Mobileye: Neue Software auch für Infotainment

Mobileye, der israelische Technik-Spezialist für autonomes Fahren, hat eine neue Software namens Brain6 vorgestellt. Sie soll ein bildgestütztes Fahrassistenzsystem liefern, das „um zwei Größenordnungen“ besser ist als die derzeitigen Angebote und lässt das Unternehmen in den Bereich Infotainment expandieren.

Die Brain6-Software wird mit dem neuesten EyeQ6-Sensor des Unternehmens gekoppelt, um teilautonomes und autonomes Fahren zu unterstützen, das durch künstliche Intelligenz verbessert wird. Die Hard- und Softwarekombination wird erstmals im nächsten Jahr in Autos eingesetzt und bis 2026 „erheblich“ erweitert, sagte CEO Amnon Shashua den Analysten auf der Telefonkonferenz des Unternehmens zum zweiten Quartal.

Der Volkswagen-Konzern ist ein bestätigter Kunde für die EyeQ6-Technologie, sagte Shashua, ohne eine bestimmte Marke zu nennen. Die Technologie von Mobileye ist in die Software 1.2 der neuen Premium Platform Electric (PPE) des VW-Konzerns eingebettet, die dem neuen Porsche Macan electric und dem Audi Q6 E-Tron zugrunde liegt.

Mobileye, das sich mit der Lieferung seiner EyeQ-Chip- und Sensorreihe an Automobilhersteller und Tier-1-Zulieferer einen Namen gemacht hat, gibt an, dass seine Assistenztechnologie in 150 Millionen Autos weltweit zu finden ist. Das Unternehmen, das sich im Besitz von Intel befindet, arbeitet daran, seine Fahrassistenzsysteme der Stufen 1 und 2 so weiterzuentwickeln, dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad und die Augen von der Straße nehmen kann.

Laut Shashua ist die Brain6/EyeQ6-Kombination nur halb so teuer wie das FSD 12 Level 2-Paket von Tesla. „Wir wissen, dass der Weg zu einer breiten Akzeptanz der autonomen Fahrtechnologie von der Kosteneffizienz abhängt“, sagte er in der Telefonkonferenz am 1. August.

Der „modulare“ Ansatz der Software bedeutet, dass sie so angepasst werden kann, dass die Autohersteller sie in Infotainment-Systeme einbetten können. „Das eröffnet neue Geschäftsmodelle“, sagte Shashua. Mobileye bietet derzeit nur Produkte für Fahrerassistensysteme und autonome Fahrzeuge an, während konkurrierende Chiphersteller wie Qualcomm und Nvidia eine breitere Palette von anpassbaren Chips anbieten, die mehrere Systeme im Auto, einschließlich Infotainment, betreiben können.

Die Brain6-Software wird auf der Grundlage von Kartendaten aus der bestehenden Flotte von Mobileye-Kundenfahrzeugen entwickelt und mit KI erweitert, um eine natürlichere Reaktion zu ermöglichen. „Dieses Crowdsourced Mapping lehrt Brain6 nicht nur, wie man die Straßenverhältnisse überall interpretiert, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse über das Fahrverhalten“, so Shashua. Er sagte, das Unternehmen werde auf einer Investorenveranstaltung am 9. und 10. Dezember in Berlin mehr über Brain6 verraten.

Das Portfolio von Mobileye umfasst eine Reihe von Plattformen für das assistierte Fahren, von einfachen Fahrerassistenzsystemen bis hin zu einem komplexeren teilautonomen System namens SuperVision. Darüber hinaus gibt es die autonomen Systeme Chauffeur und Drive, die mehrere Sensoren kombinieren und von einer Kombination aus EyeQ6-Chips angetrieben werden.

VW wird sein Chauffeur-System verwenden, um autonome Personenkraftwagen der Stufe 4 zu entwickeln, so die beiden Unternehmen. Der neue Verne-Robotaxi-Service von Rimac wird hingegen das Drive-System von Mobileye nutzen. In letzter Zeit hat Mobileye versucht, beim Verkauf eines Komplettsystems von einem „Blackbox“-Ansatz abzurücken und damit auf die Wünsche der Autohersteller zu reagieren, die mehr Kontrolle über ihre Softwareprodukte haben wollen.

Mobileye verzeichnete im zweiten Quartal einen Betriebsverlust von 94 Millionen Dollar, gegenüber einem Verlust von 33 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Der Umsatz sank im Quartal um drei Prozent auf 439 Millionen Dollar. Das Unternehmen warnte vor geringeren Einnahmen in der zweiten Jahreshälfte, da die Verkäufe von Schlüsselmodellen, die von Kunden in China verkauft werden, geringer ausfielen als erwartet.