Flottendienstleister: Mercedes prüft Athlon-Verkauf

Die Konsolidierung am Markt für Flottendienstleister geht in die nächste Runde. Mercedes-Benz prüft den Verkauf seiner Dienstleistungstochter Athlon. In der Sparte hat der Stuttgarter Autobauer sein markenübergreifendes Flottenmanagement und Leasing für große Fuhrparks gebündelt.  „Zu Spekulation nehmen wir keine Stellung“, sagte ein Sprecher von Mercedes-Benz Mobility auf Anfrage der Automobilwoche.

Derzeit sondiert Mercedes den Markt und das Interesse potenzieller Käufer. Die Überlegungen würden sich einem frühen Stadium befinden und es gebe keine Gewissheit, dass sie zu einer Transaktion führen, berichtet das Handelsblatt. Die Zeitung beruft sich auf eine nicht näher genannte Person, die mit der Angelegenheit vertraut sei.

„Es ist ein typisches Verhalten: Wenn das Autogeschäft schwächelt, versucht man sich von ungeliebten Aktivitäten zu befreien“, sagt Autobanken-Experte Frank Stenner. Athlon gehört unter den großen markenunabhängigen Dienstleistern eher zu den kleinen Playern.

Vor allem große Flotten mit mehr als 100 Fahrzeugen bedient Mercedes über Athlon. Hinzu kommen Unternehmen, die das Flottenmanagement komplett auslagern. Kleinere Fuhrparkkunden leasen ihre Fahrzeuge über die Bank.

Insgesamt kommt die Flottentochter des Stuttgarter Luxus-Herstellers gerade einmal auf rund 400.000 Fahrzeuge. Zum Anteil der Hersteller-eigenen Fahrzeuge in der Athlon-Flotte wollte sich der Dienstleister nicht äußern.

Allerdings dürfte die Entwicklung der Dienstleistungstochter unter den Erwartungen des Autobauers liegen: 2016 hat Mercedes die Athlon Car Lease von der niederländischen Rabobank für 1,1 Milliarden Euro übernommen. Damals umfasste das Portfolio rund 250.000 Fahrzeuge. Gemeinsam mit der damaligen Daimler Fleet kam das Unternehmen auf 340.000 Einheiten.

Dabei sind die Herausforderungen für die Anbieter groß: „Das markenunabhängige Flottengeschäft ist kapitalintensiv und mit Blick auf die Restwerte nicht ohne Risiko“, so Stenner. „Und warum sollte man gerade der Konkurrenz beim Absatz helfen? Aber man gibt einen wichtigen Vertriebshebel für die eigenen Produkte aus der Hand.“

Bei Leasingverträgen zwischen zwei und vier Jahren bringt Mercedes mehr als 100.000 Fahrzeuge pro Jahr über die Flottentochter in den Markt. Ein großer Teil davon dürfte aus den eigenen Fabriken kommen. Das ist viel mit Blick auf die Gesamtzulassungen: Laut Herstellerverband ACEA brachte Mercedes im vergangenen Jahr rund knapp 700.000 Pkw in Europa (EU/Efta/UK) neu auf die Straße. 

Doch die vergangenen Monate machten allen Flottendienstleistern kräftig zu schaffen. Vor allem die Restwertentwicklung bei Elektroautos. Laut Deutscher Automobil Treuhand (DAT) sind drei Jahre alte Elektroautos nur noch etwa 50 Prozent ihres Listenpreises wert. Das führte zu hohen Verlusten, die Hersteller mit Millionen-Schecks ausglichen.

Gerade die Banken haben das Flottengeschäft in den vergangenen Jahren für sich entdeckt und kräftig investiert. Sie kommen in der Regel günstiger als Kapital als Hersteller, ein entscheidender Vorteil. Größter Akteur ist Ayvens (Société Général) mit rund 3,5 Millionen Fahrzeuge, der 2023 aus der Übernahme von Leaseplan durch ALD Automotive entstanden ist.

Wettbewerber Arval (BNP Paribas) ist mit mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge nur halb so groß. Leasys, ein von Crédit Agricole und Stellantis 2023 gegründetes Joint Venture (Flottenbestand April 2023 bei 830.000 Fahrzeuge) will führender europäischer Leasinganbieter zu werden und bis 2026 einen Fuhrpark von einer Million Fahrzeuge verwalten.

Auch die deutschen Hersteller hatten mit ihren Töchtern große Pläne. VWFS steckte sich 2020 das Ziel, innerhalb von fünf Jahren weltweit größter Flottenanbieter mit 6,6 Millionen Verträge zu werden. Doch das Ziel ist wohl überholt, mit der Übernahme von Europcar änderte sich die Ausrichtung.

Doch am Ausbau des Flottengeschäfts hält VWFS weiter fest, wenn auch eine Nummer kleiner: In Dänemark hat VWFS Opendo übernommen, üben den Flottendienstleister soll ab Februar 2025 das Neugeschäft laufen. Klar ist: Wer auch nach der Neuordnung unter den großen Flottendienstleistern sein will, muss investieren. Sonst ist es besser auszusteigen.