Northvolt stellt in Heide erste Büro-Container auf

Die ersten Baufahrzeuge wurden in dem kleine Ort Lohe-Rickelshof vor den Toren der Kreisstadt Heide in Schleswig-Holstein mit Interesse beäugt. Fünf Tieflader und mehrere Baufahrzeuge rückten dort, wo Northvolt womöglich seine erste deutsche Batteriefabrik bauen will, an.

Von einem Baubeginn könne aber keine Rede sein, wehrte Northvolt-Sprecher Martin Höfelmann ab. Noch nicht einmal von einer Vorentscheidung, dass die Fabrik hier wirklich gebaut wird. Die finale Entscheidung sei nach wie vor nicht gefallen, sagte er. Man wolle sie "so schnell wie möglich in diesem Jahr" fällen.

Derzeit wird intensiv mit Politik und  Behörden verhandelt. Knackpunkt sind vor allem die Energiepreise. Erst vergangene Woche war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu Northvolt-Chef Peter Carlsson nach Schweden gereist, um noch einmal für das Projekt zu werben. Mit einer Entscheidung bei Northvolt rechnet Habeck bis Ende März. Northvolt selbst will sich dagegen nicht auf einen Termin festlegen.

Bei den elf Container-Modulen, die am vergangenen Donnerstag am Rande der möglichen Baustelle aufgestellt wurden und jetzt bezugsfertig gemacht werden, handelt es sich denn auch nur um Bürocontainer. Hier sollen dann die Mitarbeiter des Projektteams einziehen, die bisher im 100 Kilometer entfernten Hamburg ihren Dienst verrichten.

20 Mitarbeiter hat Northvolt dort bereits. Mit dem Umzug nach Heide wolle man Ihnen die Arbeit nun erleichtern, sagte Sprecher Höfelmann. Denn trotz der nach wie vor offenen Investitionsentscheidung treibe man die Bauleitplanung für den Standort weiter voran. Und für Termine mit den Behörden vor Ort müssten die Kollegen bisher mehrmals pro Woche aus Hamburg anreisen. Mit den neuen Büros vor Ort sei man nun deutlich näher dran.

Eine Vorentscheidung, dass hier wirklich gebaut wird, sei darin aber nicht zu sehen, betonte der Sprecher. Und mehr als das kleine Containerdorf für das Hamburger Projektteam soll hier zunächst auch nicht entstehen. Man treibe die Bauleitplanung aber weiter voran, um - sollte die Investitionsentscheidung positiv ausfallen - loslegen zu können.

Northvolt hatte im März vergangenen Jahres angekündigt, in Heide seine erste Batteriezellfabrik außerhalb Schwedens bauen zu wollen, in der die Energiespeicher für E-Autos entstehen sollen. Mit der Landesregierung war bereits eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet worden, die aber noch unverbindlich ist. Bund und Land sagten 155 Millionen Euro Fördermittel zu, von denen der Bund 70 Prozent übernimmt.

Im Oktober setzte Norhvolt-Chef Carlsson dann aber plötzlich Fragezeichen hinter das Projekt. "Die Fabrik in Heide könnte sich verzögern", sagte er in einem Interview. Vor allem die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine rasant steigenden Energiepreise seien ein Problem. "Mit den aktuellen Strompreisen sehen wir die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet."

Denn günstiger Strom aus 100 Prozent regenerativen Quellen, der in Schleswig-Holstein vor allem aus Windkraft kommen soll, ist Kern der Northvolt-Strategie. Hinzu kommt der Inflation Reduction Act in den USA, der milliardenschwere Subventionen vorsieht. Das mache Investitionen in den USA nun deutlich attraktiver, so Carlsson. Er überlege daher, zunächst in den USA zu bauen. Denn nur so könne man dort konkurrieren.

Seither wird intensiv um eine Lösung gerungen, um das das Projekt in Schleswig-Holstein, das 3000 neue Arbeitsplätze bringen soll, zu retten. Northvolt ist Partner von VW, BMW und Volvo. Für wen die Zellen aus dem neuen Werk in Heide bestimmt sein sollten, hatte das Unternehmen bisher aber offen gelassen.

Aus dem Datencenter:

Produktionskapazitäten für Batteriezellen in Europa 2016 bis 2025