Kaltstart der Dieselprämie

Einen Monat nach Start der Dieselprämie verzeichnen die deutschen Autohändler bislang keinen Nachfrageboom, wie eine Umfage der Automobilwoche zeigt. „Die Prämien haben bisher noch keine merkliche Belebung gebracht“, sagte Kurt Kröger, Chef der Handelsgruppe Dello mit der Kernmarke Opel.

Laut Burkhard Weller, Chef der Wellergruppe, ist „die Umtauschprämie noch nicht so ein Burner wie die Abwrackprämie 2009“. Das Geschäft ziehe aber langsam an. „Das Problem ist, dass die Angebote der einzelnen Marken so uneinheitlich und unübersichtlich sind“, so Weller. Jeder Hersteller gestaltet seine Prämie selbst. Die Bedingungen unterscheiden sich ebenso stark wie die Höhe des Rabatts. Volkswagen etwa zahlt auch für Jahreswagen Umweltprämie, aber mit 25 Prozent Abschlag.

Leichte Auswirkungen der Umweltprämie sind bei Deutschlands größter Handelsgruppe zu verzeichnen, der Augsburger AGAV: „Wir haben bereits Autos mit Umtauschprämie verkauft, allein in einem Betrieb in Nürnberg waren es fünf oder sechs in einer Woche“, sagt AVAG-Vorstandssprecher Roman Still. Man habe aber auch festgestellt, dass noch nicht alle Kunden die Angebote wahrgenommen haben. „Wir bemühen uns derzeit, solche Kunden zu kontaktieren. Ähnlich wie bei der Abwrackprämie 2009 handelt es sich hier nicht um typische Neuwagenkäufer, sondern es sind vor allem Gebrauchtwagenkunden“, so Still.

Auch ein anderer Opel-Händler verzeichnet zumindest etwas Belebung im Showroom. „Ein gewisser Effekt ist schon da, wir haben einige Fahrzeuge zusätzlich verkauft. Aber es sind nicht die Riesen-Volumina wie damals bei der Abwrackprämie“, so Peter Hübner, Geschäftsführer des Autohauses Hübner in Kaiserslautern.

Obwohl die Prämie vor allem für Kunden günstigerer Marken attraktiv sein dürfte, ist selbst im Autohaus Hermann in Northeim Flaute angesagt: „Leider ist bis jetzt bei Renault, Dacia, Ford und Seat keine signifikante Erhöhung der Nachfrage erkennbar und eindeutig überwiegt bei dem Privatkunden die Skepsis gegenüber dem Dieselantrieb. Gewerbliche Kunden sind hierbei eine Ausnahme“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Hermann.

Auch ein Fiat-Händler berichtet, dass bislang nichts von einem Boom zu spüren ist. Nun hoffen die Händler darauf, dass Fiat die Prämie wenigstens länger laufen lässt. Denn bislang sollten Fiat-Kunden nur bis Ende September in der Genuss der Zahlung kommen, während die meisten anderen Hersteller erst zum Jahresende die Geldschatulle schließen.

Bei Händlern höherpreisiger Automarken zündet die Dieselprämie überhaupt nicht. Jürgen Tauscher, Chef der Mercedes-Handelsgruppe Lueg, verzeichnet „keinen Run auf die Umtauschprämie und wir rechnen auch nicht mit riesigen Stückzahlen“. Nur zwei Prozent seiner Kunden fahren ein prämienberechtigtes Auto der Klassen Euro 1 bis 4. Und Steffen Knies vom Porsche-Zentrum Hamburg-Nordwest sieht gar „keinerlei Mehrgeschäft, wirklich nullkommanull“. Und als „sehr schleppend“ bezeichnet ein BMW-Händler das bisherige Geschäft mit der Umweltprämie.

Die preissensiblen Internetkunden von MeinAuto.de interessieren sich hingegen sehr für die Prämie, die Zahl der Anfragen hat sich verdoppelt. Für VW-Modelle wurde gar ein Anstieg um 352 Prozent verzeichnet, 156 Prozent bei Skoda, 153 bei Seat. Allerdings münden nicht alle Anfragen in einen Kauf. Es handelt sich dabei um jene Kunden, die auf der Webseite ihre persönlichen Daten angegeben haben, um ein Angebot für ein von ihnen konfiguriertes Modell zu erhalten.

Die Automobilwoche geht in ihrer Prognose davon aus, dass aufgrund der Dieselprämie 240.000 Neuwagen zusätzlich zugelassen werden.