Die neue breite Brust von JLR

JLR meldet steigende Verkaufszahlen und Rekordumsätze im zweiten Geschäftsquartal (April bis September) sowie im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024. Das hat vor allem mit den großen Bestsellern des britischen Luxus-Herstellers zu tun, der sich seit dem Rebranding im Sommer nicht mehr Jaguar Land Rover nennt. Beim Erreichen der Emissionsziele könnte es gerade wegen dieser Bestseller aber Schwierigkeiten geben.

Im zweiten Quartal erreichte JLR laut Mitteilung einen Umsatz von 6,9 Milliarden Pfund (7,9 Mrd. Euro), das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Halbjahr ergab sich dadurch ein Rekordumsatz von 13,8 Milliarden Pfund (15,9 Mrd. Euro) – 42 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Lieferengpässe lassen demnach kontinuierlich nach, wodurch mehr Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden können. Im zweiten Quartal lieferte JLR weltweit 96.817 Autos aus, im Halbjahr waren es 190.070 – jeweils ein Zuwachs um 29 Prozent.

Der Gewinn vor Steuern und außerordentlichen Posten belief sich im zweiten Quartal auf 442 Millionen Pfund (509 Millionen Euro), nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust in den Büchern gestanden hatte. Im ersten Halbjahr waren es 877 Millionen Pfund. Vor dem Hintergrund hebt der Hersteller die EBIT-Zielmarge von bislang sechs auf jetzt acht Prozent an.

Zum Ende des Quartals standen den Angaben zufolge mehr als 168.000 Bestellungen in den Orderbüchern. 77 Prozent davon entfallen allein auf die Modelle Range Rover, Range Rover Sport und Defender. CEO Adrian Mardell erwartet, dass die Umsätze in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres einen neuen Rekord erreichen werden, bevor ab April 2024 ein Nachfragerückgang zu erwarten sei.

Wie der britische Guardian berichtet, kommen auf den Hersteller noch ganz andere Probleme zu: Bußgelder im Zusammenhang mit den staatlichen Emissionsvorschriften. Demnach müssen ab dem nächsten Jahr 22 Prozent des Gesamtabsatzes im Vereinigten Königreich Elektroautos sein – ein Ziel, das JLR mit dem Jaguar I-Pace allein trotz möglicher Rabatte nicht erreichen wird. Und die Auslieferung des ersten elektrischen Range Rovers soll erst Ende 2024 beginnen.

Allerdings will JLR hohe Bußgeldzahlungen durch den stärkeren Verkauf von Plug-in-Hybriden umgehen – ein Schlupfloch in den Regierungsvorgaben. Zudem werde das Unternehmen in der Lage sein, eine Übererfüllung der Emissionsziele in späteren Jahren zu nutzen, um die Nichterfüllung in den ersten Jahren zu kompensieren.

Denn der Hersteller ist zwar spät dran beim Umstieg auf Elektroautos, wird in Zukunft aber von Batterien der indischen Konzernmutter Tata profitieren: Die will für vier Milliarden Pfund eine 40-GW-Batteriefabrik in Großbritannien bauen, wie sie im Juli dieses Jahres offiziell verkündete. Mardell rechnet mit dem Beginn der Batterieanlieferung gegen Ende 2026; im Jahr darauf will JLR durch die Umsetzung der 15 Milliarden Pfund teuren "Reimagine"-Strategie einen BEV-Anteil am Gesamtabsatz von 70 Prozent erreichen.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Land Rover bis 2026