Nio opfert seine Batterie-Pläne

Alles unter einem Dach: Dieser Traum könnte beim chinesischen Elektroauto-Hersteller Nio schon bald platzen. Denn das Unternehmen plant, die noch im Aufbau befindliche Sparte für die Batterieproduktion abzuspalten, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. So will Nio angeblich die Kosten senken und sich schneller in Richtung Profitabilität bewegen.

Die Abspaltung könnte dem Bericht zufolge schon Ende dieses Jahres umgesetzt werden, wenn externe Investoren gesucht würden. Die entsprechende Bewertung des neuen Unternehmens soll später erfolgen. Nio ließ die Berichte unkommentiert. Bei einer Telefonkonferenz in dieser Woche hatte Gründer und CEO William Li jedoch angekündigt, Nio werde zwar weiterhin eine eigene Batterieentwicklung betreiben, die Fertigung jedoch auslagern.

Zu Nios bisheriger Strategie gehörte auch der für 2025 geplante Bau einer Gigafactory mit einer jährlichen Kapazität von 40 Gigawattstunden in der chinesischen Provinz Anhui. Diese Pläne würden dem nun auszugliedernden Unternehmen gehören, hieß es – ebenso wie bereits angeschaffte Geräte, geistiges Eigentum und hochrangiges Management-Personal. Eine In-house-Produktion von Batterien für die eigenen Fahrzeuge wäre damit de facto vom Tisch.

Doch dass Nio den Gürtel enger schnallt, ist angesichts der in dieser Woche vorgelegten Zahlen keine Überraschung. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von 4,56 Milliarden Yuan, umgerechnet fast 600 Millionen Euro – 10,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das lag unter anderem an dem harten Preiskampf auf dem BEV-Markt. Würde Nio an einer eigenen Batterieproduktion festhalten, wäre laut Li auf Sicht von drei Jahren keine Profitabilität zu erreichen.

Erst im November hatte Nio bekanntgegeben, zehn Prozent der etwa 30.000 Beschäftigten in Asien und Europa zu entlassen, um die Effizienz des Unternehmens zu verbessern. Auf Nachfrage der Automobilwoche sagte ein Nio-Sprecher: "Wir haben organisatorische Maßnahmen und Optimierungen angekündigt, die unsere Effizienz verbessern werden. Wir sind bereit, in einem kompetitiven Marktumfeld ein noch höheres Tempo zu gehen." In dieser Woche berichtete Bloomberg, dass der Stellenabbau sogar noch größer werden könnte.

Der Großteil der Belegschaft von Nio sitzt in China, wo Entwicklung und Produktion angesiedelt sind. Das Designzentrum von Nio hat seinen Sitz in München. Chinesische Medien hatten schon im November spekuliert, dass die ambitionierten Batterie-Pläne das nächste Opfer der angekündigten Effizienzmaßnahmen sein könnten. Im Jahr 2024 will der Hersteller bis zu zwei Milliarden Yuan (ca. 260 Millionen Euro) an Kosten einsparen.

Aus dem Datencenter:

Markeneintritt chinesischer Hersteller in Deutschland und Europa