Wie müssen Unternehmen diese Transformation angehen, wenn sie KI wirklich an diesen Punkten einsetzen wollen?
Kock: Die Einführung von KI ist nicht nur eine technologische Herausforderung, sondern auch eine organisatorische, kulturelle und oft auch eine strukturelle Veränderung. Es gilt, die technologische Infrastruktur bereitzustellen, Prozesse und Arbeitsabläufe anzupassen, eine strategische Planung und Zielsetzung zu verfolgen. Solch eine Transformation stellt Unternehmen sicher vor große Herausforderungen und es bedarf einer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie mit klaren Visionen.
Wie wird KI also im Unternehmen implementiert?
Kazi: KI muss als Tool gesehen werden, welches gesamtunternehmerisch eingesetzt wird. Wer zukünftig KI nur als IT-Wissen betrachtet und behandelt, wird ihr volles Potenzial nicht entfalten können. Darüber hinaus ist es nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden rechtlichen Rahmenbedingungen wichtig, sich mit den Themen Compliance, Governance und KI-Ethik auseinanderzusetzen – das sind alles Felder, die sich ähnlich schnell entwickeln wie die Technologien dahinter. Letztendlich müssen Unternehmen aber auch Ihre Belegschaft auf dieses neue Zeitalter der Wissensarbeit vorbereiten. Wer vor 20 Jahren EDV-Kurse für Office, SAP und vielleicht Zehn-Finger-Schreiben angeboten hat, sollte heute über "Einführung in KI und generative KI" nachdenken.
Gibt es heute schon KI-Tools, die Unternehmen hier einen erheblichen Mehrwert bieten, oder braucht es noch Zeit, um sie noch besser zu machen?
Kazi: Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. KI ist sehr vielfältig. In der Qualitätskontrolle wird KI schon seit Jahrzehnten eingesetzt, um optische Mängel in der Produktion zu identifizieren – und ist dabei auch verlässlich. Im Bereich autonomes Fahren sehen wir diese Zuverlässigkeit auch schon seit Längerem. Die Spracherkennung im Infotainment-Bereich der Automobilindustrie macht seit Jahren große Fortschritte und funktioniert schon heute sehr gut. Auf der anderen Seite stehen neuere Technologien wie generative KI oder vektorisierte Matching-Algorithmen, welche zwar oft und sogar meist verlässlich funktionieren, aber eben in puncto Erklärbarkeit und Replizierbarkeit noch nicht auf dem Stand sind, dass man diese ohne menschliche Überwachung oder Kontrolle einsetzen sollte.
Wie sehen Sie den Zeithorizont? Was ist jetzt schon möglich, was kommt noch?
Kock: Mit einem optimistischen Blick in die Zukunft werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren fortschrittlichere Technologie wie kollaborative Roboter, die sogenannten „Cobots“, autonome Fertigungsprozesse, oder intelligentere Logistiksysteme breiter eingesetzt werden. KI wird sich sicher weiterentwickeln und optimieren, aber menschliches Wissen bleibt in vielen Bereichen wie bereits erwähnt notwendig.