In der Autokrise zeigt Schaeffler Interesse am Rüstungsgeschäft

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will sein Geschäft außerhalb von Automotive ausbauen. Dabei interessiert sich das Unternehmen unter anderem für den Rüstungsbereich. Bislang habe Schaeffler „ein überschaubares Geschäft im Militärbereich“, erklärte Vorstandschef Klaus Rosenfeld.

Derzeit sind Rüstungsaktivitäten im Wesentlichen ein Teil des Luftfahrtgeschäfts von Schaeffler in den USA. So liefert das Unternehmen dort unter anderem Lagerkomponenten für Militärhubschrauber. Bei Schaeffler stelle man sich in der jetzigen Situation aber die Frage, ob sich das Unternehmen mehr engagieren könne. Diese Frage würde auch von außen an Schaeffler gestellt, erklärte Rosenfeld.

Doch noch ist das Rüstungsgeschäft des Zulieferers marginal und trägt weniger als ein Prozent zum Umsatz bei. Rosenfeld weist allerdings darauf hin, dass es sich bei Rüstungsaktivitäten um ein sehr spezielles Geschäft handelt, bei dem bestimmte regulatorische Anforderungen erfüllt werden müssten.

Er geht davon aus, im Sommer mehr zu dem Thema sagen zu können. Das Feld sei unbestritten interessant, insbesondere für einen technologisch breit aufgestellten Zulieferer wie Schaeffler. „Da gibt es jede Menge Anknüpfungspunkte.“

Auch das von Schaeffler übernommene Unternehmen Vitesco bringe auf dem Gebiet Erfahrungen aus der Vergangenheit mit. „Steuergeräte können auch in einen Panzer eingebaut werden“, so Rosenfeld.

Der Zulieferer wolle nun prüfen, welche Partner es gibt, wie viel Geld für ein solches Engagement benötigt wird und ob Schaeffler dafür auch das richtige Personal hat. „Das ist nicht einfach mal an einem Wochenende zu entscheiden. Aber wir schauen uns das intensiv an und das kann ein interessantes Wachstumsfeld sein“, sagte Rosenfeld. Allerdings sei es für eine abschließende Beurteilung zu früh. Es sei noch nicht gesagt, „dass wir massiv ins Rüstungsgeschäft einsteigen“.

Weite Geschäftsmöglichkeiten sieht der Zulieferer beispielsweise mit Aktuatorik für humanoide Roboter. Diese seien mit sehr vielen Gelenken ausgestattet, um möglichst feingliedrige Bewegungen ausführen zu können. „Das sind interessante Anwendungsfelder“, so Rosenfeld, die vor allem in den USA und in China eine Rolle spielen würden. Dort würde Schaeffler gerne seine Technologie reinbringen. „Wir können mehr als Auto“, verdeutlicht der Manager.

Ebenfalls noch ein Hoffnungswert ist für Schaeffler das Geschäft mit der E-Mobilität. So erwartet der Zulieferer für das laufende Jahr zwar einen Umsatz zwischen fünf und fünfeinhalb Milliarden Euro, allerdings auch eine negative EBIT-Marge von 17 bis 14 Prozent.

Rosenfeld verweist in diesem Zusammenhangt darauf, dass bei den Angaben erstmals die Zahlen von Schaeffler und dem vom Konzern übernommenen Zulieferer Vitesco gemeinsam erfasst wurden. Dabei seien für beide Unternehmen die konservativeren Standards von Schaeffler angewendet worden. So gebe es die Möglichkeit, sogenannte Vorlaufkosten über die Zeit abzuschreiben oder sie direkt in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließen zu lassen, wie das jetzt geschehen sei.

Rosenfeld weist zudem darauf hin, dass für den Zulieferer die E-Mobilität nicht rein batterieelektrisch ist, sondern dass dazu auch Hybride zählen. Es werde jetzt entscheidend darauf ankommen, wie sich das Geschäft in den kommenden Jahren entwickelt.

Dabei machte der Schaeffler-Chef deutlich, dass er bei der E-Mobilität ein erhebliches Synergiepotenzial sieht. Ab dem Jahr 2029 erwartet er für den Konzern Einsparmöglichkeiten von 815 Millionen jährlich. Die Synergien würden zu einem ganz wesentlichen Teil in der E-Mobilität anfallen.

Der Schaeffler-Chef ist jedenfalls davon überzeugt, dass dieses Geschäft mittelfristig „über die Nulllinie“ geführt werden könne. Er hofft, nach dem ersten Halbjahr mehr dazu sagen zu können, wann das der Fall ist.

Mit der Auftragslage ist Rosenfeld jedenfalls zufrieden. 2024 holte Schaeffler in der E-Mobilität Aufträge für 4,7 Milliarden Euro ins Haus. Das sei mehr gewesen als ursprünglich erwartet. Der Auftragseingang von Vitesco lag bei 8,2 Milliarden Euro, wovon 4,8 Milliarden Euro auf den Bereich Elektrifizierung entfielen.

Auch im ersten Quartal 2025 seien die ersten größeren Aufträge gekommen. „Wir haben genug im Auftragsbestand. Das muss erst einmal abgearbeitet werden“, so Rosenfeld. „Wir dürfen uns auch nicht zu viel vornehmen.“