Top-Autohändler und künftiges Grünen-Mitglied

Burkhard Weller scheut sich nicht, deutliche Worte zu verwenden oder klare Ansagen zu machen. Für den geschäftsführenden Gesellschafter der Wellergruppe, der 2019 seinen 65. Geburtstag und das 40-jährige Bestehen seines Autohandelsunternehmens feiern konnte, sind offene Worte und öffentlichkeitswirksame Aktionen geradezu zu einem Markenzeichen geworden. So lobten Christian Ach, Leiter Vertrieb BMW Deutschland, und Alain Uyttenhofen, Präsident von Toyota Deutschland, Weller bei der Jubiläumsfeier ausdrücklich für seine offene und direkte Art.

Seine Überzeugungen vertritt er auch deutlich nach außen. Erst im Herbst 2018 stellte sich die Wellergruppe mit einer ganzseitigen Anzeige in der „Bild am Sonntag“ gegen Ausländerfeindlichkeit und warb um Mitarbeiter. Unter der Überschrift „Hass ist keine Antwort“ und umrahmt von Fahnen verschiedenster Nationen betont der geschäftsführende Gesellschafter Burkhard Weller darin dass 20 Prozent der 1719 Mitarbeiter seines Unternehmens einen Migrationshintergrund hätten. „Wir kommen aus 45 Nationen und arbeiten an 31 Standorten in Deutschland erfolgreich zusammen“, schrieb er.

Ein Jahr zuvor zog Weller in einem offenen Brief an Bahn-Chef Gruber und den damaligen Verkehrsminister Dobrindt über die Deutsche Bahn her – und versprach, im Falle einer Besserung seinen Kunden häufiger die Bahn zu empfehlen. Zitat Weller: „zum wiederholten Mal nutze ich heute, wie in den letzten Wochen häufig, die Bahn um Straßen zu entlasten und die Umwelt zu schonen. Leider ist es mir in vier Wochen und elfmaliger Bahnfahrt nicht gelungen ein Ziel pünktlich zu erreichen!“

Für Aufregung in der Branche hatte Weller 2013 mit einem Gastkommentar in Automobilwoche gesorgt, in dem er dafür plädierte, den Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewebe (ZDK) in zwei Organisationen zu trennen: eine für den Markenhandel und einen für freie Betriebe. Aufruhr löste er dabei besonders durch die Wortwahl aus. In einer Passage hatte Weller von „Parasiten rund ums Auto, wie freie Werkstätten und Serviceketten“ geschrieben. Über die Formulierung sagte Weller, er bedauere sie, halte in der Sache aber an seiner Argumentation fest.

Mit seinem Unternehmen aus zeitweise bis zu 36 Betrieben in Deutschland setzt Weller sich auch für benachteiligte Jugendliche ein, etwa mit seinem 2012 gestarteten Projekt „Welllers Straßenkinder“ aus dem Wellerchance hervorging. In diesem Rahmen stellt er benachteiligte Jugendliche als Auszubildende ein und stellt ihnen unterstützend Paten zur Seite. „Von unseren 431 Auszubildenden waren ,angeblich‘ 44 chancenlos gewesen, betonte Weller beispielsweise 2018. „Mit Migrationshintergrund, schlechtem Deutsch, keinem Schulabschluss und sozial kaum vernetzt. Bei uns sind sie jetzt zuhause.“

Dass ihm Leistung ohne Ansehen der Person wichtig ist, machte Weller im Automobilwoche-Interview beim Thema Nachfolgeregelung deutlich. Mit Bezug, auf seine zurzeit studierende und im Unternehmen schon mitarbeitende Tochter sagte er: „Und ob sie am Ende fähig ist, werden die Geschäftsführer entscheiden. Per Geburt ist man nicht Chef.“ Auf den Hinweis: „Wenn der Gesellschafter das bestimmt schon.“ antwortete er: „Das tut er aber nicht.“

Was die Branche angeht, wird Weller nicht müde, den Hiobsbotschaften vom Sterben des stationären Handels und dem Siegeszug des Direktvertriebs zu widersprechen: "Wir haben gerade ein neues Autohaus in Burgdorf gebaut. Es kamen an einem Donnerstagabend 692 Gäste, um das neue Haus zu sehen. Am darauffolgenden Wochenende kamen nochmals fast 2000 Besucher und wir haben dort 14 Fahrzeuge direkt verkauft. Soviel dazu, dass es kein Interesse mehr am Autohaus gibt", gab zu Protokoll.

In seinem Geschäftsleben hat der umtriebige Geschäftsmann viele Hochs und Rekorde, aber auch einen großen Fehlschlag erlebt. Gestartet sei er 1979 mit einer schwangeren Teilzeitkraft und einem alkoholabhängigen Werkstattmeister, berichtet der Unternehmer. Sein erstes verkauftes Auto, ein Toyota Corolla, hat er 20 Jahr später zurückgekauft und besitzt das Fahrzeug heute noch. Ab da ging es über viele Jahre nur bergauf. Anfangs hatte er auch noch GM-Automobile und Harley-Davidson-Motorräder im Programm, fokussierte sich aber bald auch Toyota – als „Toyota und nicht mehr wachsen ließ“, übernahm er BMW-Händler, um größer zu werden. Schließlich übernahm Weller die VW-, Audi- und Skoda-Häuser der Max-Moritz-Gruppe. Damit kam Weller über die Umsatzmilliarde und erreichte Platz sechs unter den Handelsgruppen in Deutschland. Parallel baute er Versicherungs- und Finanzierungsgeschäft auf und beteiligte sich am Car-Sharing-Dienst Miles. 2015 plante Weller noch im Jahr 2020 zwei Milliarden Umsatz zu erreichen.

Doch das Max-Moritz-Investment scheiterte, das Teilunternehmen ging in die Insolvenz und wurde von Weller 2018 wieder verkauft. Bei den beiden anderen Unternehmensteilen Weller sowie B&K lief es parallel dennoch so gut, dass die Mitarbeiter für 2018 Prämien in Höhe von 1,4 Millionen Euro – rund 1000 Euro pro Person – bekamen. Die Gruppe sprach vom besten Jahr der Unternehmensgeschichte.

Um die Nachfolge abzusichern hat Weller schon einen frühzeitig einen dritten Geschäftsführer in die Unternehmensleitung geholt. Er selbst sei „schon heute nicht mehr im operativen Geschäft“, sagte er anlässlich seines 65. Geburtstags im März. Er sei „f"!ür das Strategische und Emotionale da. Schritt für Schritt rutsche ich auf die Gesellschafter-Ebene“.

Und die Grünen dürfen sich auf ein engagiertes Neumitglied freuen. „Ich bin ein politischer Mensch", begründete Weller seine Planungen zum Eintritt in die Parte und verortete sich selbst unter "Mitte-links". Es sei unglaublich, wie viele Ressourcen gespart werden könnten, betonte er.

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