingenieure arbeiten mit einer von ­Audi entwickelten Software nur noch im virtuellen Raum und erreichen damit Zeit- und Kosteneinsparungen.

Damit setzt Audi auch einen Meilenstein für den VW-Konzern. Denn für die Entwicklung und Umsetzung der sogenannten virtuellen 3P-Workshops haben die Ingolstädter die Führungsrolle innerhalb des Konzerns übernommen. 3P steht für den "Production Preparation Process", mit dem alle geplanten Abläufe in Produktion und Logistik getestet werden.

Bislang wurde mit realen Anlagen und Prototypen getestet, ob die am Reißbrett geplanten Abläufe funktionieren oder ob etwa Roboterarme untereinander, mit dem Fahrzeug oder anderen Hindernissen kollidieren. "Der e-tron GT ist konzernweit das erste Fahrzeug, das in den 3P-Workshops ganz ohne realen Prototyp auskommt", sagt Markus Moinot, Leiter Fertigungsplanung Pro­zesse in Neckarsulm.

Um diesen Prozess rein virtuell durchführen zu können, hat Audi von den Produktions- und Logistikbereichen in den Böllinger Höfen, wo der e-tron GT gemeinsam mit dem R8 gefertigt wird, ein ­digitales Abbild erschaffen, mit dem Computer arbeiten können. Dazu hat das Münchner Start-up NavVis eine Art Roboter durch die Räume fahren und sie scannen lassen – ein ähnlicher Vorgang wie bei den Automobilen, die für Google Street View Straßenzüge scannen.

Nach dem Pilotprojekt in Neckarsulm will Audi weitere Standorte auf diese Weise digitalisieren lassen. Für die von Fläche und Volumen her recht überschau­baren Böllinger Höfe dauerte das Scannen und Erstellen des virtuellen Abbilds etwa einen Tag. Das Ergebnis ist ein digitaler Raum, in dem die Fertigungs­planer ihre ebenfalls digitalisieren Anlagen platzieren und in dem sie digitale Prototypen durch die Produktion laufen lassen können.

Durch den Verzicht auf reale Anlagen und Prototypen laufen die Planungen laut Audi schneller und billiger ab. Auch weil die ­Zusammenarbeit der Beteiligten einfacher wird. Sie müssen nicht von verschiedenen Orten anreisen, um sich real zu treffen. Stattdessen können sie von ihren Standorten aus mit den anderen Kollegen die Planungsprozesse durchspielen.

Über das e-tron-GT-Projekt hinaus erprobt Audi eine solche vir­tuelle Zusammenarbeit zwischen den Standorten Ingolstadt und San Josč Chiapa in Mexiko. Audi will die rein virtuelle Planung künftig auch bei weiteren Anläufen einsetzen.

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