Stellantis-Händler fürchten ehrgeizige CO2-Ziele

Die meisten Automobilhersteller plädieren für eine Lockerung der CO2-Vorgaben, die die EU den Herstellern macht. Stellantis-Chef Carlos Tavares jedoch sprach sich dagegen aus. Jetzt stellen sich seine Handelspartner gegen ihn und unterstützen stattdessen andere Hersteller in ihrem Appell: In einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordern sie, die Gesetze zu ändern.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass die für 2025 gesetzten CO2-Reduktionsziele unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht realisierbar sind“, schreiben die vier europäischen Stellantis-Händlerverbände AECP (Peugeot), ACCDE (Citroen und DS Automobiles), ADEFCA (Fiat-Gruppe) und Euroda (Opel) in einem Brief, über den das „Manager-Magazin“ zuerst berichtet hat. Das Stellantis-Vertriebsnetz gehört zu den größten in Europa. Derzeit ist es massiv im Umbruch. 

Der Verband Deutscher Citroën-, DS- & Peugeot-Vertragspartner wollte sich nicht zu der Initiative der europäischen Partnerverbände äußern. Doch die Befürchtungen vieler Händler sind groß, dass die Entwicklung auf ihrem Rücken ausgetragen wird.

Wenn Stellantis die CO2-Vorgaben erreichen will, schreibt der Hersteller sie in den Volumenzielen der Händler fest. Von der Zielerreichung hängt es dann ab, ob die Partner ihren Bonus erhalten. Bislang sind die Händler noch im Ungewissen, die Ziele für das nächste Jahr stehen noch nicht fest.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte Stellantis die Händler-Erträge gekürzt. „Uns droht der Verlust des Volumenbonus“, so ein Stellantis-Partner, der nicht genannt werden will. Und ein weiterer ergänzt: „Es wird immer schwieriger, Gewinn zu erwirtschaften, um zu überleben.“

Damit Stellantis seine CO2-Ziele erreicht, braucht der Hersteller nach Berechnungen von Dataforce einen BEV-Anteil von 18 Prozent plus 7,5 Prozent Plug-ins. Das wäre in etwa eine Verdopplung des Anteils im Vergleich zu den Zulassungen im ersten Halbjahr 2024.

Derzeit geht es jedoch eher in die andere Richtung. In ihrem Brief verweisen die Stellantis-Partner auf die seit Monaten ausbleibende Nachfrage nach Elektroautos. Demnach haben sich der E-Autoabsatz im September 2024 mit einem Rückgang von 43,6 Prozent in Europa nahezu halbiert. Dabei sei der Verbrenner-Verkauf nahezu stabil geblieben.

„Die technologischen Fortschritte bei batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEVs) und die Ladeinfrastruktur sind nicht auf die aktuellen Bedürfnisse der Mehrheit der potenziellen Kunden abgestimmt“, so die Händler. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die für 2025 gesetzten CO2-Reduktionsziele unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht realisierbar sind.“

Die Skepsis bei Verbraucher ist hoch: Preis, Reichweite und die entsprechende Infrastruktur schrecken ab. „Der Mangel an erschwinglichen batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEVs) in Verbindung mit einer unzureichenden Ladeinfrastruktur hat eine erhebliche Lücke zwischen den gesetzlichen Anforderungen und den Möglichkeiten des Marktes geschaffen.“

Zudem fordern die Partner, die CO2-Messung umzustellen. Statt den Fokus nur auf den Verbrauch zu legen, fordern sie einen umfassenderen Ansatz. „Unserer Ansicht nach wäre ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus der Produktion berücksichtigt, effektiver, um sinnvolle CO2-Reduzierungen zu erreichen.“