Continental schließt Werke im In- und Ausland

Der Aufsichtsrat von Continental hat heute Maßnahmen beschlossen, die zu Werksschließungen und Stellenabbau führen werden.

Conti stellt die Produktion und Entwicklung von hydraulischen Komponenten für Benzin- und Dieselmotoren, also Hochdruckpumpen im Werk Roding 2024 ein. Der Standort wird geschlossen. Betroffen sind nach derzeitigem Stand rund 520 Arbeitsplätze.

Im sächsischen Limbach-Oberfrohna läuft das Geschäft mit hydraulischen Komponenten für Dieselmotoren (Injektoren) 2028 aus. Betroffen sind nach derzeitigem Stand rund 850 Arbeitsplätze am Standort. Mit Hinblick auf den zeitlichen Horizont könne man hier noch keine Details zur weiteren Nutzung des Standorts nennen, so ein Sprecher auf Nachfrage der Automobilwoche.

In Babenhausen wird die Serienproduktion von Anzeige- und Bedientechnologien des Geschäftsbereichs Instrumentation & Driver HMI bis Ende 2025 schrittweise eingestellt.

Darüber hinaus sollen bis Ende 2021 bestimmte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an andere Standorte transferiert werden.

Betroffen sind nach derzeitigem Stand über 2.200 der insgesamt 3.600 Arbeitsplätze. Der Standort Babenhausen bleibt als Leitungsstandort des Geschäftsbereiches mit Entwicklung und Administration bestehen.

Die Produktion hydraulischer Komponenten (Injektoren) für Benzinmotoren im italienischen Pisa läuft zwischen 2023 und 2028 aus. Davon sind nach derzeitigem Stand rund 750 Arbeitsplätze betroffen. Ob der Standort nach 2028 andere Produkte fertigen wird ist auch hier noch völlig offen.

Anders beim Standort Newport News im US-Staat Virginia: Dieser wird definitiv ebenfalls 2024 geschlossen. Die aktuell 720 Mitarbeiter produzieren hydraulische Komponenten für Benzinmotoren (Injektoren).

Im September hatte Continental bereits verkündet, dass bis 2023 weltweit rund 15.000 Jobs von strukturellen Maßnahmen im Konzern betroffen sein werden, davon 5000 in Deutschland. Bis 2029 dürften sogar 20.000 Stellen weltweit betroffen sein, davon 7000 in Deutschland. Conti will so die jährlichen Bruttokosten ab 2023 um rund 500 Millionen Euro senken.

Die jetzt verkündeten Standortschließungen sind demnach nur "ein erster Schritt". Ein Unternehmenssprecher sagte der Automobilwoche mit Hinblick auf die Laufzeit des Programms "Transformation 2019 – 2029": "Weitere Schritte werden folgen."

Als Hintergrund für die nun beschlossenen Maßnahmen nennt Conti den "durch verschärfte Abgasgesetze beschleunigten, disruptiven Umstieg der Autoindustrie auf Elektromobilität". Damit verbunden sei ein "drastischer Rückgang" der Nachfrage nach Hydraulikkomponenten.

Die "Strukturanpassungen" in Babenhausen seien notwendig, so das Unternehmen, weil die Industrie abrupt von analogen auf digitale Technologien umgestiegen sei. "Damit einher geht eine sich rapide verschlechternde Wettbewerbssituation sowie ein akut steigender Kostendruck", erklärt Conti in einer Pressemitteilung.

Darüber hinaus habe die Unternehmensleitung den Aufsichtsrat darüber informiert, dass im spanischen Rubí "unverzüglich ergebnisoffene Gespräche" mit dem lokalen Betriebsrat zur Perspektive des Standorts aufgenommen werden. Dort beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 760 Mitarbeiter und produziert überwiegend analoge Anzeige- und Bedieninstrumente.

Zu den getroffenen Beschlüssen sagte Konzernchef Elmar Degenhart, man befinde sich in "intensiven und konstruktiven Gesprächen" mit den Arbeitnehmervertretern.

Die entscheidende Frage sei jetzt: "Wie setzen wir die erforderlichen Maßnahmen verantwortungsvoll und mit Weitblick um, damit wir gestärkt aus dem jetzigen Umbau hervorgehen. Unsere betroffenen Mitarbeiter werden wir dabei bestmöglich unterstützen."

Außerdem sagte er: "Wir konzentrieren uns schnell und voller Energie auf unsere profitablen Wachstumsfelder. Dazu zählen das assistierte, automatisierte und vernetzte Fahren, die Dienstleistungen für Mobilitätskunden, das Reifengeschäft sowie das Geschäft mit Industrie- und Endkunden. Daraus erwachsen die Arbeitsplätze der Zukunft."

Vor der Sitzung der Kontrolleure hatten Hunderte Conti-Mitarbeiter aus ganz Deutschland an der Konzernzentrale gegen die geplanten Stellenstreichungen protestiert.

Continental erzielte 2018 einen Umsatz von 44,4 Milliarden Euro und beschäftigt aktuell mehr als 240.000 Mitarbeiter in 60 Ländern und Märkten.

Lesen Sie auch:

KOMMENTAR zu Contis Restrukturierung: Der Chef muss es richten

IG-Metall im Conti-Werk Babenhausen: "Werden Kahlschlag nicht kampflos akzeptieren"

Kopf der Woche: Conti-Chef steht vor nächster Herkules-Aufgabe

Conti gibt Standort Oppenweiler auf