Aftermarket wird grüner

Der zunehmend spürbare Klimawandel ändert den Fokus vieler Autofahrer. Nach­haltigkeit gewinnt an Bedeutung. Viele Automobilhersteller müssen auf die Branchentransformation und das geänderte Kundeverhalten reagieren.

Doch im Aftersales vernachlässigen viele Anbieter das Thema. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Accenture-Studie: Auf die Frage, welche Marke hier das ­beste Nachhaltigkeitskonzept hat, konnten von den 8500 Befragten aus sieben Ländern, darunter Deutschland, 35 Prozent niemanden benennen. Erst mit Abstand wurden BMW und Audi (beide rund zehn Prozent) sowie Tesla (gut fünf Prozent) angegeben.

Damit hinken die Hersteller den Verbraucherwartungen hinterher. Für knapp acht von zehn Autofahrern (79 Prozent) ist Nachhaltigkeit bei Wartung und Reparatur ihres Fahrzeugs ein Thema. Gut drei Viertel (76 Prozent) sind dafür sogar bereit, ­tiefer in die Tasche zu greifen. Das Gros (37 Prozent) bis zu fünf Prozent, weitere 29 Prozent wären bereit, bis zu 15 Prozent mehr zu zahlen.

Einige Teilehersteller haben das Potenzial erkannt. Auch auf der Automechanika rückt das Thema in den Vordergrund. Darunter ist etwa der Zulieferer Schaeffler: "Auch im Ersatzteilgeschäft befassen wir uns damit, wie wir als Sparte den Konzern bei der Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele unterstützen können. Schon heute verlängern unsere Lösungen die Lebensdauer von Fahrzeugen", sagt Jens Schüler, CEO Schaeffler Automotive Aftermarket. Erstmals präsentiert das Unter­nehmen sein Reparatur-Kit für E‑Achsen (Schaeffler E-Axle RepSystem). SAF-Holland wiederum zeigt auf der Messe seine elektrischen Trailerachsen. Für diese hat das Unternehmen nicht nur den Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit 2022 erhalten, sondern hofft auch auf den Innova­tion Award der Automechanika.

Auch Koch-Chemie setzt bei seinem Messeauftritt auf das Thema Nachhaltigkeit. Beim Hersteller von Reinigungs- und Pflegeprodukten gehört unter anderem der Felgenreiniger Lasting Wheel Express zum Portfolio, der laut Hersteller den pH-Wert des Wassers stabilisiert. Dadurch muss weniger Felgenreiniger zum Einsatz kommen.

Auch bei der Wiederaufbereitung von Teilen spielt der Nachhaltigkeitsgedanke eine zentrale Rolle. Zum zweiten Mal veranstaltet die Automechanika mit der Automotive Parts Remanufac­turers Association (APRA) den "Remanufacturing Day". Teile aufzubereiten spart im Vergleich zur Neuproduktion knapp 90 Prozent des Materials, über 70 Prozent der CO2-Emissionen sowie 55 Prozent der Energie.

Der Trend zur Nachhaltigkeit treibt die Nachfrage nach überarbeiteten Teilen voran. Im Frühjahr veröffentlichte McKinsey dazu eine Studie. Die Berater gehen davon aus, dass der weltweite ­Remanufacturing-Markt bis 2030 auf 30 bis 50 Milliarden Dollar ­zulegen wird. Etwa 40 Prozent davon steuert Europa bei. Wesentliche Komponenten sind bislang Motoren, Getriebe, Starter und Genera­toren sowie Injektionssysteme. Mittlerweile rücken verstärkt elektronische Bauteile in den ­Fokus, dazu gehören neben Steuergeräten auch E-Motoren und Batterien.

Aus dem Datencenter:

Kfz-Werkstattnetze im freien Aftermarket (Auswahl)