Am Donnerstag präsentiert der Zulieferer ZF seine Halbjahreszahlen. Eigentlich ein Routinetermin für Finanzchef Michael Frick. Angesichts des angekündigten Abbaus von bis zu 14.000 Stellen wird nun aber auch CEO Holger Klein dabei sein, um zu erklären, wie es weitergeht beim Stiftungsunternehmen. Was jetzt schon bekannt ist, hat die Automobilwoche in den wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen.
Stellenabbau bei ZF: Wie es jetzt weitergeht
Am Donnerstag legt der Zulieferer seine Zahlen für das erste Halbjahr 2024 vor. CEO Holger Klein wird vor allem Fragen zum Stellenabbau beantworten müssen.
Bisher steht nur die Größenordnung von 12.000 bis 14.000 Stellen fest, die in Deutschland bis 2028 wegfallen sollen. „Welche Potenziale für Stellenreduzierungen vorhanden sind, haben wir aus der übergeordneten Perspektive der Bereiche und Produktlinien betrachtet und noch nicht auf Standortebene“, sagte ein ZF-Sprecher der Automobilwoche.
Dieser Prozess beginne jetzt, weswegen aktuell aktuell auch keine Aussagen zu einzelnen Werken möglich seien. Bei der Ankündigung war die Rede davon, mehrere Standorte zu Verbünden zusammenzulegen. Ein Beispiel für ein problematisches Werk dürfte Saarbrücken sein, wo bisher Automatikgetriebe produziert werden, von denen perspektivisch weniger gebraucht werden. In Deutschland sind rund 54.000 Mitarbeiter bei ZF beschäftigt.
Unternehmenschef Holger Klein hat in der Vergangenheit immer wieder auf die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte hingewiesen. Neben den hohen Kosten für Personal und Energie kommen weitere Faktoren hinzu, die das profitable Wirtschaften erschweren.
So hat ZF in den vergangenen Jahren viel Geld für neue Technologien etwa im Bereich der Elektromobilität ausgegeben. Die erwarteten Stückzahlen sind bisher aber ausgeblieben, was die Industrialisierung sehr teuer macht. Bei der Elektromobilität wird daher vermutlich ein Schwerpunkt des Stellenabbaus liegen.
Neben den allgemeinen Herausforderungen der Branche, die auch andere Zulieferer wie beispielsweise Bosch zu einem Jobabbau führen, kommen bei ZF noch hausgemachte Probleme hinzu. So hat das Unternehmen aus der Übernahme des US-Zulieferers TRW Automotive und des US-Nutzfahrzeug-Bremsenherstellers Wabco einen sehr hohen Schuldenstand, der sich trotz Tilgung immer noch auf knapp zehn Milliarden Euro beläuft.
Die Übernahmen seien aber notwendig und richtig gewesen, so der ZF-Sprecher. Der Aufsichtsrat habe mit breiter Mehrheit zugestimmt. Für Entlastung könnte der Verkauf der Sparte für passive Sicherheit Lifetec mit Gurten und Airbags sorgen, die das Unternehmen anstrebt, bisher aber nicht vollzogen hat.
Bereits im Frühjahr hatte ZF ein Programm angekündigt, dass in diesem und dem nächsten Jahr eine Ergebnisverbesserung um sechs Milliarden Euro bringen soll. Das Effizienzprogramm für Deutschland umfasse neben einer Verringerung der Ausgaben auch höhere Einnahmen und effizientere Produktionsprozesse. Damit solle die Wettbewerbsfähigkeit insgesamt verbessert werden.
Ob der Stellenabbau eine Folge davon ist, dass die anvisierten Ziele nicht erreicht werden können, ist unklar. „Unsere Performance-Programme für Pkw und Nutzfahrzeuge mit Schwerpunkt auf Deutschland laufen und beginnen, Wirkung zu entfalten“, so der Sprecher.
Zwar hatte der Betriebsrat von ZF im Januar bereits selbst die Zahl von 12.000 Stellen kolportiert, die möglicherweise wegfallen könnten. Parallel gab es Protestaktionen der Mitarbeiter. Die Arbeitnehmervertreter zeigten sich nun aber überrascht durch die Ankündigung, da das Unternehmen zuvor nicht auf die Zahlen eingegangen war und wiederholt von Panikmache gesprochen hatte.
Der Betriebsrat rechnet nun damit, dass nach der Sommerpause mit den Verhandlungen zu einzelnen Standorten und konkreten Planungen, etwa einem Abfindungsprogramm, begonnen werde. Der ZF-Vorstand habe sich gegen die Zukunft von Standorten und Tausenden von Mitarbeitern entschieden und werde „dafür erbitterten Widerstand erhalten“, kündigte Betriebsratschef Achim Dietrich an.
Im Frühjahr hat ZF eine Prognose für das Jahr 2024 vorgelegt. „Bei stabilen Wechselkursen und unter Berücksichtigung geplanter Unternehmenstransaktionen erwartet ZF für das Jahr 2024 einen Konzernumsatz größer 45 Milliarden Euro“, hieß es darin. Dies entspräche einem organischen Wachstum von fünf Prozent gegenüber 2023.
„In Verbindung mit einer entsprechenden Steuerung der Kostenstrukturen“ sei eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 4,9 und 5,4 Prozent möglich und damit etwas mehr als im Vorjahr. Für den bereinigten Free Cashflow werden über 800 Millionen Euro erwartet.