Die Serie von Stellenstreichungen bei Zulieferern hat nun auch Hella erfasst. Bis Mitte 2026 sollen am Stammsitz in Lippstadt 420 Stellen gestrichen werden.
Hella will an seinem Stammsitz in Lippstadt bis Mitte 2026 im Lichtbereich 420 Stellen abbauen.
Der Zulieferer Forvia Hella streicht an seinem Stammsitz in Lippstadt 420 Stellen. Die Personalanpassungen sollen so sozialverträglich wie möglich bis spätestens Mitte 2026 umgesetzt werden, heißt es beim Unternehmen.
Der Zulieferer begründet den Schritt damit, seine Lichtproduktion in Lippstadt wettbewerbsfähiger aufstellen zu wollen. Das Unternehmen will sich auf die Fertigung neuester Scheinwerfertechnologien fokussieren, was mit einer Verkleinerung des Werkes einhergehe.
Damit reiht sich die Ankündigung in eine Reihe von Abbauprogrammen bei großen Zulieferern wie Bosch, Conti oder ZF. Jüngst hatte Preh, ein Spezialist für Fahrerbediensysteme und E-Mobilitätskomponenten, an seinem Hauptsitz in Bad Neustadt an der Saale (Bayern) ebenfalls 420 Stellen gestrichen. Dies sei notwendig, um den Standort wieder in eine finanziell gesunde Situation zu bringen. Dort würden seit fünf Jahren Verluste gemacht.
Die Forvia-Gruppe hatte im Februar angekündigt, vor allem in Europa in den kommenden fünf Jahren 10.000 Stellen streichen zu wollen. Hella-Chef Schäferbarthold erklärte im Interview mit der Automobilwoche, dass der Zulieferer im Geschäftsbereich Licht beim operativen Ergebnis hinter seiner Zielsetzung liege.
Hella verweist auf strukturelle Veränderungen im europäischen Marktumfeld, mit einer deutlich geringere Fahrzeugproduktion, einem anhaltend hohen Kostenniveau sowie sich ändernden Kunden- und Zuliefererstrukturen. "Diese Veränderungen sind grundlegend und wir erwarten, dass diese auch längerfristig Bestand haben werden. Sie verschärfen die ohnehin wirtschaftlich sehr herausfordernde Situation der Lichtproduktion in Lippstadt“, sagt Yves Andres, Geschäftsführer für den Lichtbereich von Forvia Hella.
„Trotz intensiver Bemühungen in den letzten Jahren konnte das Werk nicht auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gehoben werden. So können wir für das Werk heute nicht mehr in ausreichendem Maße profitables Neugeschäft gewinnen.“
Daher solle die Lichtproduktion in Lippstadt in technologischer Hinsicht spezialisiert, das Produktivitätsniveau erhöht und die Kostenbasis gesenkt werden.
Neue Projekte anderer Produktgruppen (Heckleuchten, Innen- und Karosseriebeleuchtung) sollen nicht mehr an das Werk vergeben und bestehende Serien- und Nachserienproduktionen dieser Produktgruppen sukzessive verlagert werden.
„Diese Spezialisierung erfolgt im Zuge unserer allgemeinen Strategie, die Lichtwerke weltweit schrittweise auf eine Produktgruppe auszurichten. So wollen wir die Standardisierung weiter vorantreiben“, erklärt Andres. So sollen die produzierten Stückzahlen pro Linie deutlich erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion durch Skaleneffekte gesteigert werden.
Die Übernahme von Hella durch Forvia hatte in der Gruppe im vergangenen Jahr für Kostensynergien in Höhe von 190 Millionen Euro geführt, davon entfiel über die Hälfte auf Hella. Der größere Teil der Einsparungen kommt dabei aus den Einkaufssynergien. Zum Jahresende 2023 hat die Gruppe das Ziel für Ende 2025 auf über 350 Millionen Euro erhöht, die Hälfte davon entfällt auf Hella. So sollen auch durch Verlagerungen in der Produktion und verringerte Kapazitäten Einsparungen erzielt werden. Laut Schäferbarthold stagniere der europäische Markt bis zum Jahr 2030. „Daher sehen wir uns gezwungen, unsere Kostenstrukturen in Europa anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und um die geringeren Volumina und das fehlende Wachstum im europäischen Markt auszugleichen.“ Das angekündigte Wettbewerbsprogramm sei aber viel mehr als ein reines Strukturprogramm. Es sei vor allem auch ein Investitionsprogramm.
