BMW und Mercedes garantieren Preise nur noch für vier Monate

Bestellt ein Kunde heute im Autohaus einen Neuwagen, muss er damit rechnen, dass das Auto bei Auslieferung viele hundert Euro mehr kostet als ursprünglich vereinbart. Vor allem deutsche Hersteller wie Mercedes, BMW oder VW, aber auch Importmarken wie Kia nennen ihren Kunden bei der Bestellung keine verbindlichen Preise mehr. Weitere folgen: "Es werden zunehmend mehr Marken", berichtet ZDK-Geschäftsführerin Antje Woltermann. Ursache ist die rasante Inflation, die während monatelanger Lieferzeiten die Margen aufzehrt. "Wir erleben gerade eine dramatische Erhöhung der Rohstoffpreise, die eine Anpassung der unverbindlichen Preisempfehlungen unumgänglich macht", sagt etwa Thomas Djuren, Chef von Kia Deutschland.

Allen voran BMW und Mercedes reichen Preissteigerungen zügig weiter: "Wir garantieren unseren Privatkunden vertraglich den Fahrzeugpreis, wenn bei Kauf des Fahrzeugs zwischen Datum Kaufvertrag und dem bestätigten Liefertermin maximal vier Monate liegen", teilt BMW mit. Diese Regel wendet auch Mercedes an. Ist die Lieferzeit länger, "ändert sich der Kaufpreis im gleichen Verhältnis wie sich die Listenpreise […] bis zum Tag der Lieferung verändern", heißt es in Mercedes-Verträgen. So läuft es auch bei BMW. Akzeptiert der Kunde den Aufpreis nicht, bleibt ihm nur der Rücktritt vom Kaufvertrag. Bei Mercedes geht das nur dann, wenn es mehr als drei Prozent teurer wird. Bei einer C-Klasse wären das in den Basisvarianten rund 1500 Euro.

Etwas kulanter zeigen sich VW und Kia: Wird beim VW-Kauf irgendein Liefertermin genannt, gilt Preisschutz. Bestellen Kunden hingegen bei einem Händler, der sein Kontingent ausgeschöpft hat, bestätigt VW zwar die Bestellung, nennt aber keinen Liefertermin. In diesem Fall müssen Kunden jede Preisrunde mitgehen – davon gibt es pro Jahr etwa zwei bis drei zu etwa drei Prozent. Bei Kia wiederum sind sieben Monate die Schwelle, ab der sich der Importeur Anpassungen vorbehält. "Ich bin davon überzeugt, dass unsere Kunden diesen unvermeidbaren Schritt nachvollziehen können", sagt Djuren. Man rate Händlern, das Thema auch offen zu kommunizieren. Die haben auch durchaus Verständnis für das Vorgehen der OEM. "Ich finde die Preisregelung bei VW fair", sagt ein Händler.

Und es gibt ein Schlupfloch: Mit Ausnahme von Mercedes und den E-Autos von VW ist bei allen genannten Marken weiter der Händler Vertragspartner des Endkunden. Ob sie die Preiserhöhungen der OEM über die AGB an Kunden weiterreichen, steht ihnen daher frei, betont etwa der BMW-Händlerverband. Dass die Händler darauf verzichten, ist angesichts einer durchschnittlichen Händlerrendite von 1,6 Prozent (2021) aber unwahrscheinlich.

Vor dem gleichen Problem wie die Hersteller stehen auch die Banken. Aufgrund rapide steigender Zinsen müssen die Banken davon ausgehen, dass das Zinsniveau bei der Bestellung der Fahrzeuge deutlich niedriger ist als bei der Auslieferung etliche Monate später. Anders als bei den Fahrzeugpreisen, müssen sich die Kunden hier jedoch in der Regel nicht auf steigende Kosten einstellen. "Wir halten uns an die seinerzeit getroffene Zusage, um unseren Kunden und Händlern in dieser dynamischen Zeit eine maximale Planbarkeit zu gewährleisten", sagt etwa Benjamin Klatt, Vertriebsleiter bei der Bank11. Auch VW Financial Services bestätigt auf Nachfrage, an festen Zinszusagen festzuhalten. Bei der Mercedes oder BMW-Bank ändern sich die Zinsen ebenfalls nicht. Dass dies keine Einzelfälle sind, bestätigt Ayca Tunc-Ruff, Head of Banking bei Genpact, einem vor allem im Automotive Bereich aktiven Bankprozess-Dienstleister. "Als Regel ist zu beobachten, dass sich die Autobanken an den ursprünglich mit dem Privatkunden vereinbarten Zinssatz über den verlängerten Zeitraum halten."

Doch es gibt auch hier Schlupflöcher: Die BMW-Bank etwa behält sich bei Leasingfahrzeugen vor, den Leasingfaktor anzupassen, wenn die Lieferzeit eines Fahrzeugs länger als zwölf Monate beträgt. Damit wolle man zwischenzeitlich steigende Zinsen und potenzielle Restwertveränderungen für die Kunden "abmildern", teilt die Bank mit.

Das Niveau der festen Zinszusagen steigt jedoch bei allen Banken kräftig an. "Die Leasing- und Finanzierungsraten sind heute etwa 30 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Das ist ein Riesenproblem. Die Preise sind den Kunden kaum noch zu vermitteln", sagt der VW-Händler. Wurden früher die Zinsen einmal jährlich angepasst, passiere das mittlerweile quartalsweise. Aktuell liegen die Zinsen bei VWFS im Neuwagenbereich im Standardgeschäft bei 3,99 Prozent. Bei der Mercedes-Bank liegen die Zinsen mit Ausnahme von A-Klasse, B-Klasse und GLB sogar bei 4,99 Prozent. Dabei dürfte es aber nicht lange bleiben: Erst Ende Oktober hat die EZB ihre Leitzinsen in einem kräftigen Zinsschritt von 1,25 auf 2,0 Prozent gehievt. Diese Entwicklung dürften die Banken schon bald an die Kunden weiterreichen.