30 Jahre Mercedes Sprinter: Antriebsvielfalt und autonomes Fahren im Fokus

Die Van-Sparte von Mercedes feiert den 30. Geburtstag ihres Kastenwagens mit einem Jubiläums-Sprinter inklusive Kühlausbau: Europa-Chef David Perdomo Hollatz hat den 1500. Transporter an die Hilfsorganisation Tafel übergeben – die in diesem Jahr ebenfalls ihr dreißigjähriges Bestehen feiert. Alle anderen Kunden können vom Sondermodell „30 Jahre Sprinter“ profitieren, das bis zu 3000 Euro Preisvorteil verspricht.     

Die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr fand in Berlin-Spandau statt. Dort hat die größte Mercedes-Niederlassung nach ihrem Umbau im vergangenen Jahr einen klaren Fokus auf Transporter gesetzt. Das sogenannte Van Experience Center stellt den Sprinter und weitere Modelle in den Mittelpunkt des rund 2000 Quadratmeter großen Showrooms. Es ist neben Herbrand und Kestenholz einer von nur drei ausschließlich auf Vans spezialisierten Mercedes-Standorten in Deutschland.

Neben den Fahrzeugen von Mercedes selbst können sich die vornehmlich gewerblichen Kunden über Auf- und Umbaulösungen informieren. Je nach Aufbauhersteller können individuellen Ausbauten direkt mit dem Fahrzeug bestellt (Einrechnunggeschäft) oder der Umbau vor Ort in Spandau beim Spezialisten beauftragt werden (Zweirechnungsgeschäft).   

Zum Jubiläumsfest hat Mercedes Vans vor der Niederlassung eine Ausstellung mit aktuellen und historischen Fahrzeugen organisiert. Die Marke präsentiert Kunden, Partnern und Medien dabei verschiedene Einsatzmöglichkeiten – vom Rettungswagen über Food-Trucks bis hin zum mobilen Beauty-Salon. Das Konzept der „Sprinter City“ als Marketing-Format will Mercedes nach der Premiere in Berlin global ausrollen.

Global betrachtet bleibt Europa der wichtigste Markt für Mercedes-Benz Vans: 25 Prozent des Geschäfts entfallen auf Deutschland, weitere 41 Prozent auf den restlichen europäischen Markt. Die USA mit 12 Prozent und China mit 7 Prozent spielen eine kleinere Rolle. Welche Auswirkungen mögliche US-Zölle auf das Geschäft in Nordamerika hätten, dazu äußert sich Mercedes bislang nicht konkret, Stuttgart betont regelmäßig, dass man eine "liberale Handelsordnung" unterstütze. Immerhin: Seit 2017 produziert das Unternehmen den Sprinter bereits in einem eigenen Werk in South Carolina.

Insgesamt ist der Absatz im vergangenen Jahr auf 405.600 Fahrzeuge gesunken, rund 40.000 weniger als im Vorjahr. Mercedes führt dies auf Modellwechsel und schwierige Marktbedingungen zurück. Mehr als die Hälfte der verkauften Mercedes-Vans (219.127) entfielen auf den Sprinter, gefolgt vom mittelgroßen Vito mit 101.205 Einheiten. Der Pkw-Ableger V-Klasse landete mit 56.809 verkauften Modellen auf Platz drei.

Ab 2026 plant Mercedes Vans mit der Van.EA (Electric Architecture) eine neue Plattform einzuführen, die ausschließlich für Elektrofahrzeuge konzipiert ist und der ursprünglichen "electric-only"-Strategie des Konzerns folgte. Allerdings zeigt sich die Nachfrage nach E-Fahrzeugen bislang schwächer als erwartet: 2024 waren nur 4,8 Prozent der verkauften Mercedes-Vans – insgesamt 19.516 Fahrzeuge – rein elektrisch unterwegs.

Daher hat Mercedes die Strategie angepasst und entwickelt mit der Van.CA (Combustion Architecture) eine parallele Plattform, die weiterhin den Einsatz von Verbrennungsmotoren ermöglicht. Zwischen beiden Architekturen soll es rund 70 Prozent Gleichteile geben, auch die Produktion erfolgt auf derselben Linie. Dennoch dürfte das Investment in die Verbrenner-Architektur einen hohen Millionen-Betrag ausmachen.

Die Pläne zur Digitalisierung bleiben vom Umdenken in der E-Strategie unberührt: Beide Architekturen sollen das unternehmenseigene Betriebssystem MB.OS nutzen, das kürzlich im CLA seine Premiere feierte. Die Software soll unter anderem das automatisierte Fahren vorantreiben. Bis Ende des Jahrzehnts sollen Privatkunden von Level-3-Autonomie profitieren, während gewerbliche Fahrzeuge sogar nach Level 4 autonom fahren können. 

Autonome Transporter könnten in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Geschäftszweig für Mercedes Van werden, da die Transport- und Logistikbranche bereits heute unter einem erheblichen Fahrermangel leidet, der laut Experten zu einem ernsten Problem werden könnte.