VWN plant Neustart beim Autonomen Fahren

Die autonom fahrenden ID Buzz AD mit ihrem wuchtigen Dachaufbau sollen schon bald nach München zurückkehren. Im April 2022 war der damalige Konzernchef Herbert Diess bereits mit einem solchen Testwagen mit dem damaligen Partner Argo AI fahrerlos durch die Bayernmetropole gedüst. Doch nach der Trennung von Argo AI im Oktober war das Projekt auf Eis gelegt worden.

Jetzt soll der Testbetrieb in München wiederbelebt werden – mit neuem Partner. "Das neue Self-Driving-System werden wir noch im ersten Halbjahr vorstellen", kündigte VWN-Chef Carsten Intra am Donnerstag bei der Bilanzvorlage an. "Im ersten Halbjahr werden wir unsere umfangreichen Testfahrten in München fortsetzen."

Den Namen des neuen Partners nannte Intra nicht. Man sei derzeit noch in den Verhandlungen über "ein umfassendes Paket für Level-4-Lösungen". Dass die Gespräche sich länger hinziehen, liege auch an der Komplexität des Themas, sagte Christian Senger, Vorstand für Autonomes Fahren. "Dabei geht es ja nicht nur um den Zukauf eines neuen Steuergeräts. Das ist ein komplexer Prozess."

Konzernkreisen zufolge handelt es sich bei dem neuen Partner um die israelische Intel-Tochter Mobileye, mit der VWN bereits seit Langem im Gespräch ist. Nach Informationen der Automobilwoche laufen bereits seit Monaten insgeheim Testfahrten mit dem auf Mobileye-Technik umgerüsteten ID Buzz AD. Allerdings nicht in Deutschland, sondern am Mobileye-Sitz in Tel Aviv. "Ja, die gibt es", bestätigte Senger, ohne den Ort und den Namen des Partners zu verraten. "Und die zeigen ein sehr erfolgreiches Bild."

"Der Ausstieg aus Argo AI fühlte sich öffentlich vermutlich wie ein Rückschritt an", sagte Intra. "Einige Medien vermuteten sogar, wir würden unsere Pläne beerdigen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wir beschleunigen unser Programm!" Auch am Zeitplan ändere sich nichts. "Beim Thema Autonomes Fahren sind wir - mit neuem Partner - absolut im Plan."

Wichtigste Änderung sei dabei die Zusammenarbeit mit Cariad. Denn beim bisherigen Partner Argo AI, an dem auch Ford beteiligt war, sei die Kooperation so angelegt gewesen, dass es keinerlei Austausch mit der VW-Softwaretochter gegeben habe. Beim neuen Partner baue man dagegen von Beginn an eine enge Kooperation mit Cariad ein, wo ebenfalls an Level-4-Lösungen für Pkw gearbeitet wird. Intra: "Die Zusammenarbeit mit der Softwareeinheit Cariad ist dabei innerhalb des Konzerns für uns essenziell."

Am Ziel, 2025 über den konzerneigenen Fahrdienst Moia in Hamburg fahrerlose Shuttles anzubieten, halte VWN unverändert fest. "Die Serienversion unserer ID. Buzz AD-Fahrzeuge präsentieren wir im Jahr 2025", sagte Intra. "Diese wird dann zuerst in Hamburg bei Moia eingesetzt. Weitere Städte in Deutschland und in den USA werden folgen."

Volkswagen war 2019 mit einem Investment über 2,6 Milliarden US-Dollar in die damalige Ford-Tochter Argo AI eingestiegen. Die Beteiligung war als Teil einer umfassenderen Allianz mit großen Ambitionen beschlossen worden. Zusätzlich zu einer Milliarde Dollar an Finanzmitteln hatte VW auch die eigene Tochter AID eingebracht. Ziel war es, gemeinsam den selbstfahrenden ID Buzz AD zur Serienreife zu bringen.

Doch im Oktober kündigte Ford an, sich aus dem Gemeinschaftsunternehmen zu verabschieden. Auch VW zog sich daraufhin zurück und beendete die Partnerschaft. Schon damals war von Mobileye als neuem Partner die Rede. Offiziell bestätigt wurde das von VW bisher nicht. Dem Vernehmen nach sind die Verträge mit den Israelis nach wie vor nicht unterzeichnet.

Die Rolle von VWN bei dem Thema ist sogar noch gestiegen, seit der Konzernchef Oliver Blume die Pläne für Level-4-fähige Pkw-Plattformen bei Audi und VW nach hinten schob. "Volkswagen Nutzfahrzeuge ist die Leitmarke für autonomes Fahren im Konzern", sagte Intra selbstbewusst. Das eröffne auch neue Geschäftsfelder. "Und wir sind im riesigen Markt für autonome Mobilitätslösungen in der Pole Position."

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den VW ID Buzz?