"Extrem schwierige Situation": Nissan streicht 9000 Jobs und verkauft Mitsubishi-Anteile

Nissan hat im abgelaufenen Geschäftsquartal einen Verlust erlitten und ruft nun eine Notsituation aus. Vorstandschef Makoto Uchida sprach am Donnerstag von einer "extrem schwierigen Situation" und kündigte die Kappung zentraler Punkte seiner Wachstumspläne an.

Konkret will Uchida 9000 Stellen abbauen und 20 Prozent der Nissan-Anteile an Mitsubishi verkaufen.

Mit dem drastischen Sparprogramm will Uchida die Talfahrt des drittgrößten japanischen Autobauers umkehren. Im abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal erlitt Nissan einen Nettoverlust, im Halbjahr schrumpfte die Gewinnmarge von 5,6 auf 0,5 Prozent. Der Ausblick wurde drastisch nach unten korrigiert.

Der globale Absatz schrumpfte im abgelaufenen Quartal um 2,8 Prozent auf 809.000 Fahrzeuge.

Die Reformen führen auch zu einer Neuerung im Top-Management. Guillaume Cartier wird auf den neu geschaffenen Posten des Chief Performance Officers befördert. Dort ist er für die Überwachung von Umsatz und Gewinn zuständig.

Derzeit ist Cartier bereits verantwortlich für das operative Geschäft von Nissan in Europa, Afrika, dem Nahen Osten, Indien und Ozeanien.

Im Januar will Uchida weitere Top-Managementpositionen umbesetzen. Er selbst kündigte an, ab sofort auf 50 Prozent seiner CEO-Vergütung zu verzichten. Damit wolle er signalisieren, dass er die Verantwortung für den Gewinneinbruch übernimmt.

Der Mittelfrist-Wachstumslan "The Arc" wird zum Großteil eingestampft. "Wir haben keine andere Wahl, als den Plan teilweise zu revidieren", sagte Uchida auf einer Pressekonferenz. Der auf drei Jahre angelegte Plan wurde erst im vergangenen Jahr gestartet.

Nissan will nun seine Kostenstruktur so verbessern, dass der Konzern bereits ab einem Verkaufsvolumen von weltweit nur noch 3,5 Millionen Fahrzeugen profitabel ist. Zuletzt lag die Verkaufsdynamik deutlich darunter, für das laufende Geschäftsjahr ist nur mit einem Absatz von etwa 3,4 Millionen Fahrzeugen zu rechnen. Die Kapazitäten liegen weltweit sogar bei rund fünf Millionen Einheiten.

Um das Ziel zu erreichen, will Uchida die weltweiten Kapazitäten um 20 Prozent senken. Das dürfte nach Angaben des Unternehmens zum Abbau von etwa 9000 Stellen führen.

Insgesamt will Nissan die Fixkosten um umgerechnet gut zwei Milliarden Euro im Geschäftsjahr senken.

Einen Zeitplan für den Personalabbau oder die Produktionskürzungen legte Uchida vor der Presse nicht offen. Einige der Stellenstreichungen sollen durch freiwillige Entlassungsprogramme erfolgen.

Nissan wird auch fast ein Drittel seiner 34-prozentigen Beteiligung am Allianzpartner Mitsubishi Motors verkaufen. Die Beteiligung wird von Mitsubishi zurückgekauft und entspricht 10,02 Prozent der Gesamtaktien des Unternehmens.

Nissan hatte unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Carlos Ghosn eine Mehrheitsbeteiligung an Mitsubishi erworben und Mitsubishi damit in die nun radikal umgestaltete Renault-Nissan-Allianz integriert. Auch nach dem Verkauf wird Nissan jedoch voraussichtlich der größte Anteilseigner von Mitsubishi bleiben.

Nissans Umstrukturierung kommt zu einem Zeitpunkt, da das Unternehmen im letzten Quartal einen 85-prozentigen Einbruch des Betriebsgewinns meldete, der auf aufgeblähte Lagerbestände, rückläufige Verkäufe und Produktionsverlangsamungen zurückzuführen ist.

Der Betriebsgewinn sank im zweiten Geschäftsquartal, das am 30. September endete, auf 31,9 Milliarden Yen (224,3 Millionen Dollar), verglichen mit 208,1 Milliarden Yen (1,46 Milliarden Dollar) ein Jahr zuvor. Unter dem Strich machte Nissan einen Verlust von 9,3 Mrd. Yen (65,4 Mio. USD) gegenüber einem Gewinn von 190,7 Mrd. Yen (1,34 Mrd. USD) im Vorjahr.

Die weltweiten Einzelhandelsverkäufe gingen im Zeitraum Juli bis September um 2,8 Prozent auf 809.000 Fahrzeuge zurück. Mit den neuen Maßnahmen sollen bei Nissan zusätzliche Einsparungen in Höhe von fast drei Milliarden Dollar erzielt werden.

Der Umbruch und die drastische Kurskorrektur sind ein schwerer Rückschlag für Uchida und seinen Versuch, das Wachstum bei Nissan wieder anzukurbeln, da die Umsätze und Gewinne des Unternehmens schrumpfen.

Im März stellte der umstrittene CEO einen neuen Geschäftsplan mit dem Namen "The Arc" vor, der den Absatz in den kommenden Jahren um eine Million Fahrzeuge steigern und eine operative Gewinnmarge von sechs Prozent oder mehr erzielen sollte.

Angesichts des bröckelnden Geschäftsumfelds hat Uchida diese Ziele auf Eis gelegt.