Gegen den Trend: Zahl der Auszubildenden im Kfz-Gewerbe steigt

Kein Job ist beliebter: Kraftfahrzeugmechatroniker ist erneut Deutschlands häufigster Ausbildungsberuf. Insgesamt 25.221 neue Ausbildungsverträge verzeichnete das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Jahr 2024. Das sind 7,2 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Auch die Ausbildung zum Automobilkaufmann/-frau erfreut sich wachsender Beliebtheit. Insgesamt 5.727 junge Menschen entschieden sich für diesen Beruf – das entspricht einem Zuwachs um 4,3 Prozent.

Auf Platz zwei und drei der beliebtesten Ausbildungsberufe landeten Kaufmann/-frau für Büromanagement (22.245) sowie Verkäufer/-in (20.742) und Fachinformatiker/-in (17.715).

Mit dem Zuwachs entwickelt sich das Kfz-Gewerbe gegen den allgemeinen Trend: Insgesamt verzeichnete das BIBB 2024 rund 487.000 neue Ausbildungsverträge. Im Vorjahr waren es noch rund 2.000 mehr.

Noch deutlicher wird diese Entwicklung beim Blick auf die Vor-Corona-Zeit. 2019 gab es noch 525.000 neue Azubis. Die Zahl der Azubis in der Kfz-Branche jedoch lag damals bei "nur" 22.803 Mechatronikern und 5.316 Automobilkaufleuten und somit merklich unter dem heutigen Niveau.

"In 2024 haben wir den höchsten Stand neu abgeschlossener Ausbildungsverträge seit über 20 Jahren erreichen können", freut sich Claudia Kefferpütz, Referentin Berufsbildung beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Der Verband investiere seit Jahren in in professionelles und zielgruppengerechtes Nachwuchsmarketing und die Weiterentwicklung der Ausbildungsberufe.

Gleich geblieben ist jedoch, dass die Ausbildung im Kfz-Gewerbe sehr männerlastig ist: Bei den Kfz-Mechatronikern lag der Männeranteil bei 94 Prozent, bei den Automobilkaufleuten bei 61 Prozent.

Trotz der wachsenden Azubi-Zahlen herrscht in der Branche weiter ein gravierender Fachkräftemangel. 2024 ging der ZDK allein im handwerklichen Bereich von einer Personallücke von rund 10.000 Personen aus.

Die steigenden Ausbildungszahlen seien ein positives Signal, weil Ausbildung der wichtigste Schritt gegen den Engpass sei, so Kefferpütz. Doch das allein reiche nicht. Wichtig sei auch die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter und die Ansprache neuer Zielgruppen, etwa Quereinsteiger und Frauen.

Viele Unternehmen würden auch deutlich mehr Auszubildende aufnehmen, finden aber keine geeigneten Bewerber. Deutschlandweit blieben 2024 branchenübergreifend rund 69.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, so das BIBB.

Darüber hinaus brechen viele junge Menschen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Eine Auswertung Ende 2023 ergab, dass 29,5 Prozent der Auszubildenden ihre Verträge wieder lösen – häufig um einen anderen Ausbildungsvertrag zu schließen.

Als Ursache nennt das BIBB einerseits die günstige Ausbildungsmarktlage, die es Auszubildenden relativ einfach erlaube, bei Problemen in der Ausbildung einen alternativen Ausbildungsplatz zu finden.

Andererseits seien möglicherweise viele Betriebe aufgrund des Bewerbermangels bereit, auch weniger geeignete Kandidaten anzunehmen. Das könne in der Folge häufiger zu Problemen im Ausbildungsverlauf und einer vorzeitigen Beendigung des Ausbildungsverhältnisses führen.

Schüler hätten zudem oftmals eine falsche Vorstellung von Berufsbildern, meint Kefferpütz. Hier gelte es beispielsweise mit Praktika und Info-Angeboten gegenzuwirken. "76 Prozent unserer Betriebe führen regelmäßig Betriebspraktika durch und verzeichnen dadurch eine deutlich geringere Abbruchquote in der Ausbildung."