China-Strafzölle: Was Hersteller am Vorgehen der EU stört

Noch acht Wochen, dann wird es ernst: Bereits zum 30. Oktober will die EU-Kommission aus den vorläufigen Erhöhungen der Importzölle auf in China produzierte Elektroautos für fünf Jahre fest geltende Zölle machen. 

Sollten politische Mehrheiten die Zollpläne bis dahin nicht noch kippen, wird der Import von in China für den europäischen Markt produzierten Elektrofahrzeuge ab November für alle Hersteller deutlich teurer. Aktuell werden die Importe bereits erfasst und theoretische Zölle kalkuliert, aber nicht final erhoben.

Hintergrund ist der aus Sicht der EU zu hohe Grad an staatlicher Subvention für chinesische Hersteller, der in Europa den Wettbewerb mit etablierten OEMs stark verzerrt. Die deutschen Hersteller lehnen die Zölle dennoch ab. Auch, weil die Chinesen ihrerseits schon mit Gegenzöllen auf Verbrenner drohen. 

Im Mittelpunkt der Kritik steht aber auch zunehmend die Art und Weise, mit der die EU die Importzölle festsetzt. 

Die Behörde passte Mitte August die jeweiligen Zölle pro Hersteller noch einmal an und taxierte Tesla auf nur noch neun Prozent Zoll. BYD liegt jetzt bei 17 Prozent und damit immer noch vier Prozent unter Joint-Ventures deutscher Hersteller, wie BMW Brilliance (Fertigung BMW iX3) und Volkswagen JAC (Fertigung Cupra Tavascan).

„Für den Volkswagen-Konzern ist weiterhin nicht nachvollziehbar, dass chinesische Unternehmen mit geringeren Ausgleichszöllen belegt werden als europäische Hersteller“, heißt es aus Wolfsburg zu den Zollplänen der Europäischen Union gegenüber der Automobilwoche.

Und weiter: "Die Unterschiede zwischen einzelnen Herstellern werfen Fragen auf, denn sie beeinflussen die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilproduzenten zusätzlich."

Die EU hingegen wehrt sich: „Die Überarbeitungen zeigen, dass die Kommission alle Vorschriften und Verpflichtungen in vollem Umfang einhält und ihre Feststellungen ausschließlich auf Tatsachen und Nachweise stützt.

Sie beweisen auch, dass die Kommission mit größter Sorgfalt vorgeht, damit die Untersuchung auf einem sicheren Fundament steht und korrekt abläuft", teilt die Behörde der Automobilwoche mit.

Welche Tatsachen allerdings genau untersucht wurden, verrät die EU nicht. Bekannt ist nur, dass sämtliche Hersteller mit Produktion in China und Export nach Europa umfangreiche Fragebogen erhielten und weite Teile ihrer Geschäftspraktiken offenlegen mussten.

Zudem bewertete die EU auch knallhart, wer sich wie offen für eine Zusammenarbeit mit der Behörde gab. Mit dem Ergebnis, dass der chinesische Hersteller SAIC mit den von der EU bestimmten 36,3 Prozent Zusatzzoll sogar mehr als doppelt so hart abgestraft wurde, wie Wettbewerber BYD.

Immerhin: In einer ersten Bewertung der Hersteller waren die Joint Ventures von Mercedes, BMW und Volkswagen wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft noch mit dem Maximalzoll von 37,6 Prozent belegt worden.

Teilweise nur, weil wegen des gerade erst erfolgten Produktionsanlaufs in China noch gar keine Fahrzeuge nach Europa importiert wurden und der EU entsprechend angefragte Daten gar nicht vorgelegt werden konnten. Diesen Fehler korrigierte die EU jetzt mit der Anpassung im August.

Volkswagen setzt jetzt dennoch darauf, dass politische Mehrheiten unter den 27 EU-Staaten die Zölle noch zu Fall bringen .“Wir erhoffen uns von den EU-Mitgliedstaaten, dass sie das Verfahren und die Ergebnisse der EU-Kommission kritisch überprüfen und in dieser Form nicht bestätigen“, teilt ein Konzernsprecher gegenüber der Automobilwoche mit.