Daimler Trucks erwartet Rekordjahr

Hymnische Klänge erfüllen den Hangar auf dem Flughafen von Hannover. 500 Journalisten aus aller Welt zücken ihre Smartphones, um den Augenblick festzuhalten. Daimler hat sie zu einer Art Leistungsschau vor dem Pressetag und dem offiziellen Beginn der IAA Nutzfahrzeuge eingeflogen. Langsam öffnet sich das Tor und es wäre nicht verwunderlich, wenn der Erlöser persönlich hereinschweben würde. Doch am Ende ist es nur ein Actros, das Lkw-Flaggschiff des Daimler-Konzerns, der vom still gelegten Rollfeld vor die Zuschauer fährt.

Er komplettiert die Neuheiten auf der Bühne, die in den vergangenen Wochen bereits in einzelnen Veranstaltungen in verschiedenen Städten präsentiert wurden. Vom elektrischen Stadtbus eCitaro über einen Brennstoffzellen-Sprinter als Wohnmobil bis zum elektrischen Kleinlaster Fuso eCanter. Mit der pompösen Inszenierung, die nach Angaben des Unternehmens bis zu 400 Mitarbeiter ein Jahr lang vorbereitet haben, unterstreicht Daimler das Selbstbewusstsein des Marktführers, das von guten Zahlen unterfüttert wird.

"2018 wird ein sehr gutes Jahr", sagt Lkw-Chef Martin Daum am Rande der Veranstaltung. Sowohl von der Menge als auch vom Ertrag her liege man deutlich über dem Vorjahr. Daum spricht sogar vom besten Jahr in der Geschichte. Auch wenn er keine Zahlen nennt, so dürfte der Absatz damit über der bisherigen Bestmarke von 502.500 aus dem Jahr 2015 liegen. Danach kam ein Einbruch, bevor es im vergangenen Jahr 470.705 Einheiten waren. Laut Prognose soll das Ebit deutlich steigen, wird also um über zehn Prozent höher als 2017 liegen. Da wurden 2,38 Milliarden Euro erreicht. Auch die Zielrendite von acht Prozent ist damit in greifbarer Nähe.

Vorteile gegenüber Wettbewerbern wie der Volkswagen-Tochter Traton sieht Daum vor allem in der globalen Aufstellung. So werde seit Jahren die globale Verbreitung der Technologien und Plattformen vorangetrieben. "Durch Zusammenbringen von Ideen aus allen Regionen gewinnen wir Geschwindigkeit", so Daum. Auch der mögliche Börsengang und der damit verbundene Kapitalfluss bei Traton bringt Daum nicht aus der Ruhe. "Wir haben extremen Respekt vor allen Wettbewerbern. Die schwachen sind stark, weil sie aufholen wollen, die großen stark, weil sie führen wollen. Und wir sind stark, weil wir keine Angst haben."

Bei der Veranstaltung war auch die gesamte Führungsriege des chinesischen Nutzfahrzeug-Herstellers Foton zugegen, mit dem Daimler in China seit Jahren eine Partnerschaft hat und unter der Marke Auman schwere Lkw verkauft. Wie bereits berichtet, entwickelt Daimler derzeit einen Schwerlast-Lkw, der unter der Marke Mercedes in China produziert und vertrieben werden soll. Dabei handelt es sich voraussichtlich um eine abgespeckte Version des Actros, wie Daum in einem Interview mit der Automobilwoche angedeutet hatte. Es könnte der Auftakt einer Produktoffensive für China sein.

Daum wiederholte auf der Bühne, dass er mit China ein enormes Potenzial verbindet. So liege der Markt seit Jahren wiederholt über einer Million Fahrzeuge und sei damit größer als USA, Europa und Japan zusammen. Besorgt äußerte sich Daum über den erneut eskalierten Handelskonflikt zwischen den USA und China. "Alle Länder, die so eine Linie gefahren haben, haben am Ende draufgezahlt", so Daum. Daimler selbst sei ein durch und durch globales Unternehmen. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden seien ebenfalls global. "Jede Abschottung schadet", so Daum.

Lesen Sie auch:

IAA Nutzfahrzeuge 2018: Wie sich die Branche auf die Zukunft einstellt

Daimler-Lkw-Chef Daum im Interview: "Warte mit großem Interesse auf den ersten Tesla"

EXKLUSIV: Daimler plant Produktion des Actros in China

Elektro-Stadtbusse: Was Daimler besser machen will

Bosch elektrifiziert Lkw-Auflieger

VW-Konzernvorstand Renschler: "Transportbranche steht vor massiven Veränderungen"