Gibt man in die Google-Suchmaske „Auto kaufen“ ein, landen in den organischen Top-Ergebnissen ausschließlich Angebote von Online-Playern wie Mobile, Autoscout oder Autohero. Angebote von klassischen Händlern kommen erst weit unten. Ist das Rennen schon gelaufen?
Stadeler: Nein. Das Prinzip der Google-Suche ist vereinfacht gesagt: Wer am relevantesten ist, ist auch am sichtbarsten. Im Zweifel haben die Pure-Player, die Sie genannt haben, mehr Erfahrung und mehr Ressourcen, schlicht weil es ihr Kerngeschäft ist. Aber wie gesagt: Viele Händler haben sich gemeinsam mit ihren Herstellern darauf eingestellt, Google als Business- und Lead-Kanal einzusetzen und ihre Webseiten darauf ausgerichtet. Das zeigt sich sehr deutlich, wenn sie konkrete Suchanfragen stellen, beispielsweise indem sie sagen: Ich will Modell X von Marke Y in München kaufen. Da werden Sie in den Suchergebnissen plötzlich viele Angebote von Händlern und Herstellern finden. Entscheidend für den Erfolg ist nicht so sehr die Größe, sondern dass auf Geschäftsführerebene verstanden und akzeptiert wird, wie wichtig der digitale Vertriebskanal ist. Entscheidend für die gute Sichtbarkeit eines Händlers ist am Ende, welchen Stellenwert digital und auch die Suche bei dem Händler einnimmt. Das fängt idealerweise auf Geschäftsführerebene an.
Sie haben in den USA im März letzten Jahres das Format Vehicle Ads eingeführt. Suchen Autokäufer nach Modellen, werden ihnen direkt in den Suchergebnissen Angebote von Händlern angezeigt. Wie fällt Ihre Bilanz des neuen Angebots aus?
Richter: Sehr positiv. Vor allem große Händlergruppen wie Asbury, Ken Garff und CarMax haben das Angebot sofort angenommen. Bei der Asbury Gruppe ist die Zahl der Conversions um 35 Prozent und der Conversion-Wert um zwölf Prozent gestiegen. Mittlerweile kooperieren wir auch mit einigen Herstellern. Deren Zahlen kommunizieren wir aber bisher nicht. Nur so viel: Sie bewegen sich in einem ähnlichen Bereich wie bei den Handelsgruppen. Wir hoffen, dass wir das Format bald auch in Europa anbieten können. Leider haben wir hierfür jedoch noch keinen Zeitplan. Ich kann aber nur jedem Händler raten, sich auf das sogenannte inventory level advertising vorzubereiten und damit zu experimentieren. Denn dahin geht eindeutig der Trend. Das bedeutet, dass man als Händler die Ware, die im Showroom und auf dem Hof steht, nicht nur auf der eigenen Website, sondern auch in einem digitalen Inventar-Feed spiegelt und diesen dann in allen möglichen Online-Kanälen mit lokalem Fokus ausspielt. Vehicle Ads ist nur ein Format dafür. Auch Drittplattformen wie Mobile.de und Autoscout nutzen solche Inventar-Feeds. Seitens Google können bereits heute in Deutschland Text-Suchanzeigen auf Basis des Feeds angepasst werden. Im Display beziehungsweise YouTube Netzwerk sind beispielsweise dynamische Displayanzeigen möglich. Für Teile und Zubehör können Google Shopping Ads genutzt werden.
Was beobachten Sie in den USA: Setzen die Händler dort zunehmend auf Vehicle Ads als einziges Format oder bleiben auch andere Plattformen wie hierzulande Mobile.de relevant?
Stadeler: Die meisten Händler nutzen viele Kanäle gleichzeitig. Was die erfolgreichsten unter ihnen aber machen: Sie messen genau, welcher Kanal wie gut funktioniert.
Und was nicht läuft, wird ausgemustert?
Richter: Entweder das, oder das Budget wird je nach Wirksamkeit des Kanals umgeschichtet. Letzteres ist unsere Empfehlung. Nur wer auf allen Kanälen aktiv ist, hat Vergleichsdaten.
Wenn Sie mit Vehicle Ads nach Deutschland kommen, wäre das ein Frontalangriff auf die zwei Platzhirsche Mobile.de und Autoscout.
Richter: Das würde ich so nicht sagen. Vehicle Ads können auch von Anbietern wie Mobile und Autoscout genutzt werden. Unser Ziel ist nur, den User direkt zum Inventar zu bringen. Ob das von Mobile und Autoscout angeboten wird oder vom Händler, ist offen. In den USA werden Vehicle Ads sowohl von Händlern und Herstellern als auch von Drittplattformen genutzt.
Google selbst verdient dann über die Vermarktung von gesponserten Plätzen in den Suchergebnissen?
Richter: Richtig. Das funktioniert genau wie bei den klassischen Suchanzeigen über unser Auktionssystem.
Angesichts der guten Zahlen der US-Händler liegt es jedoch nahe, dass Sie sich einen Teil der Marketingbudgets von Händlern und Herstellern sichern, die bisher bei anderen Plattformen landen.
Richter: Ich sehe nicht, dass wir die großen Aggregatoren vom Markt verdrängen könnten – das beabsichtigen wir auch nicht. Diese sind sehr erfolgreich mit ihren Angeboten. Unser Ziel ist es immer, das gesamte Ökosystem effizienter und erfolgreicher zu machen – Autohersteller, Händler, Aggregatoren.
Vielen Dank für das Gespräch!