VDA: Kein Zurückdrehen des Verbrenner-Aus

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat Medienberichte über einen angeblichen Rückzieher der Europäischen Union beim Null-Emission-Ziel ab 2035 als unzutreffend zurückgewiesen.

Ein Sprecher des Verbandes sagte der Automobilwoche am Donnerstag: "Die aktuell kursierenden Berichte bringen einige Thematiken und Zuständigkeiten durcheinander und leiten daraus falsche Schlussfolgerungen ab."

Zudem handele es sich nicht um eine Entscheidung der EU: "Es geht nicht um die CO2-Flottenregulierung und nicht um die CO2-Grenzwerte von neu zugelassenen Fahrzeugen. Es geht um eine freiwillige Methodik. Und: Es geht hier nur um die Position des Ausschusses, die Trilogverhandlungen mit dem Rat sind noch ausstehend."

Auch andere Branchenexperten äußerten ihr Unverständnis über die Schlagzeilen in verschiedenen Zeitungen. Es wäre fatal, wenn die Autobranche auf eine Verlängerung der Verbrenner-Ära in reifen Märkten wie Europa setzen würde, warnte Maximilian Fichtner, Leiter des Ulmer Batterieforschungszentrums CELEST, im Gespräch mit der Automobilwoche.

"In einer Welt, in der Elektrofahrzeuge zweistellige Zuwachsraten verzeichnen und es in Fernost bereits jetzt mehrere Elektro-Modelle gibt, die günstiger sind als vergleichbare Verbrenner-Pkw, führt das Beharren auf der alten Technologie direkt in einen schrumpfenden Nischenmarkt. Unsere Autoindustrie wäre dann nicht mehr in der Lage, sich aus dieser Misere zu befreien und feindliche Übernahmen und Werksschließungen wären die Folge."

Die österreichische Boulevardzeitung "Kronen Zeitung" hatte am Dienstag über eine Abstimmung im EU-Ausschuss für Umwelt und Transport berichtet. Die Zeitung schreibt darin unter dem Titel "Knalleffekt bei E-Auto", "das Aus für Verbrenner-Motoren steht vor dem tatsächlichen Aus."

Tatsächlich stimmte der EU-Ausschuss aber lediglich für eine geänderte Erfassung von Treibhausgas-Emissionen bei Transportdienstleistungen ab. Diese soll künftig nach einheitlichen Kriterien für alle Verkehrsträger erfolgen, somit auch für Busse, Bahn und Mikromobilität.

Eine Gesamt-Ökobilanz für neu produzierte Fahrzeuge wird seit langem von zahlreichen Forschern empfohlen. Zuletzt hatte eine Ökobilanz-Studie des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) im Dezember für eine breite Diskussion in Fachkreisen gesorgt (die Automobilwoche berichtete darüber).

Unstrittig ist, dass bei E-Autos vor allem die Herstellung der Batterien große Mengen an CO2-Emissionen nach sich zieht - wobei dies allerdings davon abhängt, ob für diese Produktion überwiegend Kohle-Strom verwendet wird oder regenerative Energien.

Schon lange steht fest, dass die EU-Kommission 2026 eine Re-Evaluierung ihres Zero-Emission-Vorgabe ab 2035 vornehmen wird. Die noch nicht vom Parlament angenommene Empfehlung des Umwelt-Ausschusses könnte dafür sorgen, dass ab bei dieser Re-Evaluierung die gesamte Ökobilanz von Fahrzeugen entscheidend sein wird für ihre Zulassungsfähigkeit.

Dies könnte dazu führen, dass in der EU künftig noch deutlich stärker als bisher die gesamte Lieferkette inklusive des Herstellungsprozesses von Fahrzeugen über eine Typzulassung entscheidet.

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland im Februar 2024