Elektroautos eignen sich eigentlich insbesondere für Großstädte, doch gerade dort stellt das Laden die Nutzer vor große Schwierigkeiten, denn das Einfamlienhaus mit Doppelgarage und eigener Wallbox ist dort die absolute Ausnahme.
Und selbst wer einen Tiefgaragenstellplatz sein Eigen nennt, hat dort oft schlechte Karten, wie eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt. Ihr zufolge sind "nur die wenigsten Tiefgaragen oder Parkflächen mit Steckdose oder Wallbox ausgestattet":
Der Verkehrsclub hat in den elf größten deutschen Städten, Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Bremen, Dresden und Hannover Immobilienunternehmen befragt, die zusammen 4.815 Tiefgaragen mit mehr als zehn Stellplätzen betreuen.
Doch nur für vier Prozent der untersuchten Parkflächen gibt es demnach einen Stromanschluss, und nur die Hälfte davon hat eine Ladesäule oder Wallbox. Das ist nur jede fünfzigste!
Die Immobilienunternehmer nennen als Grund für den Mangel an Infrastruktur, dass die Mieter oder Eigentümer kein Interesse hätten. Weitere Gegenargumente sind hohe Kosten, technische Probleme und regulatorische Unsicherheit. So gibt es beispielsweise in neun von zehn Tiefgaragen keine Lehrrohre, durch die Stromleitungen einfach verlegt werden könnten. Das treibt die Kosten deutlich nach oben, wenn dies doch geschehen soll.
Eine relevante Abdeckung ist auch in näherer Zeit nicht zu erwarten. Nur ein Viertel der befragten Unternehmen erwägt in den nächsten drei Jahren Lademöglichkeiten einzurichten. Konkrete Pläne binnen eines Jahres gibt es bei 13 Prozent.
Auch der ADAC sieht die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen als wichtigen Grund für die Zurückhaltung. So verlange das Wohnungseigentumsgesetz (WEG), dass bei Umbauten am Gemeinschaftseigentum alle Miteigentümer zustimmen müssten.
Sei nur einer dagegen, komme der Ausbau nicht zustande, erklärt der Verkehrsclub. Zudem hätten Mieter keinen Anspruch auf die Einrichtung einer Lademöglichkeit, das bremse die Pläne der Bundesregierung zur Beschleunigung des Hochlaufs der Elektromobilität.
"Unter diesen Umständen wird es kaum gelingen, die Elektromobilität für alle Interessierten nutzbar zu machen", kritisieren die ADAC Vizepräsidenten für Verkehr und Technik Gerhard Hillebrand und Karsten Schulze. Für Verbraucher sei es essentiell, dass sie ihr Fahrzeug unkompliziert zu Hause laden können. Denn rund 60 Prozent der Ladevorgänge von Privatnutzern fänden zu Hause statt.
Hillebrand und Schulze fordern deshalb, "die Installation von Ladeinfrastruktur in Bestandsimmobilien zu erleichtern und das Miet- und Wohneigentumsrecht anzupassen. Das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz sollte noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen".
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