Bosch hat fast 50.000 Software-Entwickler: Was sich der Konzern davon erhofft

Der Bosch-Konzern hat beim Aufbau seiner Software-Kompetenz ein wichtiges Ziel erreicht. Mit 48.000 Mitarbeitern in diesem Bereich hat das Unternehmen die bis Ende 2025 angestrebte Marke von 50.000 praktisch erreicht. Das teilte das Unternehmen bei einer Veranstaltung am Forschungsstandort in Renningen mit.

Damit hat Bosch in fünf Jahren rund 25.000 zusätzliche Software-Entwickler an Bord geholt. Ein Großteil davon arbeitet bei der indischen Tochter, die inzwischen auch Ableger in Vietnam und Mexiko betreibt. Allein im Bereich Mobility sind inzwischen 42.000 Software-Entwickler beschäftigt. Zum Vergleich: Google oder SAP beschäftigen weltweit jeweils etwa 110.000 Mitarbeiter.

Auf die Frage, wie dies mit dem angekündigten Stellenabbau auch in Software-Bereichen zusammenpasst, verwies Bosch-Chef Stefan Hartung auf das Gesamtbild. Man werde perspektivisch wachsen, aber eben nicht in jedem Feld gleichzeitig. "Tätigkeitsschwerpunkte können sich verschieben, und dann müssen wir handeln", so Hartung.

Dies könne auch in Zukunft vorkommen. Bosch hatte angekündigt, über 3000 Stellen in verschiedenen Geschäftsbereichen von Bosch Mobility abzubauen, darunter etwa 1200 bei Cross Domain Computing Solutions, wo Ingenieure Softwarelösungen entwickeln. Allerdings deutete sich zuletzt an, dass weniger Jobs wegfallen könnten als zunächst geplant.

Langfristig aber soll die Software ein Wachstumstreiber sein. "Bis Ende der Dekade will Bosch mit Software Milliardenumsätze erwirtschaften", sagte Hartung weiter. Der Fokus liegt dabei klar auf der Mobilität. Vor allem vom Software-definierten Fahrzeug verspricht sich der Zulieferer in Zukunft gute Geschäfte.

Man wolle in diesem Bereich der Partner Nummer 1 für die OEMs sein. "Autos werden in Zukunft nahtlos in die digitale Welt integriert und dadurch vor allem eins sein: update-fähig", so Mobility-Chef Markus Heyn. Für neue Funktionen müsse das Auto dann nicht mehr in die Werkstatt, sondern könne über das Internet aktualisiert werden.

"Mit Bosch-Technik altern Autos langsamer", betont Heyn. Was er damit meint: Weil ein Auto über den gesamten Lebenszyklus mit Software frisch gehalten werden kann und sich beispielsweise auch neue Funktionen im Infotainment oder bei Fahrerassistenzsystemen aufspielen lassen, bleibt das Auto über viele Jahre auf einem aktuellen Stand.

Eine Hoffnung ist auch, dass damit die Restwerte eines Autos langsamer sinken als bisher üblich. Das Prinzip lässt sich auch auf Nutzfahrzeuge oder E-Bikes übertragen.

So habe Bosch bei seiner für E-Bikes entwickelten App seit 2021 bereits 70 Erweiterungen und neue Funktionen wie etwa zusätzliche Fahrmodi aufgespielt.

Als Beispiel für Verbesserungen im Auto nennt Bosch das ruckfreie Abbremsen durch die sogenannte "E-Brake to Zero"-Funktion. Damit ließen sich im Stop-and-Go-Verkehr Bremsvorgänge angenehmer gestalten und etwa Reisekrankheit von Passagieren vorbeugen.

Im Prinzip lassen sich in Zukunft alle Bereiche in einem Fahrzeug elektronisch steuern, so etwa auch die Lenkung, das Fahrwerk oder der Antriebsstrang. Bosch bündelt diese Funktionen in einem Vehicle Motion Management, das die Sicherheit des Fahrzeugs deutlich erhöhen soll.

Ziel ist außerdem, die Zahl der Steuergeräte im Auto von aktuell teils über 100 deutlich zu reduzieren. 2030 sollen es weniger als zehn sein, prognostiziert Heyn. Das spart den Herstellern Kosten. Die Ersparnis bei Steuergeräten allein durch die Fusion von Infotainment und Fahrassistenz beziffert Bosch mit bis zu 30 Prozent.

Einen solchen Computer hat das Unternehmen jüngst zusammen mit Qualcomm präsentiert. Weitere Vorteile seien weniger benötigte Kabel sowie anderweitig nutzbarer Bauraum.

In den vergangenen drei Jahren habe Bosch mit Fahrzeugcomputern vier Milliarden Euro umgesetzt. Pro Jahr verkauft Bosch außerdem 250 Millionen Steuergeräte. Der globale Markt für Automobilsoftware soll laut einer von Bosch zitierten McKinsey-Studie 2030 voraussichtlich 462 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Umsatz der Bosch-Mobility-Sparte soll bis 2029 von heute 56 auf über 80 Milliarden Euro steigen.