Warum BMW der Neuen Klasse vier "Superbrains" einpflanzt

Das Tempo ist enorm beim Rennen um das Software-definierte Fahrzeug (SDV). Vor allem bei den SDV-Kernthemen Autonomes Fahren, Connected Vehicle, Infotainment & Cockpit und Vehicle Motion & Energy drohen die etablierten Autobauer von Software-Unternehmen und Start-ups in die Ecke gedrängt zu werden.

Die Antwort des Münchner Premiumherstellers BMW auf die kontinuierlich steigende Bedeutung der Digitalisierung ist die Neue Klasse. Auf global enorme Resonanz stieß das auf der vergangenen CES präsentierte "Panoramic iDrive".

Das neue digitale Cockpit und Infotainmentsystem ist letztlich nur eines von vielen Technologiepaketen, hinter denen eine neue Elektronik-Architektur steht, die die Grundlage für das Software-definierte Fahrzeug der nächsten Generation bildet.

Bei BMW tragen zwei wichtige Neuerungen dazu bei, die digitale Leistung auf ein neues Niveau zu heben und die Komplexität der Elektronik-Architektur massiv zu reduzieren:

1. Zentralisierung der Rechenleistung in vier Hochleistungscomputern – im BMW-Jargon vier "Superbrains" – für Fahren, ADAS, Infotainment, Basisfunktionen
2. Einführung einer zonalen Architektur (Zonenintegrationsmodule und reduzierter Kabelbaum) mit intelligentem, digitalisiertem Energiemanagement

Das Besondere: BMWs zonale Architektur mit zentralen Performance-Rechenplattformen bietet eine skalierbare Lösung – und das für die gesamte Fahrzeugpalette und für alle Antriebsvarianten, also Elektrofahrzeuge wie auch Verbrenner.

Die damit einhergehende Stabilität auf Hardwareseite ermöglicht eine weitere Entkopplung von Hardware und Software und ist die Basis für eine schnelle und zukunftssichere Weiterentwicklung des SDVs.

Damit lassen sich die wachsende Zahl und Komplexität digitaler Funktionen im "SDV Tech Stack" beherrschen und Lösungen für die sukzessive steigenden Anforderungen wie etwa durch KI-Funktionen finden.

Bislang ist das Fehlen einer zonalen Architektur eines der wesentlichen Handicaps, warum sich traditionelle Autobauer bei den schnell aufeinander folgenden Software-Innovationen im Wettbewerb mit Start-ups und insbesondere Software-Unternehmen schwertun.

Während Unternehmen wie Huawei oder Xiaomi oder Startups wie Nio die Autos um die Software herum bauen, agieren traditionelle Autohersteller anders: Erst wird die Hardware definiert und die Software dann spezifisch für die Anforderungen und Möglichkeiten der Architektur entwickelt.

Angesichts der heute schon hohen Komplexität geht das kaum noch. Mit der Einführung der zonalen Architektur wähnt sich BMW auf Augenhöhe mit den in die Industrie drängenden IT- und Tech-Unternehmen.

Der BMW-Verantwortliche Christoph Grote sagt: "Im Kern erfordert das Software-defined Vehicle eine Entkopplung der Entwicklung von Software und Hardware. Unsere Software-Plattformen im Fahrzeug und in der Cloud haben wir in den letzten Jahren konsequent so weiterentwickelt, dass es uns ab der Neuen Klasse noch besser gelingen wird, in höherer Frequenz und generationsübergreifend innovative Software-Funktionen und -Verbesserungen over the air in die Fahrzeuge unserer Kunden zu bringen. Zudem gewinnen wir noch mehr Flexibilität, um auf unterschiedliche Anforderungen in den Märkten reagieren zu können."

Dass man die Neue Klasse mit ihren großen Technologiesprüngen Ende 2025 an den Start bringen kann, sieht man bei BMW nicht zuletzt als Resultat einer frühzeitigen und intensiven Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation.