Elektro-Boom in China hilft deutschen Zulieferern in der Krise

Weil der Hochlauf der E-Mobilität in Europa noch zu wünschen lässt, gewinnt China für die Zulieferer an Bedeutung. Jüngst hat ZF Friedrichshafen einen prestigeträchtigen Auftrag an Land gezogen.

Der kriselnde Zulieferer stattet das Elektro-Flaggschiff ET9 des chinesischen Herstellers Nio mit der neuesten Generation seines Steer-by-Wire-Systems aus. Die Friedrichshafener erzielten 2023 rund ein Sechstel ihres Konzernumsatzes mit China.

2024 hat der Zulieferer in den Bereichen Antriebs- und Fahrwerktechnik, Fahrerassistenzsysteme, Sicherheitstechnik sowie im Aftermarket „zahlreiche Aufträge von chinesischen Fahrzeugherstellern erhalten“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage.

Auf dem chinesischen Markt rechnet sich ZF mit Produkten rund um das digital vernetzte Fahrwerk die besten Chancen aus. Hierzu zählen insbesondere die By-Wire-Technologien wie Lenkung und Bremse ohne mechanische Verbindung. „Diese Produkte sind besonders bei technologieaffinen chinesischen Käufern gefragt“, heißt es bei ZF.

Mahle, das rund zehn Prozent seines Konzernumsatzes mit China erzielt, legt den Fokus der Aktivitäten auf Angebote im Bereich Elektrifizierung und Thermomanagement. „Chinesische OEM zeigen insbesondere Interesse an unserem Thermomanagement-Modul, an Klimaanlagen sowie am E-Kompressor und dem Liquid Management-Modul“, erklärte eine Konzernsprecherin.

Auch Bosch engagiert sich auf dem chinesischen Markt. 2023 setzte der Zulieferer 14,6 Milliarden Euro im Bereich Mobility um. Rund 60 Prozent davon wurden mit chinesischen Fahrzeugherstellern erzielt.

„Aus Vertriebssicht machen die Antriebssysteme und -lösungen von Bosch, einschließlich elektrischer Antriebssysteme für die Klasse der New Energy Vehicle, wesentliche Geschäftsaktivitäten aus“, so Bosch.

Das Unternehmen sieht sich als einer der Marktführer für elektrische Antriebssysteme in China. 2024 hatte der Zulieferer beispielsweise mit dem integrierten Bremssystem, dem Batteriemanagement-System und der 400-Volt-e-Achse mit Siliziumkarbid-Technologie Schlüsselkomponenten für den E-Antrieb das Xiaomi SU7 geliefert.

Wachsende strategische Schwerpunktbereiche sieht Bosch neben der Elektrifizierung in Fahrerassistenzsystemen nach Level 2++, in der Steuerungssoftware Vehicle Motion Management, bei Thermomanagement-Systemen, der Wasser-Brennstoffzellen-Technologie sowie Angeboten für Nutzfahrzeuge.

Wichtig sind Bosch auch Kooperationen mit lokalen Partnern wie WeRide. Gemeinsam hatten die Unternehmen beispielsweise ein automatisiertes Fahrsystem auf den chinesischen Markt gebracht, „das es so von keinem anderen westlichen Tier1-Zulieferer gibt“.

Schaeffler hat 2024 im Bereich E-Mobilität Aufträge für E-Motoren inklusive Rotor und Stator, Leistungsmodule oder auch Koaxialgetriebe an Land gezogen. Der Zulieferer verweist darauf, auch mit Antriebsstrangprodukten wie variablen Dämpfersystemen oder Freilauf-Einwegkupplunen „bei den Kunden in China hoch angesehen“ zu sein.
 
Continental erklärt in der Region Asien-Pazifik alle Top fünf der volumenstärksten Hersteller von E-Fahrzeugen in der Erstausrüstung mit Reifen auszustatten. Darunter auch BYD, wie der Zulieferer betont.

Zudem habe das Unternehmen im ersten Quartal 20224 die Produktion eines weiteren Hochleistungsrechners für einen chinesischen Fahrzeughersteller gestartet. Conti sieht auch außerhalb Chinas Potenzial, mit chinesischen Herstellern zu wachsen. „Wenn sie in anderen Märkten planen zu expandieren, stehen wir bereit.“