Die EU bittet zur Kasse. Nach der Entscheidung in Brüssel, voraussichtlich schon ab November Strafzölle von bis zu 35 Prozent auf Elektroautos chinesischer Produktion zu erheben, wird auch in den Chefetagen deutscher Automobilhersteller gerechnet. Schon länger kritisieren die Unternehmen, dass von den Strafzöllen auch in Europa entwickelte Elektrofahrzeuge betroffen sind, die nur in China gefertigt werden. Die Automobilwoche zeigt, welche Modelle betroffen sind und wie teuer es für die Hersteller wird.
Strafzölle beschlossen: So teuer wird es für deutsche Hersteller
Die EU verhängt ab November Strafzölle auf aus China importierte Elektroautos. Welche Mehrkosten jetzt auf die deutschen Hersteller zukommen.
Die Münchener sind mit drei Modellen von den EU-Zöllen betroffen. Bei allen Fahrzeugen ist aber bereits ein Ende der China-Fertigung in Planung. Aktuell entsteht das SUV iX3 im BMW-Werk in Shenyang und wird nach Europa importiert. Das Modell wird 2026 vom ersten Modell der Neuen Klasse abgelöst, die im neuen BMW-Werk im ungarischen Debrecen entsteht. Die Analysespezialisten von Dataforce schätzten für 2023 eine Zahl von 18.000 iX3, die aus China nach Europa importiert wurden.
Dazu kommen zwei Derivate von Mini, die BMW im "Spotlight" genannten Joint Venture mit Great Wall Motors fertigt. Die Importe des klassischen Mini Cooper und des Aceman starten erst in diesem Jahr langsam. Beide Modelle sollen ab 2026 allerdings zurück nach Europa kommen. Ab 2026 plant BMW die Fertigung von zwei Elektromodellen im Mini-Stammwerk im britischen Oxford. Dafür investiert der Premiumhersteller rund 700 Millionen Euro in das Werk.
Ungeachtet der Pläne in der Zukunft gab sich die EU kompromisslos und verhängte 21,3 Prozent Strafzoll für BMW. Kurios: Weil zu den Importen der beiden Mini-Modelle nach Europa aus Sicht der Behörde Daten fehlten, wurde BMW sogar zunächst auf 38,1 Prozent zusätzlichen Zoll eingestuft. Aus Sicht des Herstellers konnten diese Informationen aber nicht vorliegen, weil der Import erst anlief. Inzwischen passte die EU den Wert an.
Auch die VW-Marke Cupra wurde in einer Einstufung aus dem Juli für sein Elektro-SUV Tavascan von der EU mit 38,1 Prozent Strafzoll wegen mangelnder Kooperation belegt. Das Fahrzeug entsteht im chinesischen VW-Werk in Anhui. Inzwischen bewertete die EU die Situation neu und stufte Cupra ebenfalls als kooperierendes Unternehmen mit 21,3 Prozent Strafzoll ein.
Formell ist Cupra eine spanische und keine deutsche Marke, gehört aber zum Volkswagen-Konzern. CEO Wayne Griffiths zeigte sich zuletzt im Automobilwoche-Interview enorm unzufrieden mit den EU-Plänen zu den Strafzöllen für sein in China gebautes Modell: "Wir müssen jetzt einen Weg mit der EU-Kommission finden, aber auch mit der spanischen Regierung. Es ist genau das Gegenteil passiert von dem, was die Politik vorhatte, nämlich die europäische Industrie zu schützen. Jetzt sind wir im Nachteil."
Smart-Modelle, wie der #1 aus dem Joint Venture von Mercedes und Geely, werden dem chinesischen Hersteller Geely zugerechnet und daher nur mit 18,8 Prozent Strafzoll belegt.
Kurios ist: Laut des EU-Amtsblattes forderten die Stuttgarter zunächst in der Untersuchung, nicht zusammen mit Geely taxiert zu werden. Wären die EU-Beamten dem gefolgt, hätten den Smart-Modellen zunächst ebenfalls die maximalen 35,3 Strafzoll für nicht kooperierende Unternehmen gedroht. So bleibt es bei 18,8 Prozent.
Voraussichtlich ab November gelten die neuen Strafzölle, die auf den Bruttolistenpreis und die anteiligen Transportkosten jedes Fahrzeugs erhoben werden. Bereits erhoben werden zehn Prozent Importzoll, auf den jetzt die Zusatzzölle individuell je nach Hersteller draufgeschlagen werden.
Immerhin: Die eigentlich zunächst angekündigte rückwirkende Erhebung der Zölle ab dem 5. Juli wurde von der EU wieder einkassiert. Zunächst hatte die Behörde mitgeteilt: "Führen die Gespräche mit der chinesischen Seite zu keiner Lösung, werden diese Zölle zum 4. Juli eingeführt - und zwar durch eine Sicherheitsleistung in der von den Zollbehörden in jedem Mitgliedstaat festzulegenden Form. Sie würden nur dann erhoben, wenn endgültige Zölle eingeführt würden."
Dies ist jetzt zwar der Fall. Schon am 20. August teilte die EU dann aber per Pressemitteilung mit, "keine Ausgleichszölle rückwirkend zu erheben". Ab 1. November wird es dann aber teuer für BMW, Cupra und Mercedes.