Diese By-Wire-Systeme gehen demnächst in Serie

Seit Langem träumen Automobilhersteller von den Freiheiten, die Steer- und Brake-by-Wire bringen werden. Der Traum wird jetzt langsam wahr. "Wir gehen davon aus, dass Steer-by-Wire bis Ende dieses Jahrzehnts zur Standardlenkung im Pkw-Bereich wird", sagte ein ZF-Sprecher.

Die Friedrichshafener meldeten 2022 bereits mehrere Volumenaufträge internationaler Fahrzeughersteller für ihr Steer-by-Wire-System. Ein Kunde ist Nio. Ein Hersteller, so heißt es von ZF, werde das System noch 2023 in Serie bringen. Der japanische ­Zulieferer Hitachi Astemo will die elektrische Steuerung der Räder 2026 in Serie starten. Das elektronische Lenkrad, das für den Fahrer das Lenkgefühl simuliert, soll kurz danach folgen.

Schaeffler kann durch das inzwischen komplett übernommene Joint Venture Schaeffler Paravan auf dem Space-Drive-Konzept aufbauen. Dies hat Paravan entwickelt, um Fahrzeuge behindertengerecht auf elektronische Steuerung umzurüsten. 2024 soll die Technik auch für Kleinserien reif sein.

Über ein Steer-by-Wire-System für den Großserieneinsatz sei man "in fortgeschrittenen Kundengesprächen". Eine elektronische Hinterachslenkung produziert Schaeffler bereits seit Ende 2022 in Serie.

Eine Übergangslösung startet Schaeffler 2023 in chinesischen Nutzfahrzeugen. Dabei bleibt es bei einer hydraulischen Lenkung, die aber von E-Motoren gesteuert wird. Schaeffler liefert den elektrischen "Powerpack" und die Gesamtintegration.

Ähnlich lief auch die Verkabelung der Bremsen: Continental brachte bereits 2016 sein erstes elektrohydraulisches Bremssystem in Serie. Ein Prinzip, das sich immer weiter verbreitete: Ein E‑Motor bedient die Bremshydraulik, als Rückfallebene gibt es noch eine mechanische Notverbindung vom Bremspedal zur Hydraulik.

Im nächsten Schritt verbuchte Continental Ende 2022 einen Zwei-Milliarden-Euro-Auftrag ­eines nordamerikanischen Automobilherstellers, der ab 2025 ein "halbtrockenes" Bremssystem der Hannoveraner verbauen will: hinten rein elektrisch, vorn elektrohydraulisch.

Dass auch komplett trockene Bremssysteme machbar sind, zeigte Conti Kunden jüngst mit zwei Prototypen, die mit vier rein elektronischen Scheiben- beziehungsweise Trommelbremsen ausgestattet sind. Der Zulieferer Hitachi Astemo stellte Ende 2022 in Deutschland sein System mit elektromechanischen Bremsen vor. Er rechnet mit einem Produktionsstart 2028.

Ein Auftrag für Hella zeigt, dass ein – nicht genannter – deutscher Autohersteller 2025 ein ­By-Wire-System ohne mechanische Rückfallebene zwischen Bremspedal und Bremse verbauen will. Hella liefert ein "vollelek­trisches Brake-by-Wire-Pedal". Da dieses keine großen Kräfte mehr übertragen muss, sondern nur den Bremswunsch in elektronische Signale umsetzt und dem Fahrer ein haptisches Feedback gibt, kann viel Kunststoff eingesetzt werden. Das bringt laut ­Hella bis zu 20 Prozent Gewichtseinsparung.

Aus dem Datencenter:

Weltweite Umsätze mit Pkw-Komponenten - 2019 bis 2030