Skodas Elektro-Strategie: Erfolg durch Umsicht

Auf einer schwimmenden Bühne in der Moldau feierte der Elroq im vergangenen Herbst seine Weltpremiere. Die Gäste wurden passend mit dem Elektroboot zur in Škoda-Grün getauchten Prager Eventlocation gebracht. Der Elroq ist das zweite Elektromodell von Škoda und soll nach dem Willen des Managements noch erfolgreicher werden als sein großer Bruder Enyaq.

Die Erwartungen sind hoch. Und das Selbstbewusstsein ebenfalls. Die VW-Tochter hat trotz Konzernkrise gerade gehörig Rückenwind. Die Kennzahlen überzeugen, und das erste E-Modell Enyaq avancierte in den vergangenen Monaten zur Nummer eins unter den absatzstärksten Elektroautos in Deutschland.

Dabei sind die Tschechen keine Elektrofetischisten. Škoda bietet eine breite Palette Antriebsmöglichkeiten an und will so dem Kunden die Entscheidung überlassen. Es gibt kein radikales "Electric only", sondern ein friedliches Nebeneinander der Systeme, und das noch auf viele Jahre. Beim E-Auto geht Škoda behutsam vor, ohne zu spät sein zu wollen.

Im Jahr 2027 soll es vier Elektromodelle neben den beiden Enyaq-Varianten geben: den kompakten Stromer Elroq, ein Einstiegsmodell namens Epiq, einen Siebensitzer und schließlich einen Kombi. Im Jahr 2030 sollen früheren Aussagen zufolge 70 Prozent aller neuen Škodas elektrisch fahren.

Nach dem Enyaq folgt nun also dessen kleiner Bruder Elroq. Mit einem Kostenpunkt ab 33.900 Euro gilt das Modell im Vergleich zu einem Verbrenner ungefähr preislich ebenbürtig. Ein attraktives Angebot für ein pragmatisches Auto mit solider Technik – so lautet Škodas Strategie.

Der Preis ist durchaus sportlich zu sehen. "Betriebswirtschaftlich gehen wir dafür an die Schmerzgrenze", sagte Vorstandschef Klaus Zellmer kürzlich im Gespräch mit der Automobilwoche. Dass Škoda pro Fahrzeug draufzahlen könnte, dürfe aber nicht sein: "Jedes Auto muss sich bei uns rechnen." Hier kommen Škoda Zellmer zufolge die günstigen Produktionsbedingungen am Standort Mlada Boleslav zugute.

Dabei steckt viel Technologie im Auto. Der Elroq hat die gleiche Antriebstechnik wie der Enyaq. Als Varianten stehen für den Elroq zum Start zwei Akkugrößen bereit: 55 und 82 kWh. Mit 125 und 210 kW hat der Kunde zwei Motor-Leistungsstufen zur Wahl. Die Reichweite soll mit dem 82-kWh-Akku bis zu 580 Kilometer betragen, die des Basismodells mit der kleineren 55-kWh-Batterie liegt bei 375 Kilometer.

Škoda profitiert bei der Technik von der Zusammenarbeit im VW-Konzern. Volkswagen Pkw und Seat/Cupra teilen ihr Wissen mit dem tschechischen Hersteller. Der Elroq ist auch das erste Modell, das sich an das neue Design "Modern Solid" anlehnt.

Der Unterschied zu früheren Fahrzeugen ist deutlich. Das Frontdesign ist stark geglättet, das Licht neu, der herausgehobene Touchscreen bestimmt das Armaturenbrett, und auf der Haube prangt nun der Schriftzug "Škoda". Die ersten Auslieferungen finden jetzt im ersten Quartal 2025 statt.

In der jüngeren Vergangenheit überraschte vor allem der Erfolg des Enyaq. Gleich mit dem ersten Vollstromer erklomm Škoda Platz eins der deutschen Elektro-Charts. In den Monaten September, Oktober und November stand das Modell an der Spitze des Rankings, noch vor Teslas Model Y.

In der Branche wird das so gelesen: Škoda ist zwar kein Vorreiter in der Elektromobilität, aber wenn sie etwas machen, dann machen sie es richtig. Die Elektromobilität soll auch beim Absatzwachstum helfen. Zellmer: "Binnen der nächsten drei Jahre peilen wir wieder die Million an. Eine Schallmauer, die wir durchbrechen müssen, auch um die Skaleneffekte zu haben."

2024 lieferte Škoda 926.600 Fahrzeuge an die Kunden aus. Nach Enyaq und Elroq – Škodas vollelektrische SUVs beginnen mit E und enden mit einem q – stellt Škoda im laufenden Jahr ein elektrisches Einstiegsmodell vor: den Epiq. Für den 4,10 Meter kurzen Stromer liegen zwar noch keine technischen Daten vor. Aber da er als Bruder des VW ID.2 angesehen werden kann, darf man von einer Reichweite von mehr als 400 Kilometern ausgehen. Der Preis soll bei 25.000 Euro liegen und demnach Elektromobilität massentauglicher machen. Marktstart: 2026.

Auf dem Enyaq-Erfolg will man sich nicht ausruhen. Škoda bringt das Modell runderneuert samt Coupé-Version neu auf den Markt. Das Unternehmen spricht selbst vom "New Enyaq", es ist ein groß angelegtes Facelift. Und wenn dann 2026 der Siebensitzer und 2027 ein Kombi kommen, hat Škoda, obwohl doch so bedächtig bei der Elektromobilität, eine komplette Palette vorzuweisen – vom City-Car bis zur Familienkutsche.

Übrigens: Klaus Zellmer spricht am 26. Februar auf der Automobilwoche Konferenz in München. Mehr erfahren