Neue Abgasnorm wird weniger streng als befürchtet

Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf. Doch noch dominieren die Verbrenner – nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Showrooms. Mit ihnen verdienen die Autobauer das Geld, mit dem sie die Elektroautos entwickeln. Entsprechend nervös wartet die Branche auf die Bekanntgabe der Grenzwerte für die künftig gültige Abgasnorm  Euro 7. Diese sollen nun deutlich schwächer ausfallen als befürchtet, wie unter anderem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die Umweltorganisation Transport and Environment berichten.

Zwar sind noch keine Zahlen bekannt, die Grenzwerte sollen gegenüber der bislang geltenden Euro-6-Norm jedoch nur geringfügig verschärft werden.  Die EU-Kommission hat dabei eigenen Angaben zufolge Rücksicht auf die aktuelle Situation genommen. Die Situation in der Autobranche ist angesichts der explodierenden Energiepreise und und der sinkenden Nachfrage ohnehin schon hoch.

Während die Autobranche erleichtert aufatmen dürfte, sind die Umweltschützer empört: „Die Profite der Hersteller haben Vorrang vor der Gesundheit von Millionen von Europäern“, heißt es bei „Transport & Environment“. Die EU-Kommission will allerdings nicht nur Messverfahren verschärfen, sondern sich für fünf Jahre das Recht sichern, Grenzwerte in einem schnelleren Verfahren ändern zu können. Das würde den Einfluss von Lobbyisten verringern.

Die Grenzwerte von schweren Nutzfahrzeugen wie Bussen und Lkw sollen zudem verschärfte werden. Nach aktuellem Stand werden diese Fahrzeuge noch erheblich länger mit Verbrennungsmotoren ausgerüstet sein als Pkw, die ab 2035 emissonsfrei sein müssen.

"Aus Sicht der Industrie brauchen wir Euro 7 nicht, weil es Ressourcen kostet, die wir in die Elektrifizierung investieren sollten", sagte Stellantis-Chef Carlos Tavares kürzlich am Rande des Pariser Autosalons. "Euro 7 sollte einfach gestrichen werden."

Dem „Handelsblatt“ zufolge soll es drei zusätzliche Kategorien geben: Euro 7+ für Autos, deren Schadstoffausstoß mindestens zehn Prozent unter dem Grenzwert der Euro-7-Norm liegt, Euro7A für Pkw, deren Abgasausstoß in Umweltzonen noch weiter gesenkt werden kann und Euro 7G für Fahrzeuge mit Plug-in-Hybridantrieb, die in Umweltzonen automatisch auf Elektroantrieb umstellen.

Autos und vor allem Lastwagen könnten durch die geplante neue Abgasnorm spürbar teurer werden. Nach einer Folgenabschätzung der EU-Kommission werden die regulierungsbedingten Kosten für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf 304 Euro pro Stück geschätzt, wie aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Dokument hervorgeht. Für Lastkraftwagen und Busse wird für die bevorzugte Regulierungsoption sogar ein Betrag von 2681 Euro genannt.

Demgegenüber stünden Berechnungen der Kommission zufolge allerdings erhebliche Gesundheits- und Umweltvorteile. Sie werden über 25 Jahre hinweg auf bis zu 55,8 Milliarden beziehungsweise sogar bis zu 133,6 Milliarden Euro beziffert und vor allem durch eine Reduzierung schädlicher Emissionen von Stickoxiden (NOx) und Feinstaub (PM2,5) erklärt.

Die gesamten regulierungsbedingten Kosten für Hersteller von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen würden sich in diesem Zeitraum hingegen nur auf rund 35,5 Milliarden Euro belaufen, bei Lastkraftwagen und Bussen auf 17,5 Milliarden Euro. (Mit Material von DPA)

Aus dem Datencenter:

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland bis September 2022