Rivian rutscht aus dem Nasdaq-100-Index

Analysten hatten damit gerechnet, eine Überraschung war es am Ende also nicht mehr, für Rivian deshalb aber nicht weniger enttäuschend: Der US-amerikanische Elektroauto-Hersteller und Tesla-Herausforderer rutscht aus dem wichtigen Aktienindex Nasdaq-100. Das bestätigte die Börse in dieser Woche, nachdem der Rivian-Kurs um mehr als 90 Prozent von seinem Allzeithoch korrigiert ist.

Der Nasdaq-100-Index setzt sich zusammen aus den einhundert größten im sogenannten Tech-Index Nasdaq gelisteten Unternehmen, wobei Papiere von Finanzunternehmen nicht berücksichtigt werden. Dazu gehören amerikanische und ausländische Firmen. Kriterium für die Aufnahme in den Index ist die Höhe der Marktkapitalisierung. Das kleinste Mitglied wird normalerweise dann ersetzt, wenn das jeweilige Unternehmen zwei Monate nacheinander mit weniger als 0,1 Prozent gewichtet ist.

Durch die Entfernung aus dem Nasdaq-100 am 20. Juni verliert Rivian auch seinen Platz in damit verbundenen Indizes wie dem Nasdaq-100 ESG-Index oder dem Tech-Sektor-Index sowie ETFs. Trotz dieser Nachricht kletterte das Rivian-Papier am Dienstag um fast neun Prozent auf gut 15 US-Dollar, was aber noch immer weit entfernt ist vom Allzeithoch bei mehr als 170 Dollar. Zur Einordnung: Tesla gehört zu den Top-Positionen im Index.

Die vom Index gehaltenen Rivian-Aktien werden nun verkauft und durch Aktien des nachrückenden Unternehmens im Nasdaq-100 ersetzt. Ärgerlich für den Hersteller, denn dadurch wird es schwieriger, sich billige Finanzmittel durch Kapitalerhöhungen zu beschaffen – ungünstig angesichts der steigenden Kosten in der Autoindustrie.

Rivian hat im ersten Quartal nach eigenen Angaben 9395 Autos gebaut und 7946 davon an Kunden ausgeliefert. In dem Zeitraum verbuchte das Unternehmen bei einem Umsatz von 661 Millionen Dollar einen Nettoverlust von 1,35 Milliarden Dollar (Q1 2022: 1,59 Mrd).

Der Vorstand um CEO RJ Scaringe hält derweil an seinem Ziel von 50.000 produzierten Fahrzeugen im Gesamtjahr fest und setzt dabei auch auf Modernisierungsmaßnahmen im Montagewerk in Normal im US-Bundesstaat Illinois. Dort baut Rivian den Pickup-Truck R1T, das Crossover-Modell R1S und einen elektrischen Lieferwagen für Amazon. Das steigende Produktionsvolumen werde die Fixkostenlast in der nicht voll ausgelasteten Fabrik lindern, hieß es.

Im vergangenen Jahr verfehlte Rivian sein Produktionsziel – knapp, wie es dazu bei dem Hersteller hieß, wobei selbst das schon geflunkert war. Denn mit 24.337 produzierten Fahrzeugen lag das Start-up in seinem ersten vollen Produktionsjahr zwar nur leicht unter dem Ziel von 25.000 Einheiten, doch ursprünglich waren schon für 2022 einmal 50.000 Neuwagen geplant gewesen. Knapp verfehlt wurde also nur das bereits um die Hälfte gekappte Produktionsziel. Eine echte Erfolgsmeldung war das nicht.

Im Februar wurde dann bekannt, dass der Hersteller in einem ersten Schritt 840 seiner aktuell rund 14.000 Mitarbeiter entlässt. Das sei notwendig, um sich stärker auf den Hochlauf der Produktion und das Erreichen der Profitabilität zu konzentrieren, wie Scaringe in einer E-Mail an die Belegschaft schrieb. "Die schwierigsten Aufgaben liegen weiter noch vor uns", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Reuters: "Aber ich bin guter Dinge, dass wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen werden." Der Abstieg aus dem Nasdaq-100 dürfte auf dem Weg dahin jedenfalls nicht helfen.

Aus dem Datencenter:

Automarkt USA im 1. Quartal 2023