Geely will in Europa bei Volvo oder Renault fertigen lassen

Der chinesische Autokonzern Geely Automotive will die Produktionskapazitäten seiner Partner nutzen, um die Auswirkungen der drohenden EU-Zölle klein zu halten. „Wir haben viele Partner in Europa und schauen uns die Möglichkeiten mit Blick auf bestehenden Kapazitäten an“, sagte Victor Yang, Vice President Geely Group bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Frankfurter Messe Automechanika.

Laut Yang kommen für Geely in Europa vor allem Werke von Volvo Cars und Renault  in Frage. Auch die Produktion in einem Mercedes-Werk sei eine Möglichkeit, aber nicht für Europa, fügte Yang hinzu.

Auch eigene Werke in Europa wollte Yang auf Nachfrage nicht grundsätzlich ausschließen. Der chinesische Hersteller BYD hatte bereits im Dezember 2023 angekündigt, ein neues Werk in Ungarn zu errichten. In Szeged haben die Bauarbeiten dafür bereits begonnen, in Betrieb gehen soll das Werk Ende 2027.

Geely sieht angesichts der drohenden europäischen Strafzölle vorerst kurzfristig weniger Chancen für kostengünstige kleine E-Autos aus China für den europäischen Markt. Stattdessen will der chinesische Autobauer den Fokus stärker auf große und hochwertige E-Fahrzeuge richten.

Wie weit die Gespräche mit den Partnern fortgeschritten sind, wollte Yang nicht sagen. Auch zu den möglichen Modellen, Werken und Kapazitäten äußerte er sich nicht. Man sei im ständigen Austausch mit den Partnern, so Yang, ohne ins Detail zu gehen.

Weder Renault noch Volvo Cars äußerten sich am Mittwoch auf Anfrage der Automobilwoche zu diesen Plänen. Geely ist über den neu gegründeten Verbrennerkonzern Horse Powertrain mit Renault verbunden. Beide hoben das Unternehmen gemeinsam aus der Taufe. Volvo gehört seit 2010 zu Geely; an Mercedes ist Geely-Gründer Li Shufu mit knapp zehn Prozent beteiligt. 

Die Europäische Union hat angekündigt, ab November sogenannte Ausgleichszölle auf Elektroautos aus China einzuführen. Herstellern, die Elektroautos in China fertigen, drohen damit Aufschläge von teilweise mehr als 35 Prozent.

Betroffen sind davon nicht nur chinesische Hersteller, sondern beispielsweise auch Volvo Cars, Dacia und BMW. Für die jeweilige Höhe der Strafzölle war die Kooperationsbereitschaft der Hersteller ein wesentlicher Faktor. Geely drohten ursprünglich zusätzliche Zölle von knapp 20 Prozent, in einem weiteren Schritt wurde dies aber leicht gesenkt.

Der Geely-Manager Yang kritisierte die Maßnahmen: „Wir gehen nicht davon aus, dass dies der richtige Weg ist.“ Er forderte die EU auf, die Maßnahmen nochmals zu überdenken und verwies darauf, dass Geely mit zahlreichen europäischen und deutschen Partnern wie Bosch und ZF zusammenarbeitet.

Die USA haben zum Schutz der eigenen Industrie Einfuhrzölle von 100 Prozent auf chinesische E-Autos verhängt. Kanada will dem Beispiel folgen.

Zu dem Automotive-Teil der in Hangzhou ansässigen Geely Holding Group gehören heute Volvo Cars, Polestar, Lotus, London Electric Vehicle Company (LEFC), Lynk & Co, Smart, Proton sowie die rein chinesischen Marken Geely Auto, Galaxy, Zeekr, Farizon, Radar und Qijang. Außerdem ist die Gruppe an einem Joint Venture mit dem deutschen Flugtaxi-Unternehmen Volocopter beteiligt.

In Europa betreibt Geely Automotive Entwicklungszentren in Göteborg bei der Tochter Volvo Cars, in Raunheim bei Frankfurt sowie in Coventry.