Das Verhältnis zwischen Deutschlands Autohändlern und ihren Herstellern hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Das belegt die aktuelle Ausgabe der Händlerzufriedenheitsumfrage "Markenmonitor" die das IfA-Institut für Automobilwirtschaft in der Zukunftswerkstatt in Esslingen vorgestellt hat. Darin bewerten die 1000 befragten Autohändler die Zufriedenheit mit ihren Herstellern nur noch mit der Note 3,36 – das ist der niedrigste Wert, seit die Erhebung 1998 ins Leben gerufen wurde. Zugleich hat sich die Stimmung damit bereits zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Diese lag mit der Note 3,3 schon im Vorjahr auf einem Rekord-Tief. Damals sprach IfA-Chef und Studienleiter Professor Stefan Reindl von einem "Alarmsignal" und einem "Weckruf". Dieser ist offenbar nicht angekommen.
Händlerzufriedenheit auf neuem Rekordtief
Die Beziehung zwischen Deutschlands Autohändlern und -herstellern ist so schlecht wie nie zuvor. Doch es gibt auch Ausreißer – und die Hoffnung auf eine Trendwende.
Hauptkritikpunkte der Händler sind die Vertriebspolitik der Hersteller, das Gebrauchtwagengeschäft und die Liefertreue. Bei letzterer verschlechterte sich die Zufriedenheit um 0,38 Punkte auf die Note 4,46. Durchweg negativ wollte Reindl die Ergebnisse allerdings nicht bewertet wissen: "Da das Vorjahresniveau annähernd gehalten werden kann, ist das aktuelle Ergebnis dahingehend positiv einzuordnen, dass eine gewisse Stabilisierung der Stimmung im Handel nachvollziehbar ist."
Zumindest sei die erdrutschartige Verschlechterung eingedämmt. Diese Verlangsamung lasse auf ein baldiges Erreichen des Wendepunkts schließen. Reindl zog angesichts der schlechten Stimmung gleich zu Beginn eine Parallele zum Privatleben, wo es in einer Beziehung auf die Anziehungskraft ankomme, die neben dem Aussehen auch von sozialen Faktoren bestimmt werde. "Wer schön ist, kommt weiter", so Reindl augenzwinkernd.
Am besten ist die Stimmung wie schon im Vorjahr bei den Porsche- und Mitsubishi-Händlern. Sie vergaben die Noten 2,20 und 2,21. Abgeschlagen auf den letzten Plätzen sind wie schon in den Vorjahren die Stellantis-Marken Citroen (4,4) und Opel (4,24). Die übrigen Marken des Konzerns stehen kaum besser da: Fiat erreicht die Note 4,05, Peugeot 3,86. Letzteres ist immerhin eine leichte Verbesserung gegenüber der Note 4,01 aus dem Vorjahr.
Hintergrund des schlechten Abschneidens der Stellantis-Markeb dürfte der nach wie vor andauernde Integrationsprozess in den gemeinsamen Stellantis-Konzern sein, der mit massiven Umstrukturierungen des Händlernetzes verbunden ist. Daneben krankt das Verhältnis an einer schlechten Kommunikation und der weit verbreiteten Unzufriedenheit mit Vergütungssystemen, die bei Opel und Fiat sogar zu Gerichtsverfahren geführt hat.
Dass die Stimmung sich nicht durchweg negativ sondern bei etlichen Marken auch überaus positiv entwickelt, zeigt sich vor allem beim Blick in die Gruppenrankings, deren jeweilige Spitzenreiter auf der Veranstaltung ausgezeichnet wurden. Bei den Premiumherstellern etwa gelang es Audi nach zwei schlechten Jahren, sich mit einem Plus von 0,62 Notenpunkten (Note 2,84) auf den ersten Platz vor Mercedes (3,05) zu katapultieren. Im Gesamtranking stieg Audi damit von Platz 19 im Jahr 2021 auf Platz fünf. Bei BMW dagegen sackte die Stimmung im gleichen Zeitraum von 2,89 auf 3,2 ab.
Einen noch stärkeren Sprung als Audi legte Subaru hin. Hier verbesserte sich die Zufriedenheit von 3,5 auf 2,69. Damit belegt die Marke jeweils hinter Mitsubishi Platz zwei in der Rubrik kleine Importeure sowie Platz drei im Gesamtranking. Für seine nachhaltig positive Entwicklung und die starke Verbesserung erhielt Subaru auf der Veranstaltung den Titel des "Nachhaltigkeitssiegers". Überhaupt waren es vor allem Importfabrikate, die sich positiv entwickelten. Das zeigt sich vor allem beim Blick auf die Rubrik der großen Importeure. Bis auf Fiat konnten sich dort alle Marken verbessern. Gruppensieger ist Toyota mit Note 2,98.
Große Tristesse hingegen in der Gruppe der Deutschen Volumenmarken. Hier verloren alle Marken. Das beste Ergebnis mit 3,64 erzielte noch VW. Deutlich schlechter lief es bei Ford (Note 4,07) und Opel (4,24). Gruppensieger bei den Nischenfabrikaten war Gesamtsieger Porsche vor der britischen Kultmarke Mini, die sich genau wie ihre Konzernschwester BMW um 0,31 Punkte verschlechterte. Die heterogene Entwicklung lasse darauf schließen, dass sich bei einigen Marken Optimismus und Aufbruchsstimmung in der Hersteller-Händlerbeziehung eingestellt haben, heißt es dazu vom IfA-Institut.
Zu diesem nicht durchweg negativen Bild passt auch, dass sich die Ertragslage im Handel verbessert hat. Laut Umfrage liegt die Gesamtumsatzrendite im Autohandel derzeit bei durchschnittlich 1,6 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs um 0,2 Prozentpunkte. Wirklich gut ist das allerdings noch nicht – als Zielwert für eine auskömmliche Rendite gelten in der Branche 2,0 Prozent. Dementsprechend benoten die Händler ihre Ertragslage mit der Note 3,0. Dass es besser wird, glauben aber offenbar nur die wenigsten: Ihre künftigen Renditeaussichten bewerten die Vertragshändler mit der Note 3,41.
Aus dem Datencenter:
Ranking: Zufriedenheit der Markenhändler in Deutschland 2021