Google bringt Vehicle Ads nach Europa

Der Tech-Riese Google stößt tiefer ins Autogeschäft vor. Auf einer Veranstaltung im Rahmen der IAA kündigte Christian Richter, Director Global Automotive & Automotive Retail, an, dass das Anzeigenformat "Vehicle Ads" demnächst nach Europa kommen soll. Pilotmarkt wird Großbritannien, wo Vehicle Ads noch in diesem Jahr starten soll. Von dort soll das Angebot dann 2024 auf den Rest des Kontinents ausgerollt werden. Bisher ist Vehicle Ads nur in den USA sowie Kanada und Australien verfügbar.

Vehicle Ads funktioniert ähnlich wie die bereits etablierten Shoppinganzeigen für andere Produkte, von Unterhaltungselektronik bis hin zu Kleidung. Sucht ein Autokäufer etwa einen VW Golf Baujahr 2022 gibt er dies in die Suchleiste ein. Daraufhin werden ihm direkt in den Suchergebnissen entsprechende Autos aus seiner Region sowie lieferbare Fahrzeuge angezeigt. Dazu gibt es neben Bildern Informationen zu Standort, Marke, Modell, Preis und Kilometerstand. Klickt man auf eine der Anzeigen, landet man direkt beim Anbieter, Google selbst will ausdrücklich nicht selbst in den Handel einsteigen. Man liefere den bestehenden Akteuren lediglich eine weitere Trafficquelle.

Zielgruppe des Angebots sind neben Händlern und Herstellern auch ausdrücklich Plattformen wie Mobile.de und Autoscout24, die von den Händlern eingestellte Fahrzeuge ihrerseits dann auf Google ausspielen können. Gerade bei den Plattformen komme Vehicle Ads in den USA sehr gut an, berichtete einer der Produktentwickler im Gespräch mit der Automobilwoche. Denn mit dem Klick auf eine Shoppinganzeige erhalte die Plattform auf Anhieb sehr viel mehr Infos über die Interessen der einzelnen Nutzer, als wenn sie über die Startseite auf die Plattform kommen. Auch die Resonanz von Händlern ist sehr gut. Die Asbury Gruppe etwa, einer der größten US-Händler, konnte die Zahl seiner Conversions um 35 Prozent steigern.

Damit Händler das Angebot nutzen können, brauchen sie einen digitalen Inventar Feed, den sie Google bereitstellen. "Ich kann nur jedem Händler raten, sich auf das sogenannte inventory level advertising vorzubereiten und damit zu experimentieren. Denn dahin geht eindeutig der Trend", sagte Richter bereits im Januar im Interview mit der Automobilwoche.

Eingebettet ist Vehicle Ads in Googles Werbekampagnentyp "Performance Max". Dieser Kampagnentyp bietet bei der Anzeigenerstellung durch den Einsatz von KI einen hohen Grad an Automatisierung. "Performance Max mit Fahrzeug-Feeds nutzt Ihre Assets und die volle Power von Googles AI, um mehr Autokäufer über Google Ads zu erreichen", verspricht Google. Händler müssten im Grunde nur die Zielvorgaben festlegen – etwa Verkäufe, Leads oder Besuche vor Ort und die nötigen Daten – unter anderem den Inventar-Feed – bereitstellen. Die KI hilft im Anschluss dann dabei, potenzielle Kunden für diese Zielvorhaben zu finden und die am besten geeignete Anzeige an diese auszuliefern. Anders ausgedrückt: Der Händler formuliert das Ziel und liefert die Ausgangsdaten, die KI versucht dann selbstständig, mit den Daten das Ziel bestmöglich zu erreichen.

Die KI lernt dabei aus den Daten, die ihr die Händler bereitstellen. Dabei trainiert jeder Händler seine "eigene" KI. Denn die Daten sind strikt mit dem Account des jeweiligen Händlers verknüpft. Sprich: Händler A profitiert nicht von den Daten, mit denen Händler B die KI trainiert.

Kostenlos ist das neue Angebot natürlich nicht: Google verdient wie gewohnt an Klicks auf eine der Anzeigen.