Thomas Schäfer will neues Wir-Gefühl

Woran es bisher stets gescheitert ist, die Volumenmarken des VW-Konzerns enger zusammenzuführen und Synergien zu heben? Thomas Schäfer weiß es nur zu genau. Schließlich war er vor seinem Wechsel an die Spitze der Kernmarke Volkswagen Škoda-Chef. "Und in der Funktion habe ich mich immer dagegen gewehrt, ein Modell nach Deutschland zu geben", sagt er durchaus selbstkritisch. Denn das hätte die eigene Rendite nur geschmälert, da der interne Verrechnungspreis höher ist als die Lohnkosten in Tschechien. Und dass es womöglich dem Gesamtkonzern geholfen hätte, davon hätte Škoda nichts gehabt.

Das soll sich jetzt ändern. Denn Schäfer übernahm nach seinem Wechsel nach Wolfsburg auch den Vorsitz der Markengruppe Volumen, zu der neben Volkswagen auch Škoda, Seat, Cupra und Volkswagen Nutzfahrzeuge gehören. Und er will daraus endlich eine schlagkräftige Markenfamilie bilden, die an einem Strang zieht. "In der Vergangenheit war das mehr ein Verhakeln als ein Unterhaken", räumt Schäfer ein. "Damit ist jetzt endgültig Schluss!"

Die wichtigste Stellschraube hat Schäfer schon ausgemacht: den Bonus, der jährlich an Manager und Mitarbeiter ausgeschüttet wird. Statt nur am Erfolg der eigenen Marke soll der sich künftig am Abschneiden der gesamten Gruppe orientieren. "Das ist das Kernstück. Wenn Sie das nicht machen, ist alles Schall und Rauch."

Als wichtigste Baustelle hat er dabei das Produktionsnetz ausgemacht. Die Belegung der 23 Werke der Volumengruppe will er nicht mehr nach einzelnen Modellen vornehmen, sondern markenübergreifend nach Plattformen. "Das gibt enorme Effizienzmöglichkeiten." Als Vorbild dienen dabei Zwickau und Bratislava, wo bereits mehrere Marken gleich berechtigt vom selben Band laufen.

Die Idee ist nicht neu. Schon Konzernchef Herbert Diess hatte die Marschrichtung ausgegeben, endlich mehr Synergien zwischen den Marken zu heben und den Egoismen ein Ende zu machen. Weit gekommen ist er damit nicht. Zu tief sitzt die Erfahrung aus der Ära Ferdinand Piëch, der die Töchter gezielt in Konkurrenz gestellt hatte, um sie zu Leistung anzuspornen.

"Das kriegt man nicht so schnell aus den Köpfen raus", sagt ein Manager in Wolfsburg. Schäfers Vorgänger Ralf Brandstätter konnte daran wenig ändern. Zwar war auch er schon Sprecher der Volumengruppe. Doch ihm fehlte die Durchsetzungsmacht. Als einziger Schiedsrichter fungierte damals Diess, der aber meist andere Sorgen hatte.

Schäfer hat daraus gelernt. Als eine seiner ersten Amtshandlungen setzte er sich selbst an die Spitze aller Aufsichtsräte der Töchter. Und er beraumte monatliche Treffen aller Markenchefs an. Dort komme dann alles auf den Tisch. "Da haben wir schon Diskussionen und auch mal Gerangel", räumt Schäfer ein. "Aber deswegen gibt es kein Blutbad." Und am Ende sei auch klar, wer das Sagen habe. "Zum Schluss entscheide ich, in welche Richtung es geht."

Aus dem Datencenter:

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