Strategie, Diplomatie, Vision, dabei Kosten sparen, aber keine Werke schließen: John Elkann formuliert Anforderungen für den neuen CEO, die kaum zu erfüllen sind.
Kein weiter so: Stellantis-Chairman John Elkann (links) und Finanzchef Doug Osterman (rechts) kündigen bei der Vorstellung der miserablen Bilanz für 2024 grundlegende Änderungen an.
Stellantis sucht seit dem Rauswurf von CEO Carlos Tavares einen Tausendsassa, der vieles können soll: Wachstum, Transformation, Kosten sparen, Investoren überzeugen und dabei die Zukunft fest in den Blick nehmen.
Das hat Verwaltungsratspräsident John Elkann bei einer Analystenkonferenz anlässlich der Vorlage der 2024er-Zahlen durchblicken lassen. Die Automobilwoche fasst seine wichtigsten Äußerungen zusammen.
Elkann und sein neuer Finanzchef Doug Ostermann mussten sich für ein miserables Zahlenwerk rechtfertigen "Wir sind nicht stolz auf das Jahr 2024", räumt Elkann ein, der Anfang Dezember entschieden hatte, Tavares vorzeitig in den Ruhestand zu schicken.
Die zentrale Herausforderung bestehe schlichtweg darin, wieder profitabel zu wachsen – sowohl in Europa als auch in Nordamerika, wo die Rückschläge 2024 deutlich stärker waren als in Europa (siehe weiterer Beitrag zum Thema). "Unser Unternehmen muss wieder zurück zu Wachstum und Profitabilität. Und Profitabilität mündet in Cash-Generierung", sagte Elkann an die Analysten gerichtet.
Um die Profitabilität zu steigern, will Elkann aber auf die Kappung überzähliger Kapazitäten verzichten. "Wir werden Marktanteile zurückgewinnen, wir bringen neue Produkte auf den Markt und wir werden mehr in Marketing investieren", sagte Elkann. Den Abbau von Fertigung oder gar Werksschließungen will er offenbar möglichst vermeiden.
Ob das klappt? Laut einer der Automobilwoche vorliegenden Auswertung der auf Produktionsdaten spezialisierten Analysehauses INOVEV zufolge erreichten 2024 von 25 Stellantis-Werken in Europa, Nordafrika und in der Türkei nur sieben Werke eine Auslastung von wenigstens 80 Prozent. Diese Schwelle gilt als Mindestwert für eine profitable Fertigung.
Dann listet Elkann mehrere Punkte auf, die er zuletzt offenbar bei Tavares nicht mehr in den besten Händen sah. Für das Spitzenamt bei Stellantis müsse ein Kandidat einiges mitbringen, macht Elkann deutlich. Und zwar mehr als nur fachliche und menschliche Kompetenzen.
Ein Nachfolger müsse sich in allen Regionen, in denen Stellantis aktiv ist, bestens auskennen, formuliert Elkann als ersten Punkt. Das bedeutet somit weltweite Kompetenz. Zweitens müsse er oder sie zwingend den Kapitalmarkt verstehen und drittens die zentrale Bedeutung von Software erfassen.
Die Wunschliste von Elkann ist damit aber noch nicht komplett. Der Verwaltungsratspräsident sprach zwar nicht über die Rivalität zwischen der alten PSA-Gruppe und dem früheren FCA-Konzern. Er nannte auch nicht das Ringen zwischen der französischen und italienischen Regierung um Standortgarantien und Produktionsversprechen.
Doch unzweifelhaft muss der Stellantis-Chefposten mit einer höchst diplomatisch versierten Person besetzt werden, um nicht schnell zwischen den Stühlen aller Beteiligter zerrieben zu werden.
Denn, so Elkann, der neue CEO müsse "mit allen unseren Partnern gut zusammenarbeiten." Dieser Hinweis geht direkt an Tavares, der sich zuletzt mit Händlern, Mitarbeitern und ganzen Regierungen angelegt und es ich dabei mit nicht wenigen verscherzt hatte.
Am Zeitplan für die Neubesetzung hat Elkann trotz dieser respektablen CEO-Suche nichts geändert. Er und das mit der Suche beauftragte Gremium hätten schon mehrere vielversprechende Gespräche mit möglichen Nachfolgern geführt, "sowohl mit internen wie mit externen", ist ihm zu entlocken. Wie geplant solle die neue Führungsperson noch im ersten Halbjahr bestimmt werden.
