Gerade reist Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer Wirtschaftsdelegation durch China. Die Mission ist heikel. Politik und Unternehmen sind zutiefst beunruhigt über die zunehmend aggressive Außenpolitik des autoritären Landes und seine "China First"-Wirtschaftspolitik. Wie sich diese längerfristig auswirkt, zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PwC. Denn während chinesische Hersteller zunehmend reine Elektroautos (BEV) in Europa verkaufen, verlagern sowohl europäische als auch amerikanische Hersteller ihre Produktionen von E-Autos immer öfter nach China – nicht zuletzt um die vom Staat geforderten Quoten erfüllen zu können. Bereits 2025 könnten daher laut PwC in Europa knapp 800.000 Autos aus chinesischer Produktion verkauft werden, davon mehr als 330.000 von Marken europäischer OEMs. Noch im vergangenen Jahr hatten europäische Hersteller lediglich 35.000 BEVs aus China nach Europa exportiert. Für 2022 prognostiziert die Studie mit 66.000 BEVs bereits eine Verdopplung.
Diese Entwicklung führt dazu, dass laut PwC Europa 2025 bereits einen Importüberschuss von mehr als 221.000 Fahrzeugen (Verbrenner und BEV) erreichen könnte. So verschiebt sich die Rolle Europas vom Exporteur zum Importeur von Autos. Noch vor wenigen Jahren verzeichnete Europa einen Exportüberschuss mit Autos. Dieser lag 2015 bei knapp 1,7 Millionen Fahrzeugen. Dazu passt, dass die Produktion von Pkw in Europa bereits seit Jahren dramatisch zurückgeht. 2017 wurde in der EU laut Branchenverband ACEA noch 14,9 Millionen Fahrzeuge gefertigt, 2021 waren es nur noch 9,9 Millionen Fahrzeuge. In Deutschland erreichte die inländische Produktion 2017 noch 5,6 Millionen Autos, 2021 nur noch 3,1 Millionen. Die Entwicklung ist zum Teil dem Mangel an Halbleitern geschuldert, offenbart aber auch einen generellen Trend. So baut beispielsweise Mercedes den Smart #1 mit Geely in China für den Weltmarkt. BMW will die gesamte Produktion von E-Minis nach China verlagern und arbeitet dafür mit Great Wall zusammen.