Preissenkung schlägt auf Gebrauchte durch

Die radikale Preissenkung von Tesla schlägt nun kräftig auf die Gebrauchtwagenpreise des US-Hersteller durch: Die Preise für einen einjährigen Tesla sanken laut der britischen Plattform AutoTrader im Schnitt um 1400 britische Pfund. Laut Tesla-Webseite ist der Model 3 derzeit ab einem Preis von 42.990 britischen Pfund zu bekommen. Mit der Preissenkung stieg das Interesse: Die Seitenanrufe schnellten um 113 Prozent in die Höhe.

Eine breite Wirkung auf andere gebrauchte Elektroautos ist bislang nicht zu erkennen. "Die Modelle, bei denen das Angebot schneller wächst als die Nachfrage, erfahren eine Preisanpassung", so AutoTrader-Experte Richard Walker. Bei vielen Angeboten sei die Nachfrage noch deutlich stärker als das Angebot. Sie würden sich schnell verkaufen und gute Gewinnchancen bieten.

Zunächst hatte Tesla seine Modelle in China, Mitte Januar auch in den USA und Europa stark verbilligt. In Deutschland bietet der Autobauer das Model 3 laut Webseite ab 43.990 Euro an. Das sind 6000 Euro weniger als bisher. Ähnlich ging der E-Autobauer auch in anderen europäischen Ländern für Model 3 und Model Y vor.

Längerfristig könnten die Auswirkungen nach Einschätzung von Maarten Baljet, Geschäftsführer bei B&F Analytics, eher gering sein. "Die Preissenkungen vom Model 3 muss man in einem größeren zeitlichen Kontext sehen: In den vergangenen Jahren zogen die Preise des Model 3 deutlich an, jetzt gab es eine Preisanpassung nach unten.“

Wie andere Hersteller hat Tesla die hohe Nachfrage und das knappe Angebot in den vergangenen Monaten genutzt, um die Preise nach oben zu setzen. "Beim Model 3 RWD liegt der Preis jetzt 1000 Euro höher als vor einem Jahr, im Januar 2022“, so der Prognoseexperte. Die weiteren Versionen seien nach wie vor teuer als damals.

Baljet sieht eher Druck auf die Wettbewerber zukommen. Denn mit dem Model 3 und Model Y kommen derzeit die zwei meistverkauften Elektroautos von Tesla. "Wenn Tesla die Preise senkt, setzt dies seine Wettbewerber – mit wenigen Ausnahmen – unter Zugzwang", so Baljet. Teslas Preisanpassung könne auch als Zeichen gesehen werden, dass Neuwagenkunden, nach einer längeren Phase der Angebotsknappheit, wieder eine stärkere Position bekommen.

Auch andere Experten rechnen mit deutlichen Auswirkungen auf den Wettbewerb: "Die Preissenkung kommt schneller und brutaler als erwartet. Tesla könnte darauf abzielen, Wettbewerber aus dem Markt zu drücken", sagte Antoine Weill, Partner bei der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners.

In den Führungsebenen der anderen Hersteller wird der Schritt von Tesla genau beobachtet. Fabrice Cambolive, Markenchef von Renault, sagte der Automobilwoche: "Wenn man binnen Wochenfrist die Verkaufspreise um zehn Prozent oder mehr senkt, belastet das die Restwerte und schadet den Bestandskunden. Für uns zählt Stabilität. Aber es ist abzusehen, dass die Preise für EVs auf den Prüfstand kommen.“

Aus dem Datencenter:

Preise E-Autos und Verbrenner in Deutschland 2019 bis 2022