Automarkt im Wandel: Welche Modelle gewonnen, welche verloren haben

Auf den ersten Blick hat sich wenig getan in Deutschland: Vorne steht der Golf, dahinter reihen sich in den Top 10 weitere vertraute Namen ein wie Polo, Passat, Octavia, Astra. Das war 2019 so – und so ist es 2024 

Dennoch: Auch und gerade bei den Modellen durchläuft der Automarkt in Deutschland einen Wandel. Das liegt wesentlich an dem geschrumpften Markt. 2019 wurden rund 3,6 Millionen Pkw neu zugelassen – seitdem wurde nicht mehr annähernd die Marke von drei Millionen erreicht.  2024 zählte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) 2,82 Millionen Neuwagen in Deutschland. 

Neue Player wie Tesla haben sich seitdem einen relevanten Anteil erkämpft. Und auch wenn es die so ähnlichen Top 10 der Jahre 2019 und 2024  auf den ersten Blick nicht vermuten lassen: Es hat sich viel verschoben.

In dem geschrumpften aktuellen Markt ringen mehr Modelle um Käufer: 2019 wies die KBA-Statistik 356 Modelle auf, 2024 waren es 404. Das Plus von 48 Modellen zeigt aber nur das Saldo von Modellen, die neu hinzugekommen sind und von denen, die in den fünf Jahren vom Markt genommen wurden.

Es waren 96 Modelle, die in diesem Zeitraum verschwunden sind. Hinzugekommen sind 144 Modelle, 260 Modelle waren sowohl 2019 als auch 2024 auf dem Markt.

Auffällig ist dabei: Während die Modellvielfalt seit 2019 wuchs, schrumpfte sie im Einstiegssegment: Die Mini-Sparte hatte 2019 auch schon nur 18 Modelle. Aus Rentabilitätsgründen nahmen die Hersteller seitdem zehn Modelle vom Markt. Mit dem E-Mobilen Dacia Spring und Leapmotor 03 kamen nur zwei Modelle neu hinzu.

Nachdem die Anzahl der Modelle auf zehn Modelle zurückgegangen war, sank der Marktanteil der Minis von 6,4 Prozent auf 2,9 Prozent.

Auch das könnte ein Grund für den schrumpfenden Neuwagenmarkt sein: Käufer, die sehr auf ihr Budget achten müssen, haben bei Neuwagen immer weniger Auswahl. Zugleich hat die Inflation, wie Untersuchungen zeigen, gerade kleine Modelle überproportional verteuert.

Von den 144 neu hinzugekommenen Modellen ist das Model Y von Tesla mit fast 30.000 Neuzulassungen in 2024 das erfolgreichste Modell, vor dem Cupra Formentor, dem VV Taigo, dem Skoda Enyaq und dem VW ID.4, 5. 

Alle fünf Modelle befinden sich im KBA-Segment der SUVs – und drei dieser erfolgreichen Neulinge sind Elektroautos. In Summe machten diese fünf Modelle fünf Prozent der gesamten Neuzulassungen im vergangenen Jahr aus.

Von den Modellen, die schon 2019 auf dem Markt waren, haben die meisten verloren. Das liegt in der Logik der Marktentwicklung: DIe Neuzulassungen schrumpften seit 2019 um mehr als ein Fünftel. Gemessen daran haben jedoch viele populäre Autos überdurchschnittlich verloren.

Der VW Golf zum Beispiel verbucht ein Minus von 51 Prozent seit 2019, während der Gesamtmarkt um 21 Prozent zurückging. Ebenfalls überdurchschnittlich im Minus: VW Polo (-40%), Skoda Fabia (-34,8 %) oder auch der Audi A4 (-41,3%). 

Am meisten seit 2019 hat der Ford Focus mit minus 62,4 Prozent eingebüßt. Die Produktion des Kompaktwagens endet in diesem Jahr gänzlich. 

Weil der Gesamtmarkt so stark zurückging, haben sich Modelle, die weniger stark schrumpfen, eine bessere Marktstellung erkämpft. Ein Beispiel dafür ist der Skoda Octavia. Im Vergleich zu 2019 gingen die Neuzulassungen um acht Prozent zurück. Im Jahres-Ranking 2024 steht er jedoch auf Platz vier, während er 2019 mit mehr Neuzulassungen nur Platz acht erreichte.

Der Spitzenreiter dieses Rankings besitzt wenig Aussagekraft. Das 435-Prozent-Plus des Skoda Kamiq rührt daher, dass Skoda den Wagen im Herbst 2019 auf den Markt brachte. Die wenigen Neuzulassungen damals erklären das große Plus heute. 

Anders ist es jedoch mit den Modellen dahinter: Die Nummer zwei 2024, der VW T-Roc, legte 28 Prozent zu. Von den aktuellen Top-10 Modellen konnten zusätzlich noch der Opel Astra (plus 8,5 Prozent) und der BMW X1 (plus 2,9 Prozent) gegen den Markttrend zulegen.

Ebenfalls beeindruckend: Das Plus von 56 Prozent des Toyota Yaris. Der japanische Kleinwagen dürfte davon profitiert haben, dass Modelle wie der Ford Fiesta seit 2019 eingestellt wurden.  

Von den Modellen, die seit 2019 vom Markt genommen wurden, war der Mazda CX 3 in 2019 mit über 19.000 Neuzulassungen noch am erfolgreichsten. Dahinter folgten der Smart ForFour, Opel Insignia, Opel Adam und der Ford Mondeo. In Summe kamen diese fünf ausgeschiedenen Modelle in 2019 auf 2,5 Prozent der Neuzulassungen. 

Mehr Modelle, weniger Neuzulassungen, da sinkt logischerweise der rechnerische Durchschnitt der Neuzulassungen pro Modell um über 30 Prozent von gut 10.000 in 2019 auf unter 7.000 in 2024. 

Das macht es für die Hersteller wiederum immer schwieriger, mit großen Volumina in Deutschland punkten zu können.