Warum Stellantis wieder in den ACEA eintritt

Der europäische Herstellerverband ACEA hat mit sichtbar großer Genugtuung mitgeteilt, dass der 14-Marken-Konzern Stellantis nach zweieinhalb Jahren grimmiger Isolation wieder ordentliches Mitglied des Verbandes werden will.

Damit wendet sich das vorläufige Führungsgremium des Konzerns unter Leitung von Verwaltungsratspräsident John Elkann um 180 Grad ab von der strategischen Entscheidung des entlassenen CEO Carlos Tavares, bereits mittelfristig ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen.

Zuletzt hatte Tavares noch im September seine Kritik am ACEA bekräftigt. Er warf dem Verband vor, sich ohne Not für ein massives Aufweichen des Verbrenner-Aus im Jahr 2035 einzusetzen.

Amtierender ACEA-Präsident ist derzeit Renault-Vorstandschef Luca de Meo. Er begrüßte am Wochenende den neuerlichen Beitrittswunsch von Stellantis und erklärte: "Angesichts der beispiellosen Krise der Wettbewerbsfähigkeit in Europa und und der gemeinsamen Notwendigkeit, die Herausforderungen der grünen Transformation zu meistern, ist es wichtiger denn je, zusammenzuhalten."

Stellantis gab zunächst keine Erklärung ab, warum das Unternehmen wieder zurück in die Arme des ACEA kehrt. Tavares hatte den Verband im Juni 2022 mit einiger Wut im Bauch verlassen. Damals hatte das Europaparlament kurz zuvor entschieden, die Neuzulassung von CO2-emittierenden Pkw von 2035 an zu untersagen.

Tavares hatte damals noch zu erkennen gegeben, dass er damit die Lobby-Arbeit des Verbandes für gescheitert ansehe und keinen Grund mehr sehe, den erheblichen Mitgliedsbeitrag zu leisten.

Stattdessen startete er eine Reihe von international ausgerichteten Online-Konferenzen rund um das Thema "individuelle Mobilität", die allerdings kaum ein Medienecho hervorriefen.

Mit der Rückkehr in den ACEA signalisiert Stellantis nun, dass auch der europäisch-amerikanische Autokonzern eine Korrektur der europäischen CO2-Regulierung für richtig hält.

Der ACEA plädiert seit langem für eine längere Übergangszeit bis zum vollständigen Aus der Verbrenner-Zulassungen für Pkw in Europa, das bislang für das Jahr 2035 festgelegt ist. Die bislang noch für 2026 geplante Evaluierung und Neubewertung der nächsten Regulierungsschritte soll nach dem Willen des Verbands bereits 2025 erfolgen.

Tavares war der Meinung, die Weichen rechtzeitig so klar in Richtung E-Mobilität gestellt zu haben, dass der Konzern damit mittelfristig in Europa seinen Wettbewerbern einiges voraus haben dürfte.

Marken wie Opel und Peugeot wollten ursprünglich schon ab 2028 bei neuen Modellen nur noch reine E-Autos entwickeln und ausliefern. Diese Haltung bröckelt aber inzwischen, denn die europäischen Verbraucher fragen derzeit wieder stärker nach Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Modellen.